Kunstkammer: Der Countdown läuft

Die Vorbereitungen für die Eröffnung der Kunstkammer im KHM laufen auf Hochtouren. Am 28. Februar wird die bedeutende Kunstsammlung nach zehnjähriger Schließung wieder zugänglich sein. Zu sehen ist unter anderem die Saliera.

2.162 Objekte werden in der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums (KHM) zu sehen sein. Darunter wohl das bekannteste ist die Saliera von Benvenuto Cellini. Das kostbare goldene Salzfass war durch seinen Diebstahl im Jahr 2003 und seine Rückkehr 2006 zu weltweiter Berühmtheit gelangt.

Die Saliera ist die einzige erhaltene, gesicherte Goldschmiedearbeit Cellinis. Sie entstand während seines Aufenthalts in Paris von 1540 bis 1543 im Auftrag von König Franz I. von Frankreich. Als Geschenk König Karls IX. gelangte das Salzfass an Erzherzog Ferdinand II. (von Tirol), der den König bei dessen Hochzeit mit Erzherzogin Elisabeth 1570 vertreten hatte. Dieses außerordentlich kostbare Tafelgerät, das Cellini seinen eigenen Angaben nach aus Goldblech freihändig getrieben hat, ist gleichzeitig eine allegorische Darstellung des Planeten Erde.

Salzfass (Saliera)
Benvenuto Cellini
1540-1543, Paris
Gold, Email, Ebenholz, Elfenbein
H. 26,3 cm , L. 28,5 cm, B. 21,5 cm

Wien, Kunsthistorisches Museum

Die Saliera von Benvenuto Cellini.

Gold und Elfenbein, Edelhölzer und Bronze

Auf Sicherheitsvorkehrungen wurde bei der Sanierung der Kunstkammer großer Wert gelegt. Die Direktorin des KHM, Sabine Haag, wollte aber keine Details dazu verraten.

Joseph I. als römischer König zu Pferd (663 KB)
Matthias Steinl
 1693 datiert, Wien
 Elfenbein
 H. 47,5 cm

Wien, Kunsthistorisches Museum

Joseph I. als römischer König

Viel mehr verraten wird aber über die Kunstkammer selbst. Derzeit wird noch die Eröffnung vorbereitet: Kostbare Elfenbeinarbeiten wie eine rund 48 Zentimeter hohe Statuette, die Joseph I. als römischen König zu Pferd zeigt, Prunkkelche aus Gold und Tapisserien werden auf der 2.717 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche neu aufgestellt und beschriftet.

Die Palette der Ausstellungsstücke reicht von der Saliera über die Krumauer Madonna, meisterhafte Bronzestatuetten, filigrane und bizarre Elfenbeinarbeiten, virtuose Steingefäße bis hin zu wertvollen Uhren, komplizierten Automaten, merkwürdigen wissenschaftlichen Instrumenten und kostbaren Spielen. In den Sälen der Kunstkammer werden I-Pads montiert, die zu all den ausgestellten Objekten Hintergrundinformationen liefern.

Bedeutendste Kunstkammer mit Anfang im Mittelalter

Die Kunstkammer Wien ist seit zehn Jahren geschlossen. Mehrere Jahre lang wurde die Restaurierung vorbereitet und dann durchgeführt. Sie gilt als die bedeutendste Kunstkammer der Welt und soll ab 28. Februar wieder für alle zugänglich sein. Die Wiedereröffnung und die zeitgemäße Präsentation der als einzigartig geltenden Sammlung stellen eines der wichtigsten Kulturprojekte Österreichs dar. Laut KHM sind sie für das imperiale Erbe Wiens von großer historischer Bedeutung.

Eine Kunstkammer galt in ihrer Zeit als ein Spiegelbild des Kosmos und der Welt, das im Mikrokosmos der Sammlungsbestände erfahrbar werden sowie Wissen und Staunen darüber vermitteln sollte.

Die Wurzeln der Kunstkammer reichen bis in mittelalterliche Zeiten zurück, als Herzog Rudolf IV. (1339–1365) anregte, einen habsburgischen Hausschatz zu begründen. Ursprünglich handelte es sich dabei „nur“ um eine Ansammlung von Kostbarkeiten – Gerätschaften aus Gold und Silber, Münzen, Edelsteine und Schmuckstücke, aber auch die für das Haus Habsburg maßgeblichen Urkunden, Insignien und Reliquien.

Die Sammlung wurde größer und größer. Im 15., vor allem aber im 16. und 17. Jahrhundert kamen mehrere bedeutende Bestände hinzu, die den heutigen Reichtum der Kunstkammer Wien bilden: jene der Kaiser Friedrich III., Maximilian I., Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolf II. bzw. diejenigen der Erzherzöge Ferdinand II. von Tirol und Leopold Wilhelm.

Visualisierung

hg merz architekten

Kunstkammer in drei Bereiche gegliedert

Die Kunstkammer umfasst insgesamt 20 Räume, die sich in drei Sektionen gliedern. In den ersten drei Sälen geht es um die höfische Sammlungskultur vom Mittelalter bis zur Renaissancezeit.

In der zweiten Sektion treten die wichtigsten habsburgischen Erzherzöge und Kaiser des 16. und 17. Jahrhunderts durch Gemälde und Büsten inmitten ihrer Sammlungen in Erscheinung. Mit der Saliera, der Kunstkammer Kaiser Rudolfs II. und der konzentrierten Aufstellung des großartigen Exotica- Komplexes der Kunstkammer Wien bietet dieser zentrale Bereich der Neuaufstellung eine dichte Abfolge außergewöhnlicher Höhepunkte.

In der dritten Sektion setzen sich jene hochbarocken habsburgischen Auftraggeber in Szene, deren primäre Sammlungsintention sich auf dynastische und politische Repräsentation konzentrierte und sich weniger mit der Weiterführung des Kunstkammerkonzepts ihrer Vorfahren beschäftigte.

Tickets mit Zeitfenster

Bereits seit Ende November läuft der Online-Ticketverkauf für die Kunstkammer. Alle Termine für Gruppen sind bis in den Herbst reserviert, für Einzelpersonen gibt es noch Tickets mit genauer Zeitfenster-Angabe für den Besuch. So sollen Wartezeiten vermieden werden. Jahreskartenbesitzer haben automatisch eine Eintrittskarte für die Kunstkammer.

Links: