Wie Österreich von Biomasse leben könnte

Wie kann sich Österreich bis ins Jahr 2050 selbst mit Energie aus Biomasse und Lebensmitteln versorgen? Laut dem Forschungsprojekt „Save our Surface“ müssten die Österreicher neben anderen Maßnahmen öfter auf Schnitzel & Co. verzichten.

Weniger tierische Produkte auf dem Teller, Energie und Material sparen sowie Stroh und Holz als Rohstoffe verwenden - so könnte sich Österreich bei zumindest gleichbleibenden Erträgen in der Land- und Forstwirtschaft mit seiner eigenen Biomasse versorgen.

Das ist das Ergebnis des kürzlich abgeschlossenen, vom Klima- und Energiefonds geförderten Forschungsprojekts „Save our Surface“, an dem zahlreiche Wissenschaftler von Technischer Universität Wien, Universität für Bodenkultur sowie den Universitäten Graz und Klagenfurt mitarbeiteten. Um diese Ziele zu erreichen, wären soziale und wirtschaftliche Umbauten nötig.

Maßnahmen „herausfordernd“

Klimaschutz und die Verknappung der fossilen Ressourcen machten es notwendig, dass erneuerbare Ressourcen ausgebaut werden, schreiben die Forscher. Daher habe man Szenarien entworfen, wie sich Österreich bis 2050 selbst mit Lebensmitteln, Stoffen und Energie aus Biomasse versorgen kann. Hintergrund seien auch vermehrte Landnutzungskonflikte.

Der völlige Verzicht auf Tierprodukte bei der Ernährung, also vegane Kost, würde sehr viele Flächen freisetzen, erklärte Projektkoordinator Andreas Exner von der EB&P Umweltbüro GmbH. Dies wäre freilich „gegen die Konvention“. Doch in manchen Regionen Österreichs, etwa auf den Almen, sei etwas anderes als eine tierische Produktion gar nicht möglich. „Es wäre daher ökologisch durchaus sinnvoll, dass man sie dort aufrechterhält“, sagte Exner.

Szenarien für Industrie schmerzlich

Für die Industrie wären im Projekt entworfene Szenarien durchaus „schmerzlich“, weil sie unterstellen, dass die industrielle Produktion nicht nur aufhört zu wachsen, sondern zurückgeht. Andere Maßnahmen wären bloß „herausfordernd“, etwa dass man den Recyclinganteil bei Stoffen sehr stark erhöht und in die weitere Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität investiert, etwa über die Züchtung und die landwirtschaftliche Forschung.

Soziale und wirtschaftliche Anpassungen zu einer sogenannten solidarischen Postwachstumsgesellschaft könnten die Konkurrenz um Flächen minimieren und wären für die nötige, drastische Reduktion von Energieverbrauch und wirtschaftlicher Produktion erforderlich, so die Forscher. „Eine solidarische Postwachstumsgesellschaft ist nicht auf persönliches wirtschaftliches Wachstum angewiesen und könnte von dem zu hohen Verbrauch von Energie und Stoffen auf ein niedrigeres, sozial und ökologisch verträgliches Niveau herunterkommen“, erklärte Exner.

Appell an Solidarität

Das Projektteam sei nach intensiver Recherchearbeit und vielen Diskussionen zu der Sicht gekommen, dass dafür zwei Dinge ausschlaggebend wären: Gemeingüter und solidarische Ökonomien. Dies wären Wirtschaftsweisen, die strukturell in der Lage sind, die Produktion an den Bedürfnissen zu orientieren und nicht an der Profitmaximierung, so Exner: „Denn ein Ergebnis unserer Analyse war, dass die Profitmaximierung den Wachstumszwang und -drang der jetzigen Wirtschaftsweise verursacht“.

Für beides gebe es schon viele Beispiele, die Herausforderung läge darin, sie zu vernetzen, auszubauen und Schwächen zu beseitigen, sagte Exner. Solidarische Ökonomie wäre etwa in Brasilien bereits offizielle staatliche Politik, und in Österreich seien die Agrargemeinschaften ein flächenwirksames Beispiel für Gemeingüter, „auch wenn sie viele Schwächen haben und sehr viel Kritik auf sich gezogen haben“.

Diese sozialen Neuerungen sollten von den Menschen selbst ausgehen, die Politik hätte idealerweise einen ermöglichenden und unterstützenden Charakter, so Exner. Sie hätten nachweislich positive ökologische Folgen und würden zu mehr sozialer Gleichheit führen. Damit könne man gleich einen deutlichen Konsumanteil „schmerzlos“ einsparen, weil seine Ursache wegfällt. „Denn ein hoher Anteil des jetzigen Konsums hat mit sozialer Ungleichheit zu tun, nämlich der Statuskonsum aus Gründen der Konkurrenz“, sagte Exner.

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