Kurden-Demo nach Paris-Morden

Hunderte Kurden haben am Samstagnachmittag in Wien gegen die Ermordung dreier kurdischer Aktivistinnen in Paris protestiert. In der Nacht auf Samstag ist eine Glastür zu einem kurdischen Lokal in Rudolfsheim-Fünfhaus eingeschlagen worden.

Die Demonstranten brachten ihren „Unmut gegen den türkischen Staatsterror“ zum Ausdruck, hieß es in einer Erklärung des kurdischen Vereins Feykom, die auf der Kundgebung verteilt wurde. Man wolle die österreichische Gesellschaft auf die „Vernichtungspolitik“ der Türkei gegenüber den Kurden aufmerksam machen.

Vor dem Parlament skandierte die Menge „Erdogan, Terrorist“, in Anspielung auf die Überzeugung vieler Kurden, der türkische Staat und die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan habe bei der Bluttat seine Hände im Spiel gehabt. Laut Polizei nahmen rund 250 Menschen an der Demonstration teil, nach Angaben der Veranstalter waren es rund 500. Wie in Wien gab es auch in einigen anderen europäischen Städten Demonstrationen von Kurden.

Kurden-Demo

APA/Herbert Neubauer

Glastür zu Kurdenlokal demoliert

Politisch motiviert war laut Feykom auch ein Zwischenfall, bei dem in der Nacht auf Samstag in Rudolfsheim-Fünfhaus die Glastür an einem Vereinslokal und Informationsbüro von Kurden eingeschlagen wurde. Die Polizei bestätigte, dass der Angriff mit einer Metallstange, wie sie bei Gehsteigabsperrungen verwendet wird, verübt wurde. Verletzt wurde niemand. Das Lokal war zum Tatzeitpunkt leer.

Erdogan über Hollande verärgert

Nach der Ermordung dreier Kurdinnen in Paris hat die türkische Regierung von Frankreichs Präsident Francois Hollande eine Erklärung für dessen Kontakte zu einer der in Paris getöteten Kurdinnen verlangt. Hollande müsse umgehend öffentlich den Hintergrund der Begegnungen erläutern, forderte Ministerpräsident Tayyip Erdogan am Samstag.

„Was für eine Art Politik ist das?“, fragte er bei einer live im Fernsehen übertragenen Rede vor Unternehmern und an die Adresse Hollandes gerichtet. Der französische Präsident hatte am Donnerstag vor Journalisten gesagt, eine der getöteten Frauen sei ihm und vielen Politikern bekannt gewesen, weil sie regelmäßig Treffen initiiert habe. Alle drei Opfer hatten Verbindungen zur militanten PKK, die von der EU als Terrorgruppe betrachtet wird - mehr dazu in ORF.at.