Ziesel-Absiedlung sorgt für Wirbel

Die Initiative IGL-Marchfeldkanal hat am Samstag eine „Zieselwanderung“ veranstaltet - um sich für einen Verbleib der Tiere beim Heeresspital in Floridsdorf einzusetzen. Die Tierschützer widersprachen den Aussagen des Bauträgers.

Dass das Bauvorhaben Rücksicht auf die Ziesel nimmt, reicht den Aktivisten nicht. „Eine wehrlose Reliktkolonie streng geschützter Ziesel soll vertrieben und ihr Lebensraum unwiederbringlich zerstört werden“, warnen die Naturschützer auf ihrer Homepage „ziesel.org“. Die angebotenen Nachbargrundstücke seien ungeeignet - weil entweder Kanalböschungen oder aus einem „Fleckerlteppich verstreuter Einzelflächen“ bestehend.

Ziesel auf Wiese

Fotolia/Wolfgang Kruck

Ziesel beschäftigen Stadt und Naturschützer

Die Projektbetreiber haben schon vor Monaten versichert, dass eine „sanfte Umleitungsmaßnahme“ geplant ist, die gemeinsam mit der Stadt und Experten erarbeitet wurde. Die Tiere sollen auf geeignete Nachbargrundstücke umsiedeln - mehr dazu in Umzugskonzept für Ziesel startet.

Baubeginn „in eineinhalb bis zwei Jahren“ geplant

Auf den bisherigen Fortpflanzungs- und Ruhestätten der Nager sollen in den nächsten Jahren rund 950 geförderte Wohnungen errichtet werden. Der Bauträgerwettbewerb für das Areal zwischen Brünner Straße und Marchfeldkanal wurde um den Ziesel-Aspekt erweitert.

Der Startschuss für das Verfahren ist bereits erfolgt, wie Peter Fleissner vom Bauträger Kabelwerk - dem auch die betreffende Grundstücke gehören - betonte. Bis zum Baubeginn werden, so schätzte er im Gespräch mit der APA, noch rund eineinhalb bis zwei Jahre vergehen.

Gleichzeitig soll die Abwanderung der Ziesel erfolgen. Wobei nicht geplant sei, die Tiere zu fangen und umzusiedeln, versicherte Fleissner. Beim Bauträger setzt man vielmehr darauf, dass die Nachbarn freiwillig umziehen. Derzeit werden die Ersatzflächen aufbereitet: „Wir hoffen, dass sie angenommen werden.“ Vorher, so erklärte er, dürfe nicht gebaut werden - oder zumindest nur sehr beschränkt: Lediglich einer von sechs Bauplätzen sei „zieselfrei“.

Initiative widerspricht Aussagen des Bauträgers

„Selbstverständlich werden Tiere eingefangen und abtransportiert“, entgegnete die IGL Marchfeld. Sie wirft den Projektbetreibern vor, dass nach der Abwanderung der Hälfte der Tiere, der Rest durch kontinuierliches Pflügen vertrieben werden soll. Die danach noch immer dort lebenden Ziesel würden eingefangen werden.

Weiters kritisieren die Ziesel-Schützer, dass die vom Bauträger geplante Umsiedlung nicht als freiwillig bezeichnet werden könne und die anzuwendenden Zählverfahren nicht genau definiert seien.

Als besonders problematisch hoben sie hervor, dass die betroffene Ziesel-Population mit mehr als 800 Tieren eine der größten in ganz Österreich sei. „Die streng geschützten Tiere stehen in Österreich auf Platz eins der Roten Liste und waren beim Heeresspital seit 2005, also schon vor Beginn der Planungen, bekannt“, war in dem Schreiben der IGL Marchfeld zu lesen.

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