Viele Hausbesitzer gegen Gedenktafeln

Sie gehören mittlerweile zum Stadtbild: Die Steine und Gedenktafeln, die an die verschleppten und im Konzentrationslager ermordeten jüdischen NS-Opfer erinnern. Doch viele Hausbesitzer sind gegen die Anbringung einer Gedenktafel an der Fassade, heißt es von zwei Vereinen.

Gedenktafel "Steine der Erinnerung"

http://www.steinedererinnerung.net/

„Die meisten Hausbesitzer wollen Tafeln nicht“

Weil die Hauseigentümer oftmals die Anbringung einer Gedenktafel an der Fassade des Hauses verweigern, wird in Form eines Steines im Gehsteig vor dem Haus an die deportierten Opfer gedacht: „Die Hauseigentümer glauben, dass die Tafel und die Hausmauer beschmiert und beschädigt werden könnte“, sagte Gerhard Burda vom Verein „Steine des Gedenkens“ in der Landstraße.

„Es ist nach wie vor so, dass die meisten Hausbesitzer die Tafeln nicht wollen“, bestätigte auch Elisabeth Ben David-Hindler von der Initiative „Steine der Erinnerung“. Zum Großteil bekomme der Verein für das Anbringen der Tafeln von den Hausbesitzern keine Erlaubnis und bei mehreren Eigentümern, reiche schon das Nein einer Partei.

„Ist so, als hätten meine Großeltern einen Grabstein“

Die Initiative „Steine des Gedenkens“, die bereits 2006 ins Leben gerufen wurde, konzentriert sich auf den Bezirk Landstraße. In Zusammenarbeit mit dem Bezirksmuseum greift der Verein auf eine 13.300 Personen umfassende Datenbank der jüdischen Bewohner des Bezirks bis 1939/40 zurück. Bisher wurden 18 Tafeln montiert.

Das Projekt „Steine der Erinnerung“ ist hingegen seit 2005 in Wien aktiv. Der kleine Verein hat es sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht, den Opfern der nationalsozialistischen Konzentrationslager dort zu gedenken, wo sie gewaltsam abtransportiert wurden - mit schlichten Messingtafeln, auf denen der Name und die Kurzbeschreibung der Schicksale dieser Menschen zu lesen sind. Unterstützt wird das Projekt von der Stadt, dem Nationalfonds und privaten Spendern.

„Es ist für mich so, als hätten meine Großeltern nun endlich einen Grabstein bekommen“, sagte Barbara Zeisl anlässlich einer Verlegung der „Steine der Erinnerung“. Ihren Eltern gelang 1938 die Flucht aus Wien in die USA, ihre Großeltern wurden aber direkt vor ihrem Wohnhaus in der Heinestraße 42 verschleppt und im Konzentrationslager ermordet.

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