Zu wenige Mentoren für Kinder

Immer mehr Kinder und Jugendliche in Wien brauchen Unterstützung von Mentoren, weil sie im Elternhaus zu wenig Betreuung bekommen. Es gibt zwar einige Mentoring-Programme. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft fordert aber einen Ausbau.

In Wien werden mehrere Mentoring-Programme angeboten, die Jugendliche – vor allem aus familiär oder sozial schwierigem Umfeld – beim oftmals harten Weg ins Erwachsenenleben unterstützen. Recht jung in der Bundeshauptstadt ist „Big Brothers Big Sisters“ (BBBS), dessen Konzept aus den USA stammt und bereits global erfolgreich im urbanen Raum agiert. Gut laufe es nach einem Jahr Tätigkeit in Wien, berichtete Regionalleiter Oliver Wenninger. Damit will man sich aber nicht zufrieden geben. Es bestehe noch genügend Betreuungspotenzial in Wien.

Suche nach Mentoren läuft

„Noch gibt es zahlreiche Jugendliche, die sich beim Heranwachsen aus diversen Gründen mit ihrer Umwelt schwer tun und die Unterstützung von Erwachsenen bräuchten“, so Wenninger. Daher sucht der Verein weiterhin nach Mentoren und Mentorinnen, aber auch jugendlichen Mentees. „Sich bewerben und mitmachen kann jeder. Es gibt weder für Kinder noch Mentoren soziale, ethische oder irgendwelche andere Kriterien. In Interviews wollen wir aber natürlich psychische Probleme und politisch fragwürdige Standpunkte ausschließen“, erklärt Wenninger. Die Finanzierung in Österreich wird von einer Stiftung übernommen. „Neben aktivem Engagement sind aber auch Spenden willkommen“, betonte er diesbezüglich.

Seit 2008 gibt es die Mentoring-Initiative „Gemma’s an“. Im Gegensatz zu BBBS, das Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 17 Jahren anspricht, wendet sich „Gemma’s an“ an Jugendliche zwischen 14 und 21. Damit wird auch die Gruppe erfasst, die sich bereits mit den Hürden der Berufstätigkeit herumschlagen muss und damit oftmals ihre Schwierigkeiten hat.

Jugendliche

Big Brothers Big Sisters

„Big Brothers Big Sisters“ ist seit dem Vorjahr in Wien aktiv

„Gemma’s an“: Hauptgeldgeber stieg aus

Mit Ende des Jahres steigt nach sechs Jahren der Hauptgeldgeber aus. „Wir sind dankbar, dass uns unser Partner so lange unterstützt hat. Es war von vorhinein ausgemacht, dass die Zusammenarbeit einmal endet. Für nächstes Jahr jedenfalls steht die Vorfinanzierung. Weitere Sponsoren sind willkommen. Künftig wollen wir die finanzielle Basis auf mehrere Geldgeber verteilen“, erklärte Reinhold Eckhardt vom Trägerverein „Zeit!Raum“ gegenüber der APA.

Direkt in die Schule gehen wiederum die „Kinderfreunde“ in ihrem Projekt „Nightingale“, das sich aber nicht als Nachhilfeunterricht sieht. Zusammengefasst heißt es seitens der Kinderfreunde: „30 Schüler und Schülerinnen werden pro Schuljahr in der Initiative sieben Monate lang einen Nachmittag pro Woche von Studenten in der Freizeit begleitet, um so ihre Kompetenzen und ihre Bildungsmotivation zu stärken.“

„Anforderungen steigen ständig“

Schließlich gibt es noch das Angebot des „Interkulturellen Mentorings in Schulen“. Das Programm zielt besonders auf Schüler mit Migrationshintergrund ab. Dabei übernehmen Studierende mit ähnlicher bi-kultureller Geschichte die Patenschaft für die Kinder. Durch ihre persönlichen Erfahrung mit Österreich sind sie die „Idealbesetzung“ für die Vermittlung zwischen Eltern, Lehrern und Schülern.

Bei der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft (KJA) sieht man diese Programme als äußerst notwendig an und lobt das Engagement. „Wir würden uns aber noch mehr wünschen. Die Situation der Kinder und Jugendlichen wird nicht unbedingt leichter. Die Anforderungen steigen ständig“, meinte Monika Pinterits von der KJA. Zu viel Engagement in diesem Bereich könne es daher kaum geben.

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