Haselsteiner als STRABAG-Chef abgetreten

Mit dem Abschluss der STRABAG-Hauptversammlung ist am vorigen Freitag die Ära von Hans Peter Haselsteiner als Vorstandschef zu Ende gegangen. Dabei hatte er noch eine Übernahme des Baukonzerns Alpine ausgeschlossen.

„Natürlich bin ich etwas wehmütig und bedanke mich bei den über 74.000 Mitarbeitern, die die STRABAG zu einem führenden europäischen Baukonzern gemacht haben“, sagte der scheidende CEO. „Der vorne steht und im Rampenlicht ist, kann oft nur zu einem kleinen Teil verantworten, was im Hintergrund geschehen ist.“

„Ich wollte 2014 meinen Abschied vornehmen - inzwischen haben wir festgestellt, das mein Nachfolger Thomas Birtel bereits hervorragend vorbereitet ist“, so Haselsteiner. Haselsteiner wird sich eigenen Angaben zufolge der Internationalisierung des Konzerns und dem Effizienzprogramm „Task Force 2013ff“ widmen und dabei „den Konzern in allen Ästen und Ästchen auf Effizienz, Marktkonformität oder anderes Verbesserungspotenzial hin durchleuchten“.

„Übernahme der Alpine ist unmöglich“

Für 2013 erwarte das Unternehmen „keine großen Sprünge, allerdings auch keine Gefahr für ein befriedigendes Ergebnis“, sagte Haselsteiner. Zudem könnte noch im laufenden Jahr eine kleinere Akquisition anstehen.

Der nunmehr abgeschlossene Rückkauf von eigenen Aktien im Ausmaß von zehn Prozent des Grundkapitals soll dem langjährigen STRABAG-Chef zufolge in den nächsten fünf Jahren als Akquisitionswährung eingesetzt werden - möglicherweise kommt es schon heuer zu einem Zukauf: „Es ist nicht auszuschließen, dass wir bereits 2013 einen ersten, wenn auch nicht großen Schritt in diese Richtung setzen werden“, so Haselsteiner kryptisch.

Eine eventuelle Akquisition des Baukonzerns Alpine war für die STRABAG keine Option: „Die Übernahme der Alpine ist aus kartellrechtlicher Sicht unmöglich“, so Haselsteiner.

2012 Gewinneinbruch verzeichnet

2012 sackte der Nettogewinn der STRABAG gegenüber dem Jahr davor um zwei Drittel auf 60,63 Mio. Euro ab - bei einer um nur zwei Prozent auf 14,04 Mrd. Euro rückläufigen Bauleistung. Die Umsätze verminderten sich um fünf Prozent auf 13,98 Mrd. Euro. Der operative Gewinn (EBIT) verringerte sich um 38 Prozent auf 207,2 Mio. Euro - mehr dazu in Gewinn von Baukonzern STRABAG bricht ein.

2013 seien keine größeren negativen Sondereffekte zu erwarten, die wie im vergangenen Jahr auf die Gewinne drückten. „Die negativen Ergebnisse in den einzelnen Bereichen wurden nicht vorhergesehen - wir werden unser Frühwarnsystem schärfen, damit sich zumindest dieser Überraschungseffekt nicht wiederholt“, kündigte Haselsteiner an, der mit Abschluss der Hauptversammlung nur noch Generalbevollmächtigter des Vorstandes ist. „Die Heimatmärkte der STRABAG werden heuer wesentlich zu unserem Ergebnis und Umsatz beitragen“, so der Konzernchef.

Ungarn bleibt „ein Sorgenkind“

Besonders gut laufe etwa der Hoch- und Ingenieurbau in Deutschland - nach wie vor schwierig seien wiederum Polen und Ungarn. Der Bauboom in Polen im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft sei ausgelaufen. Allerdings habe die dortige Regierung nun ein Infrastrukturprogramm „im Umfang von mehreren Milliarden“ aufgelegt, so Haselsteiner.

Ungarn bleibe „ein Sorgenkind“, aber in einzelnen Bereichen gebe es auch kleine Erfolge. „Wir werden keine weitere Abschwächung hinnehmen müssen“, stellte er in Aussicht. Weiterhin „sehr schwierig“ bleiben werde Russland betreffend der Markt- und sonstigen Entwicklung.

Haselsteiner kippt Russland-Phantasie

Die Story für den Börsengang der STRABAG 2007, wonach Russland zu einem dritten großen Standbein des Konzerns werden sollte, hat sich im Zuge der Krise in Luft aufgelöst. „Meine persönliche Einschätzung, was den russischen Markt betrifft, wurde extrem enttäuscht“, sagte Haselsteiner auf der Hauptversammlung. Im Euphoriejahr 2007 habe er geträumt, dass Russland Deutschland als wichtigsten Auslandsmarkt überholen könnte. „An die Umsetzung glaube ich nicht mehr“, gab der nunmehrige Generalbevollmächtigte des STRABAG-Vorstandes unumwunden zu.

Ursprünglich wollte er Russland bis 2014 zum dritten Kernmarkt - neben Deutschland und Österreich - machen. Unbestritten bleibe, dass Russland als großes europäisches Land einen Baumarkt habe, an dessen Dimension nichts herankomme, sagte Haselsteiner und verwies auf die notwendigen Baumaßnahmen der nächsten Jahre. Unbestritten bleibe auch, dass das Land die finanzielle Kraft hätte, diesen Baubedarf zu bezahlen.

De facto arbeitet die STRABAG aber noch an einem „lebenden und starken Russland-Geschäft“. 2012 habe die Bauleistung in Russland 572 Mio. Euro erreicht - bei einer gesamten Bauleistung der STRABAG von 14 Mrd. Euro. Der Auftragsbestand per Ende Dezember 2012 belief sich auf 635 Mio. Euro.

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