Nur Wiener stimmten für Berufsheer

Nur in Wien haben die Wahlberechtigten mehrheitlich für ein Berufsheer votiert. 54,2 Prozent stimmten für eine Umstellung, 45,8 Prozent wollten auch weiterhin die Wehrpflicht. Die Wahlbeteiligung war in Wien am niedrigsten von ganz Österreich.

Ergebnisse im Detail

Alle Ergebnisse der Volksbefragung sind auf einer eigenen Infoseite in news.ORF.at abrufbar, hier sind die Wiener Bezirksergebnisse online.

Wien hat als einziges Bundesland für ein Berufsheer bei der Volksbefragung gestimmt. Vor allem in den Innnenstadt-Bezirken Mariahilf und Neubau gab es mit 60 Prozent eine deutliche Mehrheit. Nur drei Bezirke votierten für die Beibehaltung der Wehrpflicht - mehr dazu in Wehrpflicht: So stimmten Bezirken ab.

Wahlbeteiligung in Wien deutlich geringer

Insgesamt gingen in Österreich 49 Prozent der Wahlberechtigten wählen, in manchen Bundesländern waren es sogar deutlich mehr. Nicht so in Wien - hier gaben nur 40,24 Prozent ihre Stimme ab. Die Briefwahlstimmen werden erst am Montag ausgezählt.

Häupl: „Nehme Ergebnis zur Kenntnis“

„Als Demokrat habe ich das zur Kenntnis zu nehmen, auch wenn ich anderer Meinung bin", so Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) in einer ersten Reaktion. Er sprach sich für eine rasche Reform des Heeres aus. „Ich war immer der Auffassung, dass hier eine Systemfrage zu entscheiden ist und das ist nun passiert“, so Häupl im ORF-Interview - mehr dazu in Häupl für rasche Reformen beim Heer.

Video: Bürgermeister Häupl im Interview mit ORF-Wien-Chefredakteur Paul Tesarek

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

ÖVP und FPÖ sehen Niederlage von Häupl

Die Wiener ÖVP und die FPÖ orteten hingegen trotz der Mehrheit für das Berufsheer in Wien eine Niederlage der Rathaus-SPÖ und damit auch von Bürgermeister Häupl (SPÖ). Die Grünen sehen in dem Ergebnis ein klares „Ja zum Zivildienst“ - mehr dazu in ÖVP und FPÖ sehen Niederlage von Häupl.

Diskussionsthema seit Wien-Wahl 2010

Die bundesweite Volksbefragung war eine Premiere. Sie ist rechtlich nicht bindend, die Regierungsparteien haben sich allerdings verpflichtet, dem Votum der Wähler zu folgen. Die Abstimmung ist der Höhepunkt eines mittlerweile über zwei Jahre andauernden Streits zwischen den beiden Regierungsparteien SPÖ und ÖVP.

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) schwenkte dabei 2010 wenige Tage vor der Wien-Wahl um und forderte eine Volksbefragung über die allgemeine Wehrpflicht. An der SPÖ-Spitze begann daraufhin ein rasanter Meinungsschwenk.

Heer beschäftigt in Wien 5.400 Personen

In Wien hält sich derzeit der Anteil an Grundwehr- und Zivildienern die Waage. Von den 6.000 jährlich als tauglich befundenen Männern geht rund die Hälfte zum Heer, die andere Hälfte arbeitet als Zivildiener vor allem bei der Rettung oder in der Behindertenhilfe. Das Bundesheer ist derzeit in Wien für rund 5.400 Menschen Arbeitgeber. Darin finden sich Berufssoldaten genauso wie die Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums, das in Wien angesiedelt ist. Jährlich werden knapp 76 Millionen Euro durch das Heer in Wien ausgegeben.

Links: