Platzmangel im Gratis-Kindergarten

Seit bald vier Jahren gibt es in Wien den beitragsfreien Kindergarten für alle Kinder bis sechs Jahren. Die Stadt hat nach anfänglichen Schwierigkeiten das Angebot deutlich ausgebaut. Doch für Experten ist es immer noch zu wenig.

Kinder einer Kindergruppe

APA/Herbert Neubauer

Aufholbedarf noch gegeben

Die Zahlen klingen beeindruckend: Aktuell gibt es in Wien 52.626 Kindergartenplätze und 19.193 Krippenplätze. Pro Jahr kommen 1.500 dazu. Die Stadtpolitik freut sich: Als einziges österreichisches Bundesland hat man die sogenannten „Barcelona Ziele“ der Europäischen Union erreicht. Für mindestens 33 Prozent der Kinder unter drei Jahren müssen demnach Betreuungsplätze vorhanden sein. Mit 36 Prozent hat Wien dieses Ziel bereits überschritten.

Bei den Drei- bis Sechsjährigen ist man durch die Kindergartenpflicht sowieso bei einer Vollversorgung. Doch dennoch ist nicht alles zu voller Zufriedenheit.

Das Angebot ist da, die Qualität nicht

Es sei nicht alles bestens, heißt es von den Kindergartenpädagogen. Wien habe sich zwar angestrengt, um alle Kinder unterzubringen. Das sage aber noch nichts über die Qualität aus, schränkt Raphaela Keller von der Berufsgruppe Kindergarten- und HortpädagogInnen Wiens ein. Viele junge Frauen würden aufgeben, sie seien mit dem Umfeld nicht glücklich: „Nicht immer ist die Bezahlung ausschlaggebend. Oft wird einfach etwas anders erwartet, wenn sich eine junge Frau mit 14 Jahren für den Beruf meldet und die fünfjährige Ausbildung antritt“.

Besser sieht es aus, wenn man sich nach der Matura für die Kindergartenpädagogik interessiert und ein Kolleg absolviert, sagt Keller: „Dann ist man sich bewusst, was es bedeutet, mit bis zu 25 Kindern in einer Gruppe zu sein.“ Das ist natürlich zu viel, gerade wenn es Sprachschwierigkeiten gibt.

Kinderkrippen müssen weiter ausgebaut werden

Selbst wenn beide Eltern berufstätig sind, kann es sein, dass man auf einen Betreuungsplatz warten muss. Vor allem, wenn man außerhalb der Anmeldetermine im Jänner und Februar nach Wien kommt. Wer keinen ordentlichen Wohnsitz in der Stadt hat, muss zudem für die Betreuung zahlen. Denn die Beitragsfreiheit gilt nur für Wiener.

Ein städtischer Ganztagskindergarten kostet mit Essen dann knapp 300 Euro. Ganz gratis ist der Kindergarten übrigens auch für Wiener nicht: 60 Euro pro Monat sind für das Mittagessen zu zahlen.

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