Falco seit 15 Jahren tot

Exzentrisch und dekadent: Falco war in den 1980er Jahren der erste deutschsprachige Künstler an der Spitze der US-Charts, doch er hielt den Erfolg kaum aus. Drogen und Alkohol begleiteten ihn. Sein Unfalltod vor 15 Jahren machte ihn zur Legende.

Radio-Hinweis

Radio Wien widmet den 6. Februar mit vielen Specials ganz dem Pop-Superstar. Die Highlights gibt es am Abend hier zum Nachhören.

„Er brüllte vom ersten Moment an sehr laut. Die Hebamme reichte mir das Kind mit den Worten: Hier, Frau Hölzel, da haben sie ihren Sängerknaben“, zitierte Peter Lanz in seiner 2007 erschienen Falco-Biografie dessen Mutter. Sie sollte zeitlebens Falcos wichtigste Vertrauensperson bleiben. Johann „Hans“ Hölzel wurde am 19. Februar 1957 in Wien-Margareten geboren. Er wurde zwar kein Sängerknabe, dafür aber einer der erfolgreichsten österreichischen Musiker aller Zeiten.

Falco

dpa, Jörg Schmitt

Haargel und Sonnenbrille waren Markenzeichen des exzentrischen Sängers

Talent sehr früh erkannt

Da sein Vater früh die Familie verließ, zog seine Mutter Maria ihn zusammen mit seiner Großmutter auf. Früh erkannte man sein musikalisches Talent, etwa als er Schlager aus dem Radio nachsang. Als Vierjähriger freute er sich bereits über ein Klavier, ein Jahr darauf bekam er einen Plattenspieler geschenkt.

Ausbildung abgebrochen, um Musiker zu werden

Mit 16 Jahren schmiss Hans Hölzel die Schule und hielt sich mit verschiedenen Gelegenheitsjobs über Wasser. Seine Mutter hätte gern einen Beamten aus ihm gemacht und schickte ihn zur Österreichischen Pensionsversicherungsanstalt. Doch er hatte andere Pläne und brach die Lehre vorzeitig ab.

Stattdessen gründete er mit Freunden die Band „Umspannwerk“. Mit 17 Jahren meldete er sich freiwillig für den Präsenzdienst beim Bundesheer. In dieser Zeit entdeckte er seine Leidenschaft für die Bassgitarre. Anschließend schrieb er sich 1975 am Wiener Musikkonservatorium ein, brach jedoch nach einem Semester wieder ab, um sich ganz seiner Karriere als Musiker zu widmen.

Ein paar Monate verbrachte er in West-Berlin, wo er sich in verschiedenen Clubs als Jazzbassist versuchte. Doch er kehrte nach Wien zurück und spielte Ende der 1970er Jahre in mehreren Bands, unter anderem auch bei „Drahdiwaberl“ rund um Stefan Weber. 1977 wurde dann sein Alter Ego Falco geboren. Ein Skispringer aus der DDR mit Namen Falko Weißpflog diente als Vorlage für sein Künstlerpseudonym.

Falco mit seiner damaligen Lebensgefährtin Isabella 1988

dpa/Stock

Falco mit seiner damaligen Lebensgefährtin Isabella 1988 in Frankfurt

Höhepunkt seiner Karriere war „Rock me Amadeus“

Den Grundstein für seine Solokarriere legte er 1980 mit der provokanten Nummer „Ganz Wien“, mit dem er den Drogenkonsum im Wiener Nachtleben thematisierte. Der Hörfunk boykottierte es, in den Clubs wurde es zum Hit. 1982 veröffentlichte er sein erstes Soloalbum „Einzelhaft“, die Single-Auskopplung „Der Kommissar“ verkaufte sich sieben Millionen mal weltweit.

Audio: „Radio Wien“-Musikredakteur Georg Holzer über die Skandale im Leben des Popstars Falco.

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Die 1980er-Jahre waren für ihn das erfolgreichste Jahrzehnt. Das zweite Album „Junge Römer“ (1984) verkaufte sich schwächer als das Debüt, doch 1985 begann ein noch nie da gewesener Höhenflug: Die LP „Falco 3“ und die Singles „Vienna Calling“ und „Jeanny“ wurden europaweit zum Verkaufsschlager.

Mit „Rock Me Amadeus“ stürmte Falco als erster deutschsprachiger Popmusiker im März 1986 an die Spitze der US-Charts. Drei Wochen hielt sich die Nummer auf Platz eins, Falco war auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Die Nachfolgealben „Emotional“ (1986), „Wiener Blut“ (1988), „Data De Groove“ (1990) und „Nachtflug“ (1992) konnten nie an diese Erfolge anschließen.

Falco-Biograph und Manager Horst Bork

APA, Helmut Fohringer

Falcos Manager Horst Bork veröffentlichte 2009 eine Falco-Biographie

Drogen begleiteten Falco bis zu seinem Tod

Populär wurde Falco nicht nur durch Songs wie „Der Kommissar“, „Jeannie“ oder „Junge Römer“, sondern auch durch seinen exzentrischen, von Drogen geprägten Lebensstil. In den 1990er-Jahren begann sein Abstieg. 1996 zog Falco in die Dominikanische Republik, richtete sich ein Tonstudio ein und arbeitete an seinem Comeback.

Audio: Falco über sein Leben
„Ich sehe mein Leben so: Ich bin mit 20 aufgewacht, habe mit 30 zum ersten Mal erkannt, dass ich ein Gesicht habe und werde mit 40 wissen, dass ich wichtig bin.“

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„Out of the Dark“ wurde Superhit

Doch seinen nächsten Hit sollte Falco nicht mehr erleben. Am 6. Februar 1998 verunglückte Falco tödlich bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik, als sein Wagen mit einem Kleinbus zusammenprallte. Wenige Wochen nach seinem Tod wurde das Album „Out of the Dark (Into the Light)“ veröffentlicht, das kommerziell sehr erfolgreich wurde.

Die Drogen begleiteten ihn bis zu seinem Tod: In seinem Blut wurden Alkohol, Marihuana und Kokain nachgewiesen. „Ich bin ein Grenzgänger, der immer wieder auch mit seinem Leben spielt“, sagte Falco einmal. Mit 40 Jahren endete das Spiel. Nachdem sein Leichnam nach Wien überführt wurde, setzte man ihn auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab bei. Bei seinem Begräbnis trauerten mehr als 4.000 Fans um den „Falken“.

Begräbnis von Falco 1998

APA, Roland Schlager

Mitglieder des Motorradclubs „MC Outsider Austria“ tragen den Sarg von Falco

Popstar lebte auch nach seinem Tod weiter

Cool, exzentrisch und dekadent gab sich Falco, den manche als den ersten weißen Rapper bezeichneten. Auch nach seinem Tod lebte er weiter, ob in den Herzen seiner Fans oder in Form von posthumen Veröffentlichungen auf CD, Bühne und Leinwand.

So verfilmte der Grazer Regisseur Thomas Roth 2008 Falcos Biographie in „Verdammt wir leben noch“ mit Manuel Rubey in der Hauptrolle. 2011 folgte Rudi Dolezals Dokumentation „Falco - Muss ich denn sterben, um zu leben“. Kern dieses Films ist ein verschollen geglaubtes, unveröffentlichtes Interview aus dem Jahr 1986. Im Jahr 2000 folgte das Musical „Falco meets Amadeus“.

Hans Hölzl, Falco

Das Medienstudio

13 Jahre später bringt nun das Theater in Trier Songs des Wiener Sängers erstmals als Tanzstück auf die Bühne. „Falco - The Spirit Never Dies“ feiert am 20. April Premiere. „Es wird keine Revue und kein Musical, sondern eine Auseinandersetzung mit der Persönlichkeit Falco“, sagte der Trierer Tanztheaterdirektor Sven Grützmacher.

TV-Hinweis:

„Wien heute“ hat sich auf die Spuren Falcos in Wien gemacht. 6. Februar 2013, 19.00 Uhr ORF2.

Stiege und Straße erinnern an Falco

2006 zierte Falcos Konterfei - passend zum Mozartjahr im legendären Amadeus-Outfit - eine Briefmarke der Österreichischen Post. 2011 würdigte ihn die Waldviertler Gemeinde Gars am Kamp sogar mit einer massiven Granit-Statue.

In Wien erinnert heute nicht nur die „Falco-Stiege“ an der U-Bahn-Station Kettenbrückengasse an den Sänger, sondern auch die Falcogasse in der Donaustadt.

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