Abtreibungsärztin: Praktiken lange bekannt

Die Ärztin, in deren Ordination es zu schweren Komplikationen bei Abtreibungen gekommen sein soll, darf vorerst nicht ordinieren. Wegen ihrer Praktiken wurde schon vor mehr als 30 Jahren ein Berufsverbot gegen sie verhängt.

Vor einem Jahr erfuhr die Ärztekammer erstmals von zwei Fällen bei der Ärztin, sagt Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres im „Wien heute“-Interview. Damals wurde ein Verfahren auf Entzug der Berufsberechtigung gestartet, das heute noch immer läuft. Dieses Verfahren sei wie ein Gerichtsverfahren und werde von einem Höchstrichter geleitet.

Auf die Frage, warum solche Verfahren so lange dauern, meint Szekeres: „Man müsste hier auch akut Handhabe haben und akut ein Berufsverbot erteilen können und die Praxis schließen. Dieses Recht hat die Ärztekammer derzeit nicht.“

Berufsverbot schon vor mehr als 30 Jahren

Dabei müssten die Praktiken der Ärztin schon viel länger bekannt sein. Schon 1980 berichtete das deutsche Nachrichtenmagazin „Stern“ über die Frau. Deutsche Ärzte sollen damals Patientinnen zu ihr geschickt haben, um Abtreibungen vornehmen zu lassen. Die Ärztin soll dafür Provisionen kassiert haben. Auch damals soll es laut den Berichten zu Komplikationen gekommen sein, die zu einem zeitweisen Berufsverbot geführt hatten.

Sendungshinweis:

„Wien heute“ sehen Sie am Abend „on demand“ in der ORF-TVthek.

„Es hat immer wieder Verfahren gegeben und es wurden auch Strafen ausgesprochen", sagt Szekeres dazu. Die Praxis sei auch immer wieder geschlossen worden, vor allem wegen hygienischer Mängel. Nach Behebung dieser Mängel sei die Ordination aber wieder geöffnet worden. „Die Zuständigkeit liegt nicht bei der Ärztekammer, sondern beim Magistrat“, sagt Szekeres.

Verfahren „in den nächsten Wochen“ beendet

Nächste Woche wird in der Praxis eine Begehung stattfinden, bei der in erster Linie die Hygiene überprüft wird - mehr dazu in Berufsverbot gegen Abtreibungsärztin. Laut Patientenanwältin Sigrid Pilz wird dabei aber nicht die Behandlungsqualität überprüft. „Die Ärztekammer sieht es so, dass das nicht ihre Aufgabe wäre“, sagt Pilz.

Die Behandlungsqualität sei ebenfalls Gegenstand des laufenden Verfahrens, erwidert Szekeres. Dabei soll auch eruiert werden, welche anderen Ärzte in der Praxis arbeiteten. In den nächsten Wochen soll das Verfahren abgeschlossen sein. „Bis zum einem dauerhaften Berufsverbot ist alles möglich“, so der Ärztekammer-Präsident in „Wien heute“.

Eine Abtreibung, schnell, fast anonym, für wenig Geld. Auch Liliane K. war vor vier Jahren Patientin der „Abtreibungsärztin“. Gegenüber „Wien heute“ erzählt die Patientin über die Praktiken in der Ordination und über psychische Folgeschäden - mehr dazu in Abtreibung: „Psychisch blieb viel hängen“.

Link: