Staatsoper stellt Wagner aus

Nicht nur auf der Bühne widmet sich die Staatsoper im laufenden Jubiläumsjahr dem Komponisten Richard Wagner. Beinahe im gesamten Haus wird mit der Ausstellung „Wagner und die Wiener Oper“ die gemeinsame Vergangenheit beleuchtet.

„Wir wollten das ganze Haus bespielen“, sagte Dramaturg und Kurator Andreas Lang. Daher finden sich an allen denkbaren Ecken des Hauses Kostüme, Monitore, statistische Aufarbeitungen und Bühnenmodelle, die die Spuren Wagners und seiner Werke an der Staatsoper zeigen. Das Isolde-Kostüm aus 2003 kann ebenso aus der Nähe betrachtet werden wie Tristans Schwert und Schalmeien aus dem Jahr 1967.

Archivbild von 1877 zeigt Richard Wagner

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Ein Archivbild von 1877 zeigt Richard Wagner

Brünnhilde-Schild aus 1877 wiegt vier Kilogramm

Gleich in der Nähe des Buffets steht das Parsifal-Kostüm aus 1979. Penibel sind alle Träger aufgelistet, von Placido Domingo bis Siegfried Jerusalem. Im Mahler-Saal ist der rund vier Kilogramm schwere Brünnhilde-Schild aus 1877 ausgestellt. Wer ihn sieht, dem wird schnell klar, weshalb Walküren-Sängerinnen nicht allzu zarte Wesen sein dürfen. Doch die Ausstellung zeigt nicht nur Kostüme und Ausstattung.

Günther Schneider-Siemssen, Tristan-Bühnenbildentwurf 1967

Wiener Staatsoper

Günther Schneider-Siemssen, „Tristan“-Bühnenbildentwurf, 1967

Szenenfotos zeigen die verschiedenen Inszenierungen über die Jahre hinweg. Bühnenbildentwürfe von Alfred Roller und Günther Schneider-Siemssen sind einander gegenübergestellt. Mit zwei nachgebauten Bühnenbildmodellen werden die Unterschiede eines „Siegfried“-Bildes des 19. und des 21. Jahrhunderts verdeutlicht. In einer „Tristan“-Ecke findet sich eine von Gustav Mahler verwendete Partitur mit Eintragungen, im Marmorsaal sind 200 Solisten mit Kostümfotos verewigt.

Juha Uusitalo (Wotan) in "Die Walküre", 2007

Wiener Staatsoper

Juha Uusitalo (Wotan) in „Die Walküre“, 2007

877 Aufführungen von „Lohengrin“ an Staatsoper

Wagner an der Wiener Staatsoper lässt sich abseits von Kostümen und Modellen aber auch in Zahlen darstellen. So lässt sich anhand von Rechercheergebnissen im Archiv der Oper feststellen, dass die meist aufgeführte Wagner-Oper „Lohengrin“ heißt. 877 Aufführungen sind verzeichnet. Die herausragende Wagner-Saison ist die der Jahre 1904/05. Rund 80 Aufführungen von Wagner standen auf dem Programm.

Verehrt und umstritten:

Wagner brachte antisemitische Ideen zu Papier, sein Werk wurde von den Nationalsozialisten vereinnahmt.

Hingegen brach im Vergleich dazu die Zahl der Wagner-Aufführungen in den Jahren 1939 bis 1945 geradezu ein. Zwischen 1932 und 1938 waren es noch 43 „Lohengrin“-Aufführungen, zwischen 1938 und 1945 dann nur noch 28 Abende.

„Es haben einfach die Sänger gefehlt, um die Wagner-Aufführungen in entsprechender Qualität zu spielen“, sagte Lang. Über all die Jahre hinweg waren es rund 3.500 Solisten, die bis dato an der Staatsoper in einer Wagner-Aufführung zu hören waren.

Schattenbild Götterdämmerung

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Schattenriss „Götterdämmerung“ als Suchbild

Wagnerianer brauchen gutes Sitzfleisch

Auch das Publikum ist in die Ausstellung miteinbezogen. Besucherinnen und Besucher sind dazu aufgefordert, in einem Schattenriss der „Götterdämmerung“ Prominente zu erkennen. Im Parterre findet sich ein Teil jener Begriffe abgedruckt, die Opernfans mit Wagner assoziieren. Einer davon ist „Sitzfleisch-Schmerzschürer“.

Die nächste Wagner-Premiere im heurigen Jubiläumsjahr ist am 13. Juni. „Tristan und Isolde“ wird gegeben - mit einer Spielzeit von vier Stunden und 45 Minuten inklusive zweier Pausen. Die Ausstellung „Wagner und die Wiener Oper“ ist noch bis Ende Juni in der Staatsoper zu sehen.

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