Niemetz: Betrieb trotz Sanierungsverfahren

Der Schwedenbombenhersteller Niemetz versucht der drohenden Pleite zu entgehen: Das Unternehmen hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Auf diese Weise will Niemetz den Schuldenberg abtragen. Der Betrieb geht weiter.

Niemetz Schwedenbomben

ORF

Traditionsfirma vor dem Aus?

Die Insolvenz des Schwedenbombenproduzenten betrifft genau genommen alle drei Gesellschaften der Niemetz-Gruppe. Die Passiva belaufen sich laut dem Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) auf insgesamt knapp fünf Mio. Euro, wobei etwa drei Mio. Euro davon fällig sind.

Betroffen sind rund 70 Gläubiger und 66 Dienstnehmer. Die Niemetz-Geschäftsführung versicherte indes via Aussendung, die Weichen für einen „erfolgreichen Fortbestand“ des Unternehmens stellen zu wollen. Man verzeichne ungebrochene Nachfrage und insofern eine gute Auftragslage.

Sanierungsplan sieht 20-Prozent-Quoten vor

Für alle drei Gesellschaften - die Walter Niemetz Gesellschaft m.b.H., die Walter Niemetz Süßwarenfabrik - Fabrikation von Zucker-, Schokolade-, Konditorei- und Dauerbackwaren GmbH & Co KG und deren Komplementärin, die Niemetz Süßwaren Produktion GmbH, werden dem Sanierungsplan zufolge 20-Prozent-Quoten innerhalb von zwei Jahren ab Annahme angeboten. Gläubiger können ihre Forderungen bis zum 20. bzw. 26. März anmelden. Der Betrieb läuft unterdessen weiter.

Niemetz verweist auf erfolgte Sanierungsschritte

Seitens des Unternehmens wurde auf bereits erfolgte Sanierungsschritte in den vergangenen Monaten verwiesen. Der Süßwarenhersteller hatte unter anderem gegen Ende 2012 sein Firmengebäude im dritten Bezirk verkauft, kann dort allerdings noch drei Jahre lang produzieren - mehr dazu in Aus für „Schwedenbomben“-Fabrik. Nicht zuletzt dadurch habe man den jahrelang hohen Schuldenstand innerhalb der vergangenen zwei Jahre halbieren können.

Man habe alle Bankverbindlichkeiten begleichen können, das zuständige Finanzamt habe allerdings „entgegen einer Zahlungsvereinbarung voreilig Konkursantrag gestellt und uns damit die Chance genommen, die finanziellen Schwierigkeiten ohne Insolvenzverfahren zu bewältigen“, so Niemetz-Geschäftsführer Steve Batchelor in der Aussendung - mehr dazu in Konkursantrag gegen Niemetz.

Man suche derzeit auch keinen Käufer, so Batchelor weiter. Die zuletzt zurückgefahrene Produktion soll nun wieder auf Normalniveau erhöht und der Mitarbeiterstand von knapp 70 Personen gehalten werden. „Ich sehe eine gute Chance, ohne externe Beteiligung eine erfolgreiche Sanierung über die Bühne zu bekommen“, ergänzte Werner Albeseder vom Kommunikations- und Finanzierungsberater Prime Corporate Finance, der auch Niemetz betreut.

Kündigungen nicht geplant

In den vergangenen Wochen sei die Süßwarenherstellung infolge der angespannten Lage zurückgefahren worden, Löhne wurden nicht regelmäßig bezahlt. Nun will man die Kapazität wieder auf Normalniveau anheben, um als „verlässlicher Partner“ den Handel wieder voll beliefern zu können. Schließlich seien die Monate Februar bis Mai traditionell die umsatzstärksten des Schwedenbombenproduzenten. Außerdem wolle man mit „demselben Mitarbeiterstand weiterarbeiten“ - sprich: Kündigungen sind nicht geplant. Das Personal werde zudem sein Gehalt wieder regelmäßig erhalten, wurde versprochen.

Niemetz unterstrich zudem, dass es niemals Kontakt mit dem Wiener Investor Jamal Al Wazzan gegeben habe. Al Wazzan, bekannt als Käufer der Modekette Schöps, hatte selbst vor einiger Zeit angegeben, Interesse am Unternehmen zu haben. Erst kürzlich sagte er jedoch, dass es keine Gespräche mehr diesbezüglich gebe. Diese habe es ohnehin nie gegeben, so Niemetz heute.

Traditionsunternehmen seit 1890

Der österreichische Traditionsbetrieb wurde 1890 gegründet und ist vor allem für die Erzeugung von Schwedenbomben, Bombini und den Haselnuss-Creme-Riegeln Manja und Swedy bekannt. Erzeugt wird ausschließlich in Wien Landstraße. Die Produkte werden österreichweit vetrieben. Weiteres führt das Unternehmen drei Konditoreien in Linz und Salzburg. Das Unternehmen wird von Batchelor geleitet, der 20 Prozent am Unternehmen hält. 80 Prozent des Unternehmens sind im Besitz von Ursula Niemetz.

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