Insolvenz: Kahlschlag bei Niedermeyer

Der Elektrohändler Niedermeyer muss Insolvenz anmelden. Der Sanierungsplan sieht laut Geschäftsführer Werner Weber eine Schließung von 53 der derzeit 98 Filialen vor. 279 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz.

Laut Kreditschutzverband von 1870 (KSV) betragen die Passiva rund 28,8 Millionen Euro. Den rund 840 Gläubigern wird eine Quote von 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren angeboten. „Es ist die größte Wiener Insolvenz dieses Jahres“, sagte Christoph Vavrik vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV). Österreichweit sei es die zweitgrößte Pleite nach Griffnerhaus in Kärnten.

Ampel und Schild des insolventen Elektrohändlers Niedermeyer

APA/Barbara Gindl

Die Insolvenz von Niedermeyer ist die bisher größte in Wien in diesem Jahr

Mitarbeiter bereits zur Kündigung angemeldet

Von der Niedermeyer-Insolvenz sind 580 Beschäftigte in 98 Filialen in ganz Österreich betroffen. Laut dem vorgelegten Sanierungsplan sollen 53 der 98 Filialen geschlossen werden. 279 Mitarbeiter verlieren ihren Job, Dutzende davon in der Zentrale in Wien-Liesing. Die betroffenen Mitarbeiter wurden am Dienstag beim Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet.

Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Georg Freimüller bestellt, die erste Gläubigerversammlung ist für den 17. April 2013 angesetzt. Die Gläubiger sollen ihre Forderungen bis zum 23. Mai 2013 anmelden. Eine Berichts- und Prüfungstagsatzung wurde für den 6. Juni anberaumt, die „entscheidende Abstimmungstagsatzung“ soll dann am 26. Juni 2013 erfolgen, so der KSV.

Der Gläubigerschutzverband erinnerte daran, dass Niedermeyer im Rahmen eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung eine Quote von 20 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren ab Annahme des Sanierungsplans angeboten habe. Die Insolvenz wird unter der Geschäftszahl 2 S 35/13d geführt, so der Kreditschutzverband AKV.

Niedermeyer-Filiale

ORF

Welche der 98 Niedermeyer-Filialen geschlossen werden, ist noch unklar

„Erlebnisorientierte“ Shops als Vorbild

35 Millionen Euro Verbindlichkeiten stehen in der Niedermeyer-Bilanz. Als Ursache für die angespannte finanzielle Situation hat das Unternehmen in einer Aussendung konjunkturbedingte Umsatzrückgänge sowie das dichte Filialnetz angegeben. Dazu sei die Konkurrenz durch den Onlinehandel immer stärker geworden. Beim Handelsgericht hat die Niedermeyer GmbH am Dienstag den Antrag auf das Sanierungsverfahren gestellt.

Die Filialen, die erhalten bleiben, sollen modern umgestaltet werden. Vorbild dafür seien die „erlebnisorientierten“ Shops von Apple und Samsung, wo die Kunden alles gleich ausprobieren können. Das Geld dafür soll ein Investor bringen, hier laufen Gespräche mit Interessenten, hieß es am Dienstag. Die Kombination aus Internetbestellung und Abholung in der Filiale soll die Basis für das neue Konzept werden.

Niedermeyer-Chef Werner Weber bei einem Interview im November 2009

APA/Hans Klaus Techt

Niedermeyer-Geschäftsführer Weber will „erlebnisorientierte“ Shops

Rasche Klarheit über Fortführung gefordert

Im Vorjahr sei der Nettoumsatz (ohne Mehrwertsteuer) von knapp 111 Mio. Euro (2010/11) auf rund 105 Mio. Euro gesunken, hieß es. In den Passiva in Höhe von 28,8 Mio. Euro sind laut KSV bereits Kosten für die Filialschließungen enthalten. „Es muss nun rasch Klarheit geschaffen werden, ob das Unternehmen in der Insolvenz tatsächlich längerfristig fortgeführt werden kann, und wir werden darauf drängen, dass vom Unternehmen ehestbaldig ein plausibles Fortführungs- und Finanzierungskonzept in Anbetracht des angestrebten Sanierungsplans vorgelegt wird“, sagte Vavrik.

Niedermeyer-Geschäftsführer Weber zeigte sich in der Aussendung „überzeugt, dass nur ein radikaler Umbau des Unternehmens und eine Konzentration auf unsere Topstandorte in Verbindung mit Multi-Shopping und dem erlebnisorientierten Shopkonzept die Zukunft von Niedermeyer sichern kann“.

Grafik zu Niedermayer-Insolvenz

APA/Martin Hirsch

Weber hält mit der Sapentia GmbH 50,1 Prozent bei Niedermeyer. Die restlichen 49,9 Prozent gehören der Hypo Equity Beteiligungs AG, an der laut FirmenCompass unter anderem die Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank Aktiengesellschaft (43,29 Prozent) und die Hypo Tirol Bank (21,78 Prozent) wesentlich beteiligt sind. Die Eigentümer haben nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren rund sechs Mio. Euro ins Unternehmen investiert.

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