Parkpickerl: Schlagabtausch per Umfrage

Die Causa Parkpickerl wird zum Umfragenschlagabtausch: Nachdem die Stadt Zahlen vorgelegt hatte, wonach 59 Prozent der Wiener Autofahrer das Parkpickerl positiv beurteilten, konterte der ÖAMTC mit einer Studie, die weniger positiv ausfiel.

Für die Erhebungen im Auftrag des ÖAMTC wurden zwischen 1. und 17. Oktober 700 Wiener und 300 Pendler aus dem Umland befragt - und zwar repräsentativ in Alter, Geschlecht und Mobilitätsverhalten, wie Werner Beutelmeyer, Geschäftsführer des beauftragten market-Instituts, bei einer Pressekonferenz versicherte.

Unter den Wienern sprachen sich 49 Prozent sehr oder eher gegen die Ausweitung der flächendeckenden Kurzparkzone aus, 28 Prozent waren sehr oder eher dafür. Der Rest antwortete mit „weder noch“. Die Anti-Pickerl-Fraktion bei den Pendlern wiederum betrug 56 Prozent, jene der Befürworter 14 Prozent.

Viele Betroffene in Anti-Gebühren-Fraktion

Beutelmeyer wies darauf hin, dass innerhalb jener Gruppe der Wiener, die sich von der Pickerlausweitung betroffen fühlt, die Ablehnung mit gut 70 Prozent besonders hoch sei. Als Argumente dagegen wurden allen voran „Abzocke“ und der Zweifel, dass die Maßnahme tatsächlich mehr Parkplätze bringt, angeführt. Im Pro-Pickerl-Sektor dominierte indes die Begründung, dass dies sehr wohl die Parkplatzsituation verbessere.

Das market-Institut hat sich auch nach den Wünschen der Befragten rund um Parkgebühren erkundigt, wobei je 53 Prozent der Wiener sowie der Pendler Schritte als notwendig erachteten, um den Autoverkehr zu reduzieren. „Die Mehrheit hat also Verständnis für die Parkraumbewirtschaftung, aber sie muss fair sein“, folgerte Berhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung. Nicht gerade überraschend konnte sich auch mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer für längere Abstellzeiten und billigere Garagenplätze erwärmen.

Der Autofahrerclub sieht sich darin in seiner Forderung nach „grünen Zonen“ außerhalb des Gürtels bestätigt. Dort sollte man zwar fürs Parken zahlen müssen, allerdings ohne Zeitlimit stehen bleiben dürfen. Gefordert wurde außerdem der Bau weiterer Park-&-Ride-Anlagen sowie eine Zweckbindung der Einnahmen durch die Parkgebühren für die Errichtung von Anrainergaragen mit günstigen Tarifen.

Laut Stadt sehen 59 Prozent eine Verbesserung

Eine davor präsentierte Erhebung der Stadt zeigte hingegen vor allem die positiven Effekte des Parkpickerls. Demnach ist der Verparkungsgrad in einzelnen Bezirksteilen markant gesunken. Die Stellplatzauslastung ging vormittags von 95 auf 56 Prozent zurück. Und unter 500 Autobesitzern, die ihren Hauptwohnsitz in einem der neuen Pickerlbezirke haben, waren 59 Prozent der Ansicht, dass sich die Parkplatzsituation seit Gebühreneinführung verbessert habe - mehr dazu in Parkpickerlbezirke: 40 Prozent mehr freie Parkplätze.

Der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch übte Kritik an der präsentierten ÖAMTC-Umfrage. Diese gebe nämlich keinerlei Auskunft darüber, in welchen Gebieten Wiens gefragt wurde: „Denn eines ist klar: In Gegenden, wo die Parkraumbewirtschaftung nicht eingeführt wurde, gibt es Parkplatzprobleme.“ Dass Pendler, die bis vor kurzem kostenlos geparkt haben, weiterhin nichts zahlen wollen, sei von vornherein klar gewesen. Es gehe aber um Verkehrslenkung und mehr öffentlichen Raum, argumentierte Maresch.

Argumentativen Rückenwind verspürten hingegen FPÖ und ÖVP. Für den blauen Rathaus-Klubchef Johann Gudenus sind die ÖAMTC-Zahlen ein Beleg dafür, „wie realitätsfern diese rot-grüne Stadtregierung ist“. ÖVP-Chef Manfred Juraczka ortet ebenfalls einen Beleg dafür, „dass die vermeintliche ‚Erfolgsgeschichte Parkpickerl‘ in Wahrheit ein gewaltiger Flop ist“. Die Ergebnisse sollten der grünen Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou zu denken geben.

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