„Standard“-Herausgeber Oscar Bronner ist 70

Am Montag hat „Standard“-Herausgeber Oscar Bronner seinen 70. Geburtstag gefeiert. Bronner war auch Gründer der Magazine „trend“ und „profil“. Laut eigener Aussage gründete er immer nur die Medien, die er auch selbst „lesen wollte“.

Der 1943 in Haifa in Israel geborene Sohn des 2007 verstorbenen Kabarettisten, Komponisten und Schriftstellers Gerhard Bronner kann auf eine sehr abwechslungsreiche Karriere zurückblicken. Nachdem die Familie 1948 aus dem Exil nach Österreich zurückkehrte, studierte Bronner Soziologie, Philosophie und Psychologie in Wien und sammelte erste journalistische Berufserfahrung bei den Tageszeitungen „Express“ und „Kurier“.

„Profil“ 1970 erstmals erschienen

Im Jänner 1970 gründete er das Magazin „trend“. Im Editorial schrieb Bronner damals, Wirtschaftspublizistik sei eine heikle Sache, er vertraue aber darauf, dass es genügend mündige Personen gebe, die „an einer unabhängigen, kritischen und modernen Wirtschaftsberichterstattung interessiert sind“.

Oscar Bronner

APA/Barbara Gindl

„Standard“-Herausgeber Bronner

Das „profil“ erblickte im September 1970 das Licht der Welt. Auch mit dessen Konzept eines unabhängigen Nachrichtenmagazins reüssierte Bronner. Anlässlich des 40. Geburtstags des Magazins sagte er: „Ich bin nicht der Typ Verleger, der auf der Suche nach Marktlücken ist. Ich habe immer nur die Medien gegründet, die ich lesen wollte.“

Von Wien nach New York

Mitte der 70er Jahre änderte sich dann für einige Zeit der Lebensmittelpunkt Bronners - nicht nur in geografischer Hinsicht. 1974 verkaufte er den Wirtschaftstrend-Zeitschriftenverlag und ging auf „ein halbes Jahr“ nach New York. Aus dem halben Jahr sollten 13 Jahre werden, in denen er als Zeitungsleser von der „New York Times“ verwöhnt wurde und sich seiner Malerei widmete. „Da konnte ich mir wieder nicht vorstellen, das jemals aufzugeben, um noch eine Zeitung zu machen“, erinnerte sich Bronner 2011 in einem Interview.

Es sollte allerdings anders kommen, denn 1988 setzte Bronner seine Idee von einer „liberalen Tageszeitung mit Weltformat“ in die Tat um und gründete den „Standard“, der erstmals am 19. Oktober desselben Jahres erschien. Die erste österreichische Zeitungsgründung seit 16 Jahren sorgte für einiges Aufsehen.

Bronner trat mit einer „intelligenten, mündigen, überregionalen“ Tageszeitung an, die von allen Interessengruppen unabhängig sei, wie er damals sagte. Partner war der deutsche Springer Verlag, den er 1995 auskaufte. 1998 übernahm der Süddeutsche Verlag 49 Prozent am „Standard“, pünktlich zum 20. Geburtstag 2008 kaufte Bronner aber auch diese Anteile wieder zurück.

Journalismus-Sonderpreis aus Protest abgelehnt

„Wir sind in einem so stark konzentrierten Markt eine Art gallisches Dorf, das auf niemanden Rücksicht nehmen muss“, kommentierte der Herausgeber den Rückkauf. „Das ist mir sehr sympathisch.“

Im selben Jahr lehnte Bronner, der zwischendurch auch Vizepräsident des Verbands Österreichischer Zeitungen war, den Sonderpreis des „Österreichischen Journalisten“ für sein Lebenswerk ab, da „Kronen Zeitung“-Kolumnist Michael Jeannee ebenfalls geehrt werden sollte. Dieser repräsentiere „eine Form des Journalismus (...), die meinem Lebenswerk diametral entgegensteht“, begründete Bronner seine Verweigerung.

Gespräch „Über Medien und über das Land“

Die jüngsten Umwälzungen in der Medienlandschaft sind auch am „Standard“ nicht spurlos vorübergegangen, wie die Proteste der Onlinejournalisten im Haus deutlich machten. Bronner betonte dabei sein „Bemühen um würdig entlohnten Qualitätsjournalismus“, verwies aber gleichzeitig auf Finanzierbarkeit.

Künftig wird wohl die Malerei wieder einen größeren Platz in seinem Leben einnehmen, wie er anlässlich der Ernennung von „Standard“-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid zur Koherausgeberin sagte. „Über Medien und über das Land“ spricht Bronner außerdem am 24. Februar mit Peter Huemer im Wiener Stadttheater Walfischgasse.