Veganer Supermarkt öffnet in Wien

Cafes, Restaurants, Bäckereien, ein Bekleidungsgeschäft und jetzt auch noch ein Supermarkt: Veganismus boomt und die Nachfrage nach Produkten nicht-tierischen Ursprungs ist definitiv gegeben. Nun öffnet in Wien der erste vegane Supermarkt.

„Die Entscheidung kam aus reinem Bauchgefühl“, erzählt Stefan Maran, Betreiber des ersten veganen Supermarkts in Wien. Zwar gab es einige Verzögerungen durch den Wegfall eines Geschäftspartners und vertraglichen Belangen, „aber jetzt geht es nur noch um Details“, so Maran. Der Supermarktbetreiber ist seit Jahren im Handel tätig und behauptet, dass „man irgendwann das Gespür für die Zielgruppe bekommt. Ich bin mir sicher, jetzt ist der richtige Zeitpunkt.“ Alleine in Wien soll es zwischen 20.000 und 40.000 Veganerinnen und Veganer geben.

Maran und Stolzlechner

maranvegan

Das Angebot des Supermarktes soll ein ausgewogenes Vollsortiment werden: Neben landwirtschaftlichen Produkten wie Obst und Gemüse sollen auch Kosmetik, Getränke, Weine, Biere, Trockenfrüchte, Getreide, Nüsse und vegane Süßigkeiten angeboten werden. Dabei setzt man sich zum Ziel, besonders „europäische Produkte“ zu verkaufen. Produkte aus Übersee zu beziehen, soll so gut wie möglich verhindert werden. Man werde „natürlich keine österreichischen Bananen im Sortiment führen. Aber wir wollen es vermeiden, Produkte zu kaufen, die es hier auch gibt.“

Drei Prozent der österreichischen Bevölkerung lebt vegetarisch oder vegan.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen führen moralische Gründe häufig zu dieser Entscheidung, andere wiederum sehen im übermäßigen Fleischkonsum ein ökologisches und ökonomisches Problem. Für viele tragen auch gesundheitliche Gründe zu dieser Entscheidung bei.

(Quelle: EVANA.org, 2013)

Die Preise für diese Produkte sollen etwas über den konventionellen Handelspreisen liegen, aber deutlich unter dem hochpreisigen Segment. Zwar gebe es „Ausreißer“, aber diese nur in geringer Zahl. Zusätzlich bietet im Supermarkt ein Bistro frische Getränke und Speisen an: So werden täglich Menüs mit Suppe und Hauptspeise sowie frische Smoothies angeboten.

„Endlich traut sich einer“

Maran eröffnete bereits 1998 einen Bio-Supermarkt. Weitere Filialen folgten und die Märkte wurden schrittweise vergrößert. Doch irgendwann wurde es den Betreibern gar zu groß. Der Unternehmer entschied sich für einen Rückzug aus dem Geschäft, machte zwei Jahre lang auf einer Landwirtschaft im Burgenland „Pause“ und sah „den Radieschen beim Wachsen zu.“

Einkaufstasche mit veganen Lebensmitteln

fotolia/Africa Studios

Währenddessen entstand die Idee, einen Schritt weiterzugehen und sich nicht mehr nur auf Bio zu konzentrieren, sondern auch auf vegane Produkte. Die hohen Besucherzahlen auf einschlägigen Messen und Veranstaltungen bestätigten den Trend und die Nachfrage nach tierfreien Produkten, so Maran.

Mit der Eröffnung des ersten veganen Supermarktes folgt Maran einem Trend, der bereits vergangenes Jahr zur Eröffnung der ersten veganen Boutique führte - mehr dazu in wien.orf.at

„Nachhaltigkeit, konsequent zu Ende gedacht“

Für die Betreiber bedeutet Veganismus, „sich von Lebensmitteln zu ernähren, die mit viel positiver Energie aufgeladen sind.“ Man wolle Produkte von Herstellern verkaufen, die sich Gedanken über ihre Lebensmittel machen und ihnen die Achtsamkeit schenken, die diese verdienen.

„MaranVEGAN“, Eröffnung am Donnerstag, 18. Juli 2013, Stumpergasse 57, 1060 Wien.

Vegan leben bedeute zudem „Nachhaltigkeit, konsequent zu Ende gedacht.“ Für Maran gibt es daher verschiedene Gründe, vegan zu leben. Besonders das Bevölkerungswachstum mache ihm Sorgen. Der 65-Jährige könne sich noch an eine Zeit erinnern, in der die Weltpopulation bei drei Milliarden Menschen lag, mittlerweile bevölkern mehr als doppelt so viele Menschen die Erde. „Wir müssen umdenken, sonst können wir bald noch weniger Menschen ernähren als jetzt“, zeigt Maran sich besorgt.

„Natürlich gibt es Gegenden, in denen man von Fleisch ‚abhängig‘ ist. In Grönland wird man kaum Getreide anbauen können.“ In unseren Breitengraden sähe er aber gerne eine Veränderung beim Fleischkonsum. Besonders der Umstand, dass die meisten Fische, die gefangen werden zu Tierfutter verarbeitet werden, findet Maran „verrückt und pervers“. Auch die CO2-Bilanz von Fleisch stelle ein Problem dar.

„Der Kunde ist auf der Strecke geblieben“

Maran freut sich auf die Eröffnung: „Der Tag wird den Kunden gehören." Es werde keine Feier geben, keine Politiker anwesend sein und kein Stelldichein der Szene geben.“ Der Kunde sei bei ähnlichen Eröffnungen immer auf der Strecke geblieben. Das wolle man vermeiden. „Die Branche kennt sich gut genug. Wir öffnen unsere Pforten für den Kunden. Es wird Verkostungen geben, aber mehr nicht“ erklärt Maran.

Links: