Schüller hält „Putsch“ für denkbar

Der kirchenkritische Priester Helmut Schüller, Sprecher der österreichischen Pfarrerinitiative, zweifelt daran, dass Papst Benedikt XVI. wegen seines Alters zurückgetreten ist. Denkbar sei etwa ein „Putsch der Konservativen“.

„Jetzt werden erst einmal alle gespannt sein, was wirklich dahinter steckt, möglicherweise jenseits von Alter und Gesundheit. War es ein Putsch der Konservativen? Oder ist er aus anderen Gründen unter Druck gekommen?“, meinte Schüller gegenüber der Tageszeitung „Die Presse“. Der Piusbruderschaft etwa sei der Papst wie vielen anderen zu offen und liberal gewesen. „Und der Vatikan ist durchsetzt von diesen Leuten“, so der Sprecher der Pfarrerinitiative. Auch „Dokumenten- und Bankskandale“ sind für Schüller denkbar.

Der Obmann der Pfarrerinitiative Helmut Schüller

APA/Herbert Pfarrhofer

Schüller zweifelt an Rücktrittsgrund

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Schüller war am Montag auch Gast beim „Runden Tisch“, hier gibt es die Diskussion zum Nachsehen

Erwartungen des Kirchenvolks erfüllen

Nun gehe es jedenfalls darum, dass man die Weltkirche in einer Form führt, wie es sich das zweite Vatikanum vorgenommen habe: „Kollegial im Verbund mit Bischöfen der ganzen Welt. Und sich die Auseinandersetzung mit der modernen Zeit nicht erspart oder sie sogar blockiert.“ Schüller betonte: „Die, die mittels Konklavestimme an den Hebeln sitzen, müssen herausbekommen, was das Kirchenvolk erwartet. Wenn sie das ignorieren, werden wir eine Fortsetzung des Bisherigen haben – oder sogar eine Verschärfung.“

Schüller zog auch Bilanz über Benedikts Amtszeit: „Es waren sieben Jahre, in denen für die Kirchenreform nichts geschehen ist.“

Papst überraschte alle

Völlig unerwartet kündigte Papst Benedikt XVI. am Montag seinen Rücktritt an. Im Gegensatz zum Bruder des Papstes, Georg Ratzinger, war offenbar selbst der Vatikan über das Vorhaben nicht eingeweiht. Der Papst „hat uns überrascht“, so Vatikan-Sprecher Lombardi. Ihm zufolge wird Benedikt XVI. unmittelbar nach seinem Rücktritt am 28. Februar keine Funktion mehr innehaben. Vielmehr zeigte man sich im Vatikan zuversichtlich, man werde noch im März und somit bis Ostern die Nachfolgefrage klären können - mehr dazu in news.ORF.at.

Kardinal Christoph Schönborn bezeichnete den überraschenden Rücktritt des Papstes Benedikt XVI als „welthistorisches Ereignis“. Er habe nichts von einem Rücktritt geahnt und sei „sehr betroffen“. „Präzedenzfall“ will er keinen sehen - mehr dazu in Kardinal: „Welthistorisches Ereignis“.

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