Immofinanz-Prozess: „Kein Sonnengott“

Am zweiten Tag des Immofinanz-Strafprozesses ist der frühere Chef Karl Petrikovics einvernommen worden. Er wies dabei den Ruf eines „Sonnengottes“ zurück, ihm und drei weiteren Angeklagten wird Untreue vorgeworfen.

Karl Petrikovics

APA/Fohringer

Petrikovic verteidigte sich bei Einvernahme

„Siege haben viele Väter, die Niederlagen trägt man allein“, meinte der Ex-Bank-Chef. Dass er an den maßgeblichen Abläufen beteiligt war, bezeichnete er „ja wohl als meine Aufgabe“. Petrikovics wies die Darstellung von Staatsanwalt Sackmann über sein Fixum als Bankchef zurück, sein Fixgehalt habe 110.000 Euro betragen.

Die Constantia Privatbank hat laut Petrikovics einen Management-Vertrag mit der Immofinanz und der Immoeast abgeschlossen. Sie stellte die ganze Infrastruktur und die Mitarbeiter für die beiden Immo-Gesellschaften, im Gegenzug erhielt die Bank ein fixes Honorar - in Höhe von 0,6 Prozent des Immo-Vermögens bzw. ein Prozent bei Neu-Akquisitionen, so Petrikovics.

Schwager: Petrikovics war Mastermind

Der ebenfalls angeklagte frühere Aufsichtsratsvizechef der Bank, Heinrich Schwager, bezeichnete Petrikovics als Mastermind für die gesamte Bank und die Immofinanz-Gruppe. Schwager selbst habe viel für das Vermögen der Familie Turnauer getan, unter anderem als Sekretär der Turnauer-Stiftungen in der Schweiz. Auf Anraten seines Anwalts beantwortete Schwager keine Fragen des Staatsanwalts.

Auch der Angeklagte Christian Thornton, früher Geschäftsführer bei Tochterfirmen der Immofinanz, meinte, dass Petrikovics alle Entscheidungen getroffen hätte. Er fühle sich von Petrikovics benutzt, da manche Sachverhalte nicht so waren wie sie vom damaligen Chef dargestellt wurden.

Der dritte Angeklagte Ernst Hable meinte, mit keiner der Constantia-Gesellschaften etwas zu tun gehabt zu haben.

Befangenheitsantrag wurde abgelehnt

Der von Anwalt Georg Zanger am ersten Prozesstag eingebrachte Befangenheitsantrag gegen den Gerichtssachverständigen Gerhard Altenberger wurde von Richterin Claudia Moravec-Loidolt abgelehnt. Derzeit würden keine Gründe vorliegen, die die Unvoreingenommenheit und Sachkenntnis Altenbergers in Zweifel ziehen würden.

Die vier Angeklagten im Immofinanz-Prozess müssen sich wegen Untreue verantworten, sie haben sich am ersten Prozesstag für nicht schuldig erklärt. Das Verfahren gegen den füfnten Angeklagten Norbert Gertner wurde am Montag ausgeschieden, da Gertner erkrankt ist - mehr dazu in Immofinanz-Prozess: „Bereicherung“.