Tierschutzverein pokert um mehr Geld

Nachdem der Wiener Tierschutzverein die Kündigung des Leistungsvertrages mit der Stadt ankündigte, fordert Vereinspräsidentin Madeleine Petrovic nun die „Anpassung“ des Vertrages. „Ja, wir wollen mehr Geld“, sagte Petrovic.

Einen Betrag wolle Petrovic - angesichts der Verhandlungen mit dem Rathaus - nicht nennen. Derzeit überweist die Stadt 750.000 Euro pro Jahr, berichtete Petrovic. Die Kosten würden sich insgesamt auf rund fünf Mio. Euro pro Jahr belaufen. Inzwischen habe sich die Verweildauer der Tiere im Vösendorfer Tierschutzhaus, das vom WTV betrieben wird, erhöht.

Das hat laut Petrovic vor allem zwei Gründe: Zum einen würden immer mehr kranke Tiere importiert, die nicht leicht vermittelt werden könnten. Und auch der Hundeführschein (für sogenannte Kampfhunde, Anm.) habe dafür gesorgt, dass diese kaum mehr neue Besitzer finden würden.

Wiener Tierschutzverein

APA/Robert Jäger

Hundewelpen im Wiener Tierschutzverein

Vertrag mit 1. Jänner 2014 gekündigt

Der Vertrag mit der Stadt wurde per 1. Jänner 2014 gekündigt - mehr dazu in Tierschutzverein kündigt Vertrag. Wobei Petrovic aber betonte: Einstellen wolle man die Aufnahme von Fundtieren oder beschlagnahmten Tieren nicht. Auch wenn das Haus - gerade derzeit in der Urlaubszeit - an die Grenzen seiner Kapazitäten stoße.

„Wir sind im Moment randvoll“, so Petrovic. 1.800 Tiere sind in Vösendorf untergebracht, vor allem Hunde und Katzen, aber auch einige Exoten. Erst vor drei Tagen sei eine Baby-Boa-Constrictor gefunden worden. Kritik, dass der Verein sich auch um solche Arten kümmert, wies sie zurück: „Wohin sollen die denn sonst?“

Wiener Tierschutzverein

APA/Robert Jäger

Madeleine Petrovic, Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins, mit einem unterernährten Jagdhund

Pläne für Übersiedling werden geschmiedet

Längst werden im Tierschutzhaus auch Pläne für eine Übersiedelung und einen Neubau gewälzt. Denn das Haus befindet sich am Gelände einer ehemaligen Raffinerie. Die nicht beseitigte Altlast ist überall präsent: Teer quillt aus dem Boden, Mauern sind sichtlich beschädigt. Der Bauzustand des Tierschutzhauses verschlechtere sich derzeit „rapide“, wie Petrovic beklagte.

Auch in diesem Zusammenhang befindet man sich in Gesprächen mit der Stadt, die auch bereits ein neues Grundstück (ebenfalls in Vösendorf, Anm.) angeboten hat. Der WTV zeigt sich davon aber wenig begeistert - da dort Wohnhäuser sehr nahe liegen würden, wie die Vereinspräsidentin berichtete. Eine Sanierung der derzeitigen Liegenschaft kommt laut Petrovic nicht infrage. Die Kosten dafür seien zu hoch. Die Beseitigung der giftigen Altlast würde laut derzeitigen Schätzungen 100 Mio. Euro kosten.

Dass die Stadt eine eigene Tierschutzeinrichtung - das „TierQuarTier“ - baut, stört die Chefin des Tierschutzvereins nicht, wie sie erklärte: „Zwei Tierheime für Wien sind sicher nicht zu viel.“ Das Quartier soll 2015 in der Donaustadt eröffnet werden.

SPÖ sieht sich als „fairen Partner“

„Die Stadt arbeitet intensiv an einer Lösung der Betreuung der herrenlosen und entlaufenen Tiere nach Aufkündigung des Leistungsvertrages durch den Wiener Tierschutzverein“, kommentierte der Wiener SPÖ-Tierschutzsprecher Gerhard Spitzer in einer Aussendung. „Dabei sei es mehr als seltsam, dass der WTV über die Medien ausrichtet, was er will, für ein persönliches Gespräch aber seit einer Woche nicht zur Verfügung steht“.

„Der Vertrag mit dem WTV läuft nach Kündigung durch den WTV mit 1. Jänner 2014 ab. Diesen hat die Stadt immer penibel erfüllt, die Zahlungen haben sich seit 2007 nahezu verdoppelt", so Spitzer. Wurden im Jahr 2007 rund 461.000 Euro an den WTV bezahlt, waren es im Jahr 2012 schon 865.000 Euro. Alle laufenden Kostenersätze wurden wertgesichert und dementsprechend angepasst. Anpassungen erfolgten demnach in den Jahren 2005, 2010 und 2012“, so Spitzer.

Suche nach Lösung bis zum Jahreswechsel

Zusätzlich zu den Zahlungen aus dem Leistungsvertrag gebe es freiwillige Zusatzleistungen vonseiten der Stadt in der Höhe von 71.000 Euro im Jahr. Auch um die desolate Immobilie habe man sich gekümmert: Im Jahr 2010 konnte durch eine einmalige Hilfe in der Höhe von 300.000 Euro die drohende Sperre von Betriebsteilen erfolgreich abgewendet werden, berichtete der SPÖ-Politiker.

Auch stehe zu dem von der Stadt angebotenen Grundstück noch eine Stellungnahme aus: Es gebe kein offizielles Feedback durch den WTV, obwohl das Grundstück alle Anforderungen erfülle, so Spitzer.

Wie die Lösung nach dem Jahreswechsel aussehe, sei noch offen. „Während alle anderen Auftragnehmer und Subventionsnehmer der Stadt in wirtschaftlich angespannten Zeiten mit gleichviel oder weniger Geld auskommen müssen, ist es schwer nachvollziehbar, warum der WTV angesichts der ohnehin durch die Indexierung erfolgte Erhöhung der Zahlungen künftig noch mehr Geld bekommen soll“, stellte Spitzer klar.

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