Ägypter demonstrierten auch in Wien

Während in Kairo Massenproteste gegen die ägyptische Regierung stattgefunden haben, haben sich am Sonntag auch in Wien rund 150 koptische Christen und säkulare sowie konservative Muslime zu einer Solidaritätskundgebung versammelt.

Gemeinsam forderten die Teilnehmer den Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi. Die Demonstranten zogen von der Staatsoper bis zum Heldenplatz. „Wir demonstrieren, weil der Präsident Mohammed Mursi gegen Menschenrechte, Frauenrechte und Kinderrechte ist“, sagte Manal Abo-Elaala vom Verein Menschenrechte und Integration in Österreich.

„Das ist gegen die Freiheit“

Sie seien zur Unterstützung ihrer in Ägypten verbliebenen Angehörigen und Freunde auf die Straße gekommen, denn Mursi sei „ein Diktator“, so Abo-Elaala. Es gebe keine echte Demokratie in ihrem Herkunftsland, es mangle an sauberem Trinkwasser und Brot, die Armut und die Arbeitslosigkeit seien enorm.

Frauen müssten sich verhüllen und ein Kopftuch tragen. „Wieso“, fragte sie sich, „das ist gegen die Freiheit.“ Aus ihrer Sicht sei es ebenfalls eine Katastrophe, dass die Muslimbruderschaft Ägypten regiere. „Ohne Mitglied bei der Muslimbruderschaft zu sein, ist es unmöglich, ein hohes politisches Amt oder eine hohe Position zu besetzen“, erklärte sie.

"Gegen den Missbrauch von Religion“

„Wir wollen den Präsidenten nicht“, sagte die junge, mit einem Kopftuch verhüllte Kausar der APA. „Er missbraucht den Islam für seine Regierungsweise, er sagt, der Islam will das alles. Das ärgert mich, weil das nicht stimmt und so wieder ein falsches Bild vom Islam als böse und schlecht erzeugt wird.“

Der sich selbst als liberalen, säkularen Muslim bezeichnende Ahmad sprach sich mit Nachdruck gegen eine Instrumentalisierung von Religion aus. „Ich bin gegen den Missbrauch von Religion“, sagte er. Er wünsche sich für sein Land ein säkulares System, wie etwa in Österreich, und sei gegen das „islamistische Regime unter Mursi“.

Flaggen und Sprechchöre

Die Protestierenden schwenkten ägyptische Flaggen und riefen Slogans wir „Verschwinde, verschwinde Mursi“, „Das Volk will den Sturz des Regimes“ und „Es lebe Ägypten“. Auf den Schildern standen Sprüche wie „Solange das ägyptische Blut rinnt – nieder, nieder mit jedem Präsidenten“.

Veranstaltet wurde die Kundgebung vom Verein Integration koptischer und österreichischer Freundschaften. Neben dem Verein Menschenrechte und Integration in Österreich nahm auch die Generalunion der Ägypter in Österreich teil, deren Obmann Hassan Mousa ist. In Österreich gibt es nach Angaben der Medienservicestelle Neue Österreicher rund 13.000 gebürtige Ägypter und Ägypterinnen.

Sieben Tote bei Massenprotesten in Ägypten

Bei Protesten gegen Mursi in Ägypten sind in der Nacht auf Montag mindestens sieben Menschen getötet worden. Ein Mann starb, als Unbekannte von einem Motorrad aus auf Demonstranten feuerten. Nach Militärangaben beteiligten sich mehrere Millionen Menschen an den Protesten gegen Präsident Mursi zum Jahrestag seines Amtsantritts. Die Oppositionsbewegung rief ihre Anhänger auf, bis zum Rücktritt Mursis auf den Straßen zu bleiben - mehr dazu in Erinnerungen an Sturz von Mubarak (news.ORF.at).