Fünf Tage für Hanekes Erben

Die 16. video&filmtage bringen bis Montag junge Filmkunst auf die große Leinwand. Nachwuchsregisseure bis 22 geben einen Vorgeschmack darauf, wer einmal in die Fußstapfen von Michael Haneke oder Ulrich Seidl treten könnte.

Die jüngsten Erfolge österreichischer Regisseure bei den großen europäischen Festivals haben dem heimischen Film einen beträchtlichen Aufmerksamkeitsschub beschert. Wer sich fragt, wie es um das zukünftige Potenzial für österreichische Kinoerfolge steht, kann sich derzeit in Wien ein eigenes Bild machen: Die video&filmtage zeigen im wienXtra-cinemagic fünf Tage lang, was Österreichs cineastischer Nachwuchs so zu bieten hat.

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Georg Lembergh

Animiertes und Provokantes

Bis nächsten Montag ist bei freiem Eintritt ein bunter Themen- und Genre-Mix von ambitionierten jungen Regisseurinnen und Regisseuren zu sehen. Das Spektrum der 51 gezeigten Produktionen reicht von schrägen Genreparodien über Fantasy- und Animationsfilme bis hin zu brisanten Dokus. In der „Prime Time“ ab 16.00 Uhr stehen vor allem Trick- und Kurzspielfilme auf dem Programm. Ab 21.00 Uhr sind in einer „Nightline“ genannten Programmschiene neben Dokumentarfilmen auch durchaus gewagte und provokante Filmexperimente der jungen Kino-Avantgarde zu sehen.

Alte Hasen und junger Nachwuchs

Im Anschluss an jeden gezeigten Film findet eine Diskussion statt, in der eine Jury aus bekannten Persönlichkeiten der österreichischen Filmbranche live ihr Feedback gibt. Dabei sind zum Beispiel die Filmemacherinnen Jasmina Eleta und Ulrike Schweiger, der Medienpädagoge Günther Anfang und der Filmjournalist Dominik Kamalzadeh von „Der Standard“.

Auch das Publikum ist eingeladen, mit zu diskutieren. Zum Abschlusstag am 22. Oktober wählt die Jury die interessantesten Filme aus und kürt die Gewinner in einer großen Preisverleihung.

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Georg Lembergh

Gewalt-Exzesse und „Lebenslinien“

Das Spektrum der im Bewerb vertretenen Filme ist äußerst breit: Der Kurzfilm „Leander“ des 18-jährigen Florian Dobetsberger etwa lässt auf der Leinwand ein Gewalt-Szenario entstehen, das alle Fragen unbeantwortet lässt. Erbarmungslos wie Hanekes „Funny Games“ und technisch höchst professionell gemacht, dürfte der Film bei vielen Kinobesuchern 16 Minuten lang für Gänsehaut sorgen.

Die 20-jährige Regisseurin Sarah Hauber ist mit ihrer Film-Collage „Lebenslinie“ im Bewerb vertreten. Darin erzählen Hände Geschichten aus dem Alltag und geben Einblick in besondere Momente des Lebens. Eine Küche, drei Männer, ein Esslöffel Testosteron, eine Brise schlechte Laune und jede Menge italienisches Temperament - das sind hingegen die Ingredienzen für die unterhaltsame Produktion „Cucineros“ des 21-jährigen Max Hammels.

Traum und Wirklichkeit

Im Kurzfilm „Der Himmel so blau“ von Daniela Univazo trifft die Hauptdarstellerin auf ausgesprochen schräge Charaktere und erlebt zahlreiche absurde Momente. Die 15-jährige Filmemacherin lässt mit ihrem Beitrag die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen und wird wohl für Staunen im Kinosaal sorgen.

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Georg Lembergh

Horror und Kampf um Süßigkeiten

„The Dealer“ ist ein actiongeladener und zum Lachen anregender Clip über den gnadenlosen Kampf um kleine bunte Süßigkeiten. Die drei Schöpfer Annika Grondinger, Marlene Oberneder und Stefan Grondinger sind zwischen sieben und elf Jahre alt.

„In 10 Minuten bin ich da“ spricht der unbekannte Anrufer bei der Produktion „Wenn ich du wäre“ ins Telefon. Der Film lehrt dem Publikum mit Strichzeichnungen das Gruseln. Der experimentelle Animationsfilm von 15- und 16-Jährigen Filmemacherinnen und Filmemachern unterhält das Publikum mit Spielereien aus dem Horror-Genre und dem Hang zum Absurden.

Veranstaltungshinweis:

video&filmtage, 18. bis 22. Oktober, wienXtra-cinemagic

Performance zur Eröffnung

Zum Festivalauftakt sorgt zudem eine Eröffnungs-Performance für ein unorthodoxes Zusammenspiel aus Bildern und Tanz: Am 18. Oktober projizieren junge Visualisten eine bunte Bilderflut auf die Kinoleinwand und junge Tänzerinnen und Tänzer treten live mit den Bildern in Interaktion. Der VJ-Künstler bliak! und die Choreografin daniecell unterstützen die jungen Kunstschaffenden bei dem Projekt.

Nur wenige Tage nach dem Ende der video&filmtage beginnt am 25. Oktober Österreichs größtes Filmfestival - 300 Filme zum Viennale-Jubiläum.

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