Flüchtlinge: Jetzt Hoffnung auf Dialog

Ihren Kooperationswillen haben die Flüchtlinge, die aus der Votivkirche in das Servitenkloster umgezogen sind, erneut betont. Kardinal Christoph Schönborn und die Diakonie sehen jetzt die Zeit für Verbesserungen im Flüchtlingswesen gekommen.

„Willkommen in unserem neuen Zuhause. Das ist nicht das Ende des Protests, sondern eine neue Phase“, sagte Khan Adalat, einer der Sprecher jener 63 Personen, denen in der Votivkirche Schutz geboten wurde. Mit dem Auszug habe man Bereitschaft zur Kooperation gezeigt und diese erwarte man sich nun auch von der Politik. In maximal zwei bis drei Monaten solle eine Lösung gefunden werden, sonst werde man darüber nachdenken, den Protest wieder woanders hin zu tragen und eventuell wieder ein Gebäude zu besetzen.

Ein anderer Sprecher appellierte an den Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und an Bundespräsident Heinz Fischer, sich für die Freilassung eines kürzlich festgenommenen Sprechers einzusetzen - mehr dazu in Votivkirche: Sprecher in Schubhaft. Außerdem solle man eine Gruppe bestehend aus Mitgliedern von Kirche, Caritas, Unterstützern und Gewerkschaft bilden, um gemeinsam die Situation zu verbessern.

Schönborn: Kirche unterstützt Dialog

„Es erstaunt nicht, wenn Menschen, deren Würde nicht genug geachtet wird, aus ihrer Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht heraus in eine oft unnötig aggressive Offensive gehen“, sagte der derzeit in Rom befindliche Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn. Konfrontation und Aggression nützten aber niemandem. Er trete jetzt nach der Übersiedlung der Flüchtlinge für einen konstruktiven Dialog der Asylwerber mit den Behörden ein.

Einen solchen Dialog würde die Kirche auch mit Nachdruck unterstützen: „Dabei ist uns neben anderen Anliegen auch wichtig, genau zu schauen, ob die hiesige Einschätzung von Risiken in Ländern wie Pakistan der Wirklichkeit entsprechen“, so Schönborn.

Schönborn für besseres Flüchtlingswesen

Gleichzeitig sprach sich Schönborn auch für eine Verbesserung des Flüchtlingswesens aus. Es müsse nun auch darum gehen, „konkret und konstruktiv das österreichische Flüchtlingswesen zu verbessern“. Vieles sei schon getan worden, aber „immer noch erfahren Menschen, die fremd sind, verängstigt sind, verzweifelt sind, oft nicht den Respekt, den sie als unsere Brüder und Schwestern verdienen“.

Schönborn zeigte sich „sehr froh“ darüber, dass mit der Übersiedelung der Flüchtlinge „am Ende die Vernunft gesiegt hat“. Er dankte allen, die dazu beigetragen haben. Schönborn ist derzeit in Rom, wo die Vorbereitungen zur Wahl des neuen Papstes begonnen haben.

Flüchtlinge in neuem Quartier

APA/Herbert P. Oczeret

Hoffnung auf humanitäre Lösungen

Die Diakonie hofft nun nach dem Umzug, dass es für die betroffenen Asylwerber jetzt zu rechtskonformen und humanitären Lösungen kommen kann. Die Caritas hatte die Diakonie am 24. Dezember 2012 um Unterstützung gebeten. Seit damals kümmerten sich Ärzte und Helfer der Johanniter um die Flüchtlinge. Es sei dem Einsatz der Helfer der Johanniter zu verdanken, dass es trotz Hungerstreik zu keinen bleibenden gesundheitlichen Schäden bei den Flüchtlingen gekommen ist, sagte der Direktor der Diakonie, Michael Chalupka.

Jetzt habe die Politik die Chance zu zeigen, dass sie nicht nur bei spektakulären Protestmaßnahmen reagiert, sondern an einem konstruktiven Dialog interessiert sei, so Chalupka. Man hoffe auf Gespräche zwischen Flüchtlingen, politisch Verantwortlichen und Hilfsorganisationen über Zugang zum Arbeitsmarkt sowie bessere Standards in der Unterbringung in einer jetzt „entspannteren Situation“.

Caritas will bessere Asylbedingungen

Es sei eines der wenigen Male in Europa gewesen, dass es gelungen ist, eine solche Aktion von Flüchtlingen in einer Kirche friedlich zu beenden, sagte Caritas Geschäftsführer Klaus Schwertner. Es sei zudem neu in Österreich gewesen, dass Flüchtlinge selbst für ihre Anliegen eintreten. Das sei, wie häufig in Österreich, wenn etwas neu ist, zunächst skeptisch betrachtet worden.

Die Caritas wünscht sich, dass es bei Schutz suchenden Menschen künftig genauso normal gesehen wird, wenn sie sich für ihre Anliegen einsetzen. Die Caritas jedenfalls will sich auch weiterhin für bessere Asylbedingungen engagieren.

Elf Wochen in Votivkirche ausgeharrt

Nach rund elf Wochen haben rund 60 Flüchtlinge die Votivkirche verlassen und sind in das nahe Servitenkloster übersiedelt. In die abschließenden Verhandlungen war Kardinal Christoph Schönborn aus Rom eingebunden - mehr dazu in Votivkirche: Flüchtlinge übersiedelt.

Die Flüchtlinge unterzeichneten noch am Sonntag ein Formular des Innenministeriums. Sie sind nun im Kloster gemeldet und verpflichteten sich zur Mitwirkung an ihren Asylverfahren. Es gibt damit laut Caritas keine Schubhaftgründe mehr, das Ministerium habe zugesagt, eine Einzelfallprüfung zu starten.