„Hinrichtungs-Anzug“ im Hofmobiliendepot

Nur drei Jahre dauerte die Herrschaft von Maximilian in Mexiko: Das Hofmobiliendepot zeigt in seiner bisher größten Schau zum ersten Mal den schwarzen Anzug, in dem er hingerichtet wurde - unter anderem neben Möbeln, Waffen und Antiquitäten.

Sechs Schüsse beendeten das Leben von Ferdinand Maximilian Erzherzog von Österreich und Kaiser von Mexiko am 19. Juni 1867. Auf einem Hügel außerhalb der mexikanischen Stadt Queretaro wurde er mit nur 34 Jahren hingerichtet. Drei Jahre zuvor wurde der jüngere Bruder von Kaiser Franz Joseph erst zum Herrscher in dem mittelamerikanischen Land gekrönt. In einem schlichten Holzsarg transportierte man ihn nach Europa zurück, wo er im Jänner 1868 in der Kapuzinergruft in Wien beigesetzt wurde.

Foto von Maximilian von Mexiko

Heeresgeschichtliches Museum, Foto: Alexander Eugen Koller, Artwork: Hannes Eder

Erzherzog Ferdinand Maximilian in der Uniform der k.k. Kriegsmarine

Anzug mit Einschusslöchern und Blutflecken

Neben dem Transportsarg ist nun erstmals der schwarze Anzug, in dem er erschossen wurde, in einer Ausstellung im Hofmobiliendepot zu sehen - samt Einschusslöchern und Blutflecken am Taschentuch. „Er hatte keine Uniform an, sondern einen schwarzen, zivilen Anzug, den er sich kurz vorher gekauft hat“, so Ilsebill Barta, eine der beiden Kuratorinnen, gegenüber wien.ORF.at.

Der Anzug, der sonst in der Schatzkammer aufbewahrt wird, wird das erste Mal ausgestellt: „Eigentlich hat die Schatzkammer Ausleihverbot, aber wir haben extra eine Erlaubnis bekommen“, so Barta.

Die Ausstellung „Maximilian von Mexiko: Der Traum vom Herrschen“ versammelt rund 565 Exponate in zwei großen Bereichen, die die bewegte Biographie des Herrscher veranschaulichen sollen. Gemessen an der Zahl der ausgestellten Objekte, ist es die bisher größte Schau im Hofmobiliendepot.

3 Tschakos der Palastgarde am Hof des Kaisers Maximilian von Mexiko, Leder, 1864-1867

Bundesmobilienverwaltung, Edgar Knaack

Drei Tschakos der Palastgarde am Hof des Kaisers Maximilian von Mexiko

Bauherr, Sammler und Seefahrer

Im Obergeschoss dreht sich alles um Maximilian als Bauherren und leidenschaftlichen Sammler. Vor dem Hintergrund der familiären Herkunft, Erziehung und Heirat zeigt die Ausstellung seine Bauten in Wien, Triest und Lacroma.

Durch seine Sammellust entstand in wenigen Jahren eine Autografensammlung, in der sich unter anderem Autogramme der ersten 17 amerikanischen Präsidenten finden. Ebenso trug Maximilian zahllose Naturalien und ethnologische Objekte wie Holzskulpturen, Muschelhauben oder vergiftete Pfeile zusammen.

Bemerkenswert ist auch seine Sammlung von fast 2.000 ägyptischen Gegenständen - die „Sammlung Miramar“ - die gegen Ende des 19. Jahrhunderts in die ägyptisch-orientalische Sammlung des Kunsthistorischen Museums aufgenommen wurden. Gezeigt werden unter anderem eine seltene Replik eines glasierten Nilpferdes, eine Osiris-Skulptur oder Kanopen, Gefäße, in denen die Ägypter die Eingeweide des Leichnams aufbewahrten.

Ausstellungsansicht mit Objekten aus Maximilians ägyptischer Sammlung

Bundesmobilienverwaltung, Foto: Agentur Zolles, Christian Hofer

Objekte der ägyptischen Sammlung von Maximilian

Eng mit der Natur verbunden

Der 1832 in Wien geborene Maximilian begeisterte sich früh für die Seefahrt, mit 22 Jahren wurde er bereits zum Oberkommandant der k.k. Kriegsmarine. Um seine Leidenschatz für die Seefahrt zu betonen, dominiert die Wände im Erdgeschoss blaue Farbe.

Daneben entwickelte Maximilian auch eine enge Naturverbundenheit und interessierte sich für Baukunst. Schloss Miramar, das er sich in Triest errichten ließ, war für ihn eine Art botanische Versuchsstation: Exotische Pflanzen, die er unter anderem von seiner Brasilien-Reise mitbrachte, wollte er an der Adria kultivieren. Aus diesem Grund ist das Obergeschoss im Hofmobiliendepot auch mit einer grünen Tapete gestaltet. Ein Anker darauf verweist wiederum auf seine Position als Oberkommandeur der Kriegsmarine.

Ausstellungsansicht mit der Fregatte "Novara" als Modell in einer Vitrine

Bundesmobilienverwaltung, Foto: Agentur Zolles, Christian Hofer

Ein Modell der „Novara“, die Fregatte, mit der Maximilian nach Mexiko reiste

Poncho, Sattel und Sombrero aus seiner Kaiserzeit

Im Erdgeschoss werden Maximilians Marinetätigkeit, seine ausgedehnten Reisen bis nach Brasilien und die politische Irrfahrt nach Mexiko thematisiert. Die Präsentation der Raumensembles wird ergänzt durch unbekannte Erinnerungsstücke, Dokumente, Kunstwerke, Pläne und Fotografien. Zu sehen aus seiner Zeit als Kaiser von Mexiko sind überdies sein Poncho, sein mexikanischer Sattel, sein Sombrero oder das kaiserlich-mexikanische Geschirrservice.

Den Abschluss der Ausstellung bildet eine Installation zur Erschießung Maximilians, in deren Zentrum der eindrucksvolle Transportsarg aus der ständigen Sammlung des Hofmobiliendepots steht. Gleichsam als Nachwort wird das weitere Schicksal seiner Frau Charlotte von Belgien behandelt. Sie überlebte ihre Gatten um 60 Jahre und starb psychisch beeinträchtigt 1927 auf Schloss Bouchout in ihrer belgischen Heimat.

Gedeckter Tisch mit dem Service von Maximilian von Mexiko

Bundesmobilienverwaltung, Foto: Agentur Zolles, Christian Hofer

Reich gedeckte Tafel: Das kaiserlich-mexikanische Geschirrservice

Expertenvorträge und Kinderprogramm

Die Sonderausstellung im Hofmobiliendepot wird durch zwei Expertenvorträge im April und Juni abgerundet. Am 17. April wird Rosella Fabiani, Direktorin des Schlosses Miramar, über das Schloss und seine Besitzer, Maximilian von Habsburg und Charlotte von Belgien, sprechen. Außerdem geht sie auf aktuelle Herausforderungen wie Denkmalpflege, Tourismus und sinkende Kulturbudgets ein.

Ausstellungshinweis:

„Maximilian von Mexiko: Der Traum vom Herrschen“, Hofmobiliendepot Möbel Museum Wien, 6. März bis 18. August, Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr, Eintritt 7,90 Euro, ab 1. April 8,50 Euro, Vorträge 17. April und 12. Juni jeweils 19.00 Uhr, 8,50 Euro, zur Ausstellung erscheint ein Katalog

„Der Fall Justo Armas oder das geheime Weiterleben des Kaiser Maximilian von Mexiko“ lautet der Titel des Vortrags von Johann G. Lughofer von der Universität Wien am 12. Juni. Lughofer geht dem Gerücht nach, Maximilian sei nicht in Queretaro erschossen worden, sondern hätte als Justo Armas viele Jahrzehnte in der Abgeschiedenheit El Salvadors gelebt.

Auch für Kinder bietet die Ausstellung ein extra Programm. Auf die Spuren von Maximilian können sich die Kinder bei einer Spezialführung durch die Ausstellung begeben. In zwei Workshops gestalten sie außerdem originelle Kaiserporträts aus Schokolade und einen bunten Kaktus aus Plastilin.

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