Lohner will „eine Spur hinterlassen“

ÖBB-Stimme und „Licht für die Welt“-Botschafterin Chris Lohner ist am Mittwoch 70 geworden. Im Gespräch mit wien.ORF.at erzählt sie von negativen Charity-Trends und warum sie noch immer keinen Seniorenteller möchte.

Vor zehn Jahren lud Chris Lohner zu ihrem Geburtstag ihre Wegbegleiter und Freunde auf ein Charityfest ein. Mit den Einnahmen wurde eine Augenklinik für „Licht für die Welt“ in Burkina Faso gebaut. Heuer wiederholt sie diese Aktion und stellt ihren 70. Geburtstag wieder in den Sinn der guten Sache.

wien.ORF.at sprach mit Schauspielerin, Buchautorin, Kabarettistin, Moderatorin und Model Chris Lohner über das Älterwerden, welche neuen Kabarett- und Buchprojekte in Planung sind, über ihre Meinung zu den ÖBB und über ihre Frisur als Markenzeichen.

wien.ORF.at: 70 Jahre Chris Lohner: Wie fühlen Sie sich?

Chris Lohner: Ich fühle mich nicht anders als sonst. Es ändert sich nichts in meinem Nervenkostüm. Ich bin absolut entspannt und freue mich, dass ich so weit gekommen bin. Eigentlich ist 70 eine Zahl, die es in sich hat. Zumindest nach außen, aber nicht zu mir nach innen.

Chris Lohner

Licht für die Welt

wien.ORF.at: Möchten Sie inzwischen einen Seniorenteller?

Lohner: Nein, und wenn Sie mich mit 100 fragen, werde ich auch keinen Seniorenteller wollen. Das ist eine Einstellungssache. Ich bin kein Rudeltier und lasse mich nicht schubladisieren.

wien.ORF.at: Passt ihr Sternzeichen Krebs zu Ihnen?

Lohner: Meine Freundin Gerda Rogers hat gesagt, dass ab der Mitte des Lebens, die ich offensichtlich überschritten habe, der Aszendent zum Tragen kommt. Und da bin ich Wassermann, aber ein sehr untypischer. Als ich Gerda vor 20 Jahren kennengelernt hab, hat sie für die Sternstunden-Sendung auf Ö3 Horoskope von Prominenten gemacht.

Sie bekam die Daten, ohne zu wissen, wer dahinter steckt. Bei meinem Horoskop glaubte sie, ich sei Claudia Schiffer. Das war der Beginn unserer Freundschaft. Inzwischen passt Gerda auf meinen Hund auf, wenn ich in den Bundesländern spiele.

wien.ORF.at: Sie laden am 13. Juli zu einem Geburtstagsfest. Was planen Sie da?

Lohner: Es werden rund 200 Leute kommen. Es ist ein Charityfest für „Licht für die Welt“. Ich möchte, dass jeder 30 Euro für eine Graue-Star-Operation zahlt, oder auch 60 Euro, weil man hat ja zwei Augen. Damit so viel Geld wie möglich zusammenkommt, bezahle ich das Catering beim Fest selber.

Mit den Spenden wollen wir eine Klinik in Mosambik bauen. Es wird keine Societyveranstaltung. Ich habe alle eingeladen, die mich lang oder kürzer in meinem Leben begleitet haben. Das hab ich auch bei meinem 60er gemacht. Aber zum 80er mach ich nichts, da sollen andere was machen.

wien.ORF.at: Wie sind Sie Charity-Veranstaltungen gegenüber eingestellt?

Lohner: Es gibt ja auch viele Veranstaltungen, wo mit den Spenden das Buffet bezahlt wird, und was übrig bleibt, geht an die NGO. Bei mir ist das nicht so. Ich bezahle auch meine Flüge nach Afrika selbst. Es ist inzwischen eine Charity-Unsitte entstanden. Das ist auch ein Problem für mich, weil Leute kommen und fragen, was wirklich mit dem Geld passiert, weil man ja so viel hören würde.

Sendungshinweise:

Chris Lohner ist am 10. Juli live im „Radio Wien Magazin“ ab 17.00 Uhr und ab 19.00 Uhr live im Studio bei „Wien heute“.

Viele Leute wollen sich mit Charity in den Vordergrund drängen, um im Gespräch zu sein. Wenn sie dadurch etwas bewegen, ist es irgendwie auch wieder okay. Aber eigentlich sollte es umgekehrt sein. NGOs sprechen Leute an, die schon bekannt sind, damit sie unterstützt werden. Und nicht umgekehrt, dass Leute Charity machen, um ihre Bekanntheit zu steigern. Mir geht es um die Sache. Mir ist an Prominenz - wie ich das Wort hasse - wichtig, dass ich dadurch etwas bewegen kann.

wien.ORF.at: Es gibt genug Möglichkeiten um sich zu engagieren. Warum haben Sie „Licht für die Welt“ gewählt?

Lohner: Wir sind Augentiere. Ich bin selbst mit 45 Jahren an beiden Augen wegen grauem Star operiert worden. Das wussten die von „Licht für die Welt“ nicht, als sie mich fragten, ob ich Botschafterin werden möchte. Ich sagte: Ja gern, aber nur wenn ich was bewegen kann. Ich will eine Spur hinterlassen zwischen Geburt und Tod auf dieser Welt.

Ich find’s toll, wenn in Afrika ein paar Tausend Leute sehen können wegen mir. Ein bisschen was hab ich auf der dieser Landkarte bewegt. Das ist ein schönes Gefühl. Es gibt viele, die nur auf sich selbst schauen. Es ist eine Art Egomanie ausgebrochen, die mich erschüttert. Diese „Was gehen mich die anderen an“-Einstellung, die habe ich nicht.

wien.ORF.at: Wie tanken Sie Energie?

Lohner: Ich wohne großartig im 23. Bezirk in Kalksburg und bedanke mich jeden Tag beim Universum. Ich beziehe meine Kraft aus der Natur. Mit dem Tun kommt die Energie. Mit dem Hinsetzen kann man stinkfaul werden. Mit dem Machen kommen die Sachen, da laden sich die Batterien immer auf. Das ist wie wenn man Auto fährt, da lädt sich die Batterie auf. Wenn man steht und das Licht anhat, wird sie leer. Um aufzutanken ernähre ich mich gesund, gehe spazieren und freue mich an den Dingen.

Chris Lohner

Licht für die Welt

wien.ORF.at: Würden Sie Ihr Buch „50 plus. - Na und?“ heute anders schreiben?

Lohner: Momentan schreibe ich an meinem neunten Buch. Es heißt „Jung war ich lang genug“ und dabei schaue ich mir beim Älterwerden zu. „50 plus. - Na und?“ war mein viertes Buch. Die Grundaussagen sind schon gleich geblieben. Das ist ja eine Lebensanschauung und Haltung. Aber ich würde manche Sachen jetzt auch anders schreiben. In der Medizin hat sich mehr getan, da gibt’s andere Dinge, die den Menschen jetzt weiterhelfen. Ich hab jetzt eine künstliche Hüfte. Das wusste ich damals auch noch nicht, dass ich die bekomme.

wien.ORF.at: Was halten Sie eigentlich von der ÖBB?

Lohner: Ich arbeite seit 34 für die ÖBB. Ich finde, die ÖBB hat sich gut entwickelt, vor allem unter Christian Kern, den halte ich für einen Hoffnungsträger. Sie sind ja mittlerweile in den schwarzen Zahlen. Die Schiene ist Zukunft, aber auch Gegenwart. Sie muss auch Zukunft sein, denn was sich auf den Straßen abspielt, ist der Wahnsinn. Jedem bricht die eigene Energie weg. Wir sind sieben Milliarden auf der Erde.

wien.ORF.at: Ihre roten Haare und Ihre Pagenkopf-Frisur gelten als Ihr Markenzeichen. Wie sind Sie dazu gekommen?

Lohner: Markenzeichen macht man sich ja nicht selber. Das erfindet jemand von außen und sagt: Das ist jetzt dein Markenzeichen. Ich habe Haare wie ein Baby, ganz dünne Babyhaare. Meine Frisur ist die einzige Frisur, die ich gut im Griff habe. Sie passt mir gut, ist unkompliziert und daran will ich nichts ändern. Ich war früher Model, da musste ich eh viel herumbasteln. Die jetzige ist die ideale Frisur für mich, die Farbe passt gut zu meiner Haut. Ich schau eh aus wie ein Mehlwurm.

wien.ORF.at: Wie lautet eigentlich ihr richtiger Name?

Lohner: Christina. So heiße ich seit meiner Schulzeit. Aber ich bekomme oft Post für einen Herrn Chris Lohner. Sogar die Telekom hat einmal eine Rechnung an Herrn Chris Lohner geschickt. Ich hab sie dann wissen lassen, dass ich das nicht bezahle. Ich bin kein Mann und werde auch keiner.

wien.ORF.at: Welche Projekte planen Sie für die Zukunft?

Lohner: Ich werde mein Soloprogramm im CasaNova spielen. Nächstes Jahr im Herbst gehe ich nach Salzburg mit meiner Regieproduktion „Caveman“ und für das „Seniorentellerprogramm“ möchte ich einen zweiten Teil auf die Bühne bringen. Da gibt es eine Fortsetzung in Buchform, die ich gerade auf Deutsch und Englisch bekommen habe. Das ist unter dem Titel „Ich brauch doch keine Lesebrille“ für Herbst 2014 geplant.

Das Interview führte Florian Kobler, wien.ORF.at.

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