Abtreibung: „Psychisch blieb viel hängen“

Eine Abtreibung, schnell, fast anonym, für wenig Geld. Auch Liliane K. war vor vier Jahren Patientin der „Abtreibungsärztin“. Gegenüber „Wien heute“ erzählt die Patientin über die Praktiken in der Ordination und über psychische Folgeschäden.

"Mir kam das gleich komisch vor, weil das die einzige Ärztin in Wien ist, die nur 300 Euro verlangt. Ich hatte die Bilder wieder vor Augen, obwohl es vier Jahre zurück liegt.“ Damals ließ die heute 26-jährige Liliane K. bei der Ärztin, die wegen ihrer fragwürdigen Praktiken zuletzt in den Schlagzeilen war, eine Abtreibung vornehmen - mehr dazu in Berufsverbot gegen Abtreibungsärztin.

Außer Schmerzen, die relativ lange andauerten, hatte Liliane K. keine körperlichen Folgeschäden. „Psychisch ist aber schon sehr viel hängen geblieben“, sagt sie im Interview mit „Wien heute“. Das liegt vor allem an der Art und Weise, wie der Eingriff damals durchgeführt wurde.

Liliane K. wollte die Abtreibung unbedingt durchführen lassen, hatte aber nicht genügend Geld. Im Internet stieß sie auf die Ärztin. „Ich habe dann auch angerufen, es war schon spät am Abend. Am nächsten Tag habe ich einen Termin bekommen.“

Frau auf einer Parkbank

ORF

Liliane K. überstand den Eingriff ohne körperliche Folgeschäden

„Zuerst hat sie das Geld genommen“

Am Tag darauf wurde sie von der 75-jährigen Ärztin in das Behandlungszimmer gebeten. „Die Dame konnte sehr schlecht Deutsch, zuerst hat sie das Geld genommen, dann hat sie kurz erklärt, was vorgenommen wird, ohne zu fragen, in welcher Woche ich bin oder ob ich bei einem Arzt gewesen bin.“

Sendungshinweis

Das Interview mit Liliane K. sehen Sie am Abend in „Wien heute“ in der ORF-TVthek.

Kurz darauf wurde sie in den Aufwachraum gebeten, wo andere Frauen lagen, die ihren Eingriff bereits hinter sich hatten. „Manche Frauen sind heulend aufgewacht und haben geschrien. Furchtbar. Das sieht man alles, bevor der Eingriff gemacht.“

„Ich habe gespürt, wie ich gerüttelt wurde“

Auch der Operationssaal war nicht vorschriftsmäßig ausgestattet. „Da war einfach ein Tisch mit einer Matte, kein Gynäkologenstuhl. Man wurde direkt auf die Matte gelegt.“ Die Narkose dürfte zu kurz gewesen sein, sagt Liliane K., „ich habe die letzten Sekunden miterlebt, gespürt, wie ich gerüttelt wurde. Es hat stark gebrannt.“

Eine Nachbehandlung gab es nicht. „Ich habe Tabletten verschrieben bekommen, die die Gebärmutter zurückziehen sollen. Mir wurde gesagt, ich soll die strikt einnehmen. Falls ich am ersten Tag starke Blutungen bekommen sollte, soll ich ein Krankenhaus aufsuchen, wurde mir gesagt.“

Am Samstag wurden auch neue Vorwürfe gegen die Ärztin bekannt. Sie soll schon vor mehr als 30 Jahren mit ähnlichen Praktiken in die Schlagzeilen geraten sein. Auch damals wurde ein temporäres Berufsverbot verhängt - mehr dazu in Neue Vorwürfe gegen Abtreibungsärztin.

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