Abtreibungsärztin: Praxis geschlossen

Am Dienstag ist die Praxis der umstrittenen Abtreibungsärztin in Wien-Neubau überprüft worden. Das Ergebnis: Die Ordination wird ab sofort geschlossen. Damit dürfen dort keine ärztlichen Leistungen mehr erbracht werden.

Seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten betrieb die Allgemeinmedizinerin im siebenten Bezirk mit Gynäkologen eine Quasi-Abtreibungsklinik, die in den letzten Tagen zum wiederholten Male in die Schlagzeilen geriet. Mehrere Frauen berichteten von Komplikationen und schweren Verletzungen. Bereits am Freitag wurde der Ärztin vorläufig die Berufsbefugnis entzogen.

Dienstagmittag betraten Mitarbeiter der Ärztekammer, der Gesellschaft für Qualitätssicherung (Ökomed) und der MA 40 die Praxis. Dabei ging es auch um eine hygienische Überprüfung. Das Ergebnis lag dann am Abend vor. Die Ordination wird wegen „Gefahr in Verzug und wegen der Gefahr für das Leben und die Gesundheit von Patientinnen“ sofort geschlossen, gab die Leiterin der zuständigen Wiener MA 40, Renate Christ, Dienstagabend bekannt.

Strafverfahren und Berufsverbot

Die Sachverständigen der Ökomed dürfen auch untersuchen, ob die medizinische Behandlung sachgemäß ist, sagte Renate Christ von der MA 40. Unabhängig vom Ergebnis der Begehung dürfe die Ärztin auch in naher Zukunft nicht praktizieren, sagte Christ. Wie lange, das hänge davon ab, wie lange das Strafverfahren dauern werde, so Christ. „Bis zum Ende des Verfahrens bleibt das Verbot aufrecht. In den nächsten Monaten ist nicht damit zu rechnen, dass das Verbot aufgehoben wird.“

Die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely sagte vergangenen Freitag, bei der Begehung solle geprüft werden, ob die Ordination - auch aus hygienischen Gründen - zu schließen sei. Für die Patientenanwältin Sigrid Pilz steht fest, dass unabhängig von den hygienischen Zuständen in dieser Praxis nicht weitergearbeitet werden dürfe - mehr dazu in Arztskandal: Vorwürfe seit vier Jahrzehnten (oe1.ORF.at).

Dass im laufenden Verfahren auch die Behandlungsqualität der Ärztin überprüft werde, betonte Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres im „Wien heute“-Interview am vergangenen Samstag. Dabei solle auch eruiert werden, welche anderen Ärzte in der Praxis arbeiteten - mehr dazu in Abtreibungsärztin: Praktiken lange bekannt.

Patientin schilderte dramatischen Eingriff

Dass es trotz wiederholter Probleme kein dauerhaftes Berufsverbot für die Ärztin gegeben hat, beschäftigt viele Patientinnen. Sie fragen sich jetzt, warum ein solches nicht verhängt wurde. Immer mehr Opfer der verdächtigen Ärztin, die im siebenten Bezirk ordiniert, melden sich jetzt - mehr dazu in Abtreibung: „Psychisch blieb viel hängen“.

Praktiken lange bekannt

Die Praktiken der verdächtigen Ärztin waren seit den 1970er Jahren bekannt. Immer wieder wurde die Praxis geschlossen und wieder aufgesperrt - mehr dazu in Abtreibungsärztin: Praktiken lange bekannt. Dafür ist laut Ärztekammer die MA40 zuständig. „Wir können die Praxis nicht für immer, sondern nur anlassbezogen schließen, allerdings wäre das dann ein Fall, wo die Ärztekammer nachdenken könnte, ob nicht eine dauernde Berufsausübung verboten werden sollte“, sagt die Leiterin der MA40, Renate Christ.

Die Ärztekammer sei über alles informiert gewesen. Der Präsident der österreichischen Ärztekammer, Artur Wechselberger, verweist auf das rechtsstaatliche Verfahren, das gerade laufe. Die Frage von Behandlungsfehlern falle nicht in die Zuständigkeit der Ärztekammer, sagte Wechselberger im „Wien heute“-Interview. Aber: Die verdächtige Ärztin sei „sicher nicht das Musterbeispiel einer Ärztin, wenn man sich ihre Geschichte ansieht“.

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