Protestaktion bei Weinheber-Denkmal

Die „Plattform Geschichtspolitik“ an der Akademie der Bildenden Künste hat im Schillerpark vor der Uni eine kritische Ausgrabungs-Aktion vorgenommen. Im Zentrum stand die Büste des Dichters und bekennenden Nationalsozialisten Josef Weinheber.

„Das Denkmal kann unserer Meinung nach keinesfalls in dieser Form bestehen bleiben“, hatten Eduard Freudmann, Chris Gangl und Tatiana Kai-Browne in einem „Bekennerschreiben“ erklärt. Mit Ihrer „landschaftsarchitektonischen“ Aktion wollten sie eine kulturpolitische Debatte anstoßen, die sich mit Weinheber beschäftigen sollte.

Aktion bei Weinheber-Denkmal am Schillerplatz

"Plattform Geschichtspolitik"

Nach Ausgrabung rückte das Stadtgartenamt an

„Trotz wiederholter Kritik verabsäumte die Stadt Wien bis heute eine Kontextualisierung beziehungsweise Umgestaltung des Denkmals. Im Gegenteil: als Reaktion auf diverse Interventionen befestigte die Stadt Wien das Personendenkmal 1991 mit einem unterirdischen Beton-Sockel von einem Kubikmeter Volumen“, hieß es von der Plattform.

Stadtgartenamt rückte an

Über den Amtsweg hatten die Aktivisten bereits versucht, eine Umgestaltung zu erwirken - mit negativem Bescheid. Die Intervention, bei der man den Betonsockel und damit die Geschichte des Denkmals sichtbar machen wollte, zog eine Konsequenz nach sich: Arbeiter vom Gartenamt gesellten sich am Montagvormittag dazu, um das ausgehobene Loch wieder zuzuschütten.

Man habe miteinander Kaffee getrunken und sei wenig überrascht, wie die Teilnehmer der „Plattform Geschichtspolitik“ berichteten. „Einfach ein bisschen Dreck daraufschütten und dann wird das Gras schon wieder drüberwachsen“, lautet ihre Kritik.

Aktion bei Weinheber-Denkmal am Schillerplatz

"Plattform Geschichtspolitik"

Mailath-Pokorny wünscht sich Umgestaltung

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) hätte das von den Aktivisten ausgehobene Loch rund um das Weinheber-Denkmal „am liebsten so belassen“, wie es aus seinem Büro hieß.

Die Ausgrabung des Sockels hätte als „Diskussionspotenzial für den öffentlichen Diskurs“ über die Zukunft der Büste dienen können - aber das Gartenamt kam dem Kulturamt zuvor. Nun wolle man sich eine künftige Umgestaltung gemeinsam mit der KÖR - Kunst im öffentlichen Raum „genau ansehen“. Möglich sei auch ein Wettbewerb.

„Es geht darum zu zeigen, dass Weinheber nicht nur ein sehr berühmte und wienerischer Dichter war, sondern auch Nationalsozialist. Und die Nazis haben ihn auch vereinnahmt. Ich glaube, dass sollten wir sowohl beim Denkmal als auch beim Straßennamen dokumentieren“, sagte Mailath-Pokorny gegenüber Radio Wien.

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