Mangel an Kinderärzten droht

Wien droht ein Kinderfachärztemangel. Bereits jetzt sind drei Viertel 50 Jahre und älter. Wegen schlechter Rahmenbedingungen sei auch die Nachfolge nicht flächendeckend gewährleistet, kritisieren Experten. Grund dafür ist etwa die Schlechterstellung bei den Honoraren.

Kinderfachärzte werden derzeit so bezahlt wie Allgemeinmediziner, obwohl sie in einem Fach ausgebildet sind. Und die Honorare bei den Kinderärzten stagnieren seit Jahren. So ist etwa der Betrag für fünf vorgesehene Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen seit 18 Jahren nicht erhöht worden. Deshalb sei die Motivation, sich in diesem Fach ausbilden zu lassen, geringer, meinen Experten.

Fast drei Viertel der 366 Kinderfachärzte in Wien sind jetzt schon 50 Jahre und älter. Genügend Nachfolger seien nicht in Sicht, kritisierte Marion Rinnofner vom Verein „Verantwortung und Kompetenz für besondere Kinder und Jugendliche“ (VKKJ).

Expertin: „Massive fachspezifische Unterversorgung“

„Dann wird es in naher Zukunft, bereits in den nächsten zehn Jahren, zu einer massiven fachspezifischen Unterversorgung von Kindern kommen“, sagte Rinnofner gegenüber Radio Wien. Sie fordert daher die Ärztekammer auf aktiv zu werden und Kinderfachärzte gesellschaftlich wie auch finanziell aufzuwerten.

Ärztekammer kennt Problem

Der Wiener Ärztekammer ist das Problem bekannt. Vor allem in Bezirken, wo viele Familien leben, gebe es kaum Bewerber. Derzeit würden Verhandlungen mit der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) laufen, bei denen es um eine zeitgemäße Entlohnung der Leistungen gehe.

Denn ein Kinderfacharzt bekommt 57,50 Euro pro Quartal für die Behandlung eines kranken Kindes - egal wie oft es in die Praxis kommt. „Dabei benötigt man für die Behandlung eines Kindes in der Regel wesentlich mehr Zeit als für die eines Erwachsenen“, sagte Rinnofner.

Den befürchten Kinderärztemangel sieht die Wiener Gebietskrankenkasse allerdings nicht: Es gebe in Wien derzeit 24 Interessenten für einen Posten, außerdem werde mit dem Ausbau von drei Therapiezentren dem erforderlichen Bedarf an ambulanten Plätzen Rechnung getragen, hieß es.

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