Mariahilf: Lösung für Lieferanten

In genau einem Monat startet die mehrmonatige Probephase für die verkehrsberuhigte Mariahilfer Straße. Für Taxifahrer und Lieferanten gibt es jetzt offenbar eine Lösung. Die Opposition erneuerte ihre Kritik an dem Projekt.

Die Lösung sieht vor, dass in der an sich autofreien Fußgängerzone Warenlieferungen bis 13.00 Uhr möglich sind. Taxis dürfen auf der Bustrasse fahren, um Fahrgäste abzuholen bzw. aussteigen zu lassen. Die Durchfahrt ohne Halt ist verboten.

Warenzustellung bis 13.00 Uhr erlaubt

Die Fußgängerzone wird sich von der Kirchengasse bis zur Andreasgasse erstrecken - mehr dazu in Verkehrskonzept Mariahilfer Straße fix. Dieser Bereich ist für den motorisierten Verkehr künftig tabu. Für den Lieferverkehr gibt es Ausnahmen: Die Warenzustellung ist von Montag bis Samstag (wenn Werktag, Anm.) zwischen 6.00 und 13.00 Uhr erlaubt, hieß es am Dienstag im Büro von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne).

In den Begegnungszonen zwischen Kaiserstraße und Andreasgasse sowie zwischen Kirchengasse und Getreidemarkt ändert sich an den jetzigen Lieferzeiten und Ladezonen - sie sind nicht einheitlich geregelt - nichts.

Taxis dürfen Gäste abholen und abliefern

Taxis dürfen in die Fußgängerzone lediglich ein-, jedoch nicht durchfahren, und müssen jedenfalls die für den 13A rot eingefärbte Bustrasse benutzen. In dem kurzen Fuzo-Abschnitt zwischen Neubau-und Andreasgasse, wo der Bus nicht verkehrt, ist die Zufahrtsmöglichkeit für Taxis zeitlich beschränkt. Hier können nur - analog zum Lieferverkehr - von Montag bis Samstag zwischen 6.00 und 13.00 Uhr Fahrgäste abgeholt und hingebracht werden. In den Begegnungszonen dürfen Taxler wie alle anderen Verkehrsteilnehmer mit maximal 20 km/h fahren.

Mariahilfer Straße

APA/ Herbert Pfarrhofer

Lieferanten dürfen zufahren

Radfahren in „angepasster Geschwindigkeit“ möglich

Das Radfahren wird auf der gesamten „Mahü“ in beide Richtung und „in angepasster Geschwindigkeit“ möglich sein, hieß es. Eigene Radstreifen wird es nicht geben. Soll heißen: Die Biker dürfen - mit Ausnahme der roten Busspur - die gesamte Verkehrsfläche benutzen.

Mit den Änderungen auf der Shoppingmeile treten auch die begleitenden Verkehrsmaßnahmen in den umliegenden Straßen in Kraft. Sie sollen den drohenden Ausweichverkehr abfedern. Die Hauptdurchzugsrouten Gumpendorfer Straße, Neustiftgasse und Burggasse werden zu Tempo-30-Zonen. Zusätzlich gibt es diverse Änderungen, was Einbahnen oder Abbiegemöglichkeiten in den Bezirken Mariahilf und Neubau betrifft.

Totalsperre vor der Testphase

Laut Vassilakou-Büro werden ab kommender Woche an zentralen Stellen Infotafeln aufgestellt, um Autofahrer im Vorfeld rechtzeitig auf die Neuerungen hinzuweisen. Kurz vor dem Start der Testphase gibt es dann noch eine kurzfristige Komplettsperre für den Kfz - und zwar von 14. August, 20.00 Uhr, bis zum 16. August, 6.00 Uhr. Dies sei u.a. wegen der Aufbringung der neuen Bodenmarkierungen nötig. Der 13A-Betrieb soll davon nicht beeinträchtigt werden.

Am 16. August wird ab den frühen Morgenstunden dann getestet. Was konkret heißt: Baulich ändert sich - abgesehen von der roten Markierung - noch nichts. Ob man sich in der Begegnungszone oder in der Fuzo befindet, ist anhand der montierten Schilder zu erkennen.

Die Testphase für die Mahü Neu wird einige Monate - wie lange genau, ist noch nicht bekannt - dauern und laufend beobachtet bzw. evaluiert. Im Anschluss an den Probelauf ist eine Bürgerbefragung darüber vorgesehen, wie die Neugestaltung dann in der Letztfassung ausschauen soll.

„Totgeburt“ und „ewiges Provisorium“

„Eine Fußgängerzone mit Rad-, Taxi-, Liefer-, Bus- und Anrainerverkehr ist keine Fußgängerzone, sondern eine 18 Mio. Euro teure Totgeburt“, fand FPÖ-Verkehrssprecher Toni Mahdalik. Anrainer und Geschäftsleute seien im Konzept dahingehend nicht erwähnt, müssten aber selbstverständlich weiter über Zufahrtsmöglichkeiten zu ihren Garagen in den Innenhöfen verfügen.

„Die Verkehrsstadträtin will sich mit aller Gewalt über die Bedürfnisse der Anrainerinnen und Anrainer hinwegsetzen“, sagte ÖVP-Klubobmann Fritz Aichinger. Es werde offenbar ein ewiges Provisorium angestrebt, wenn die Länge der Testphase nicht genau beziffert werden könne. Sowohl FPÖ und ÖVP fordern eine grundsätzliche Befragung zum Thema Fußgängerzone Mariahilfer Straße, bei der die Bevölkerung grundsätzlich auch die Möglichkeit hat, das Projekt abzulehnen.

Kritik am Zeitpunkt der nun präsentierten Lösung für die Lieferanten übte die Wiener Wirtschaftskammer. Deren Präsidentin Brigitte Jank sagte, nun hätten die rund 9.000 betroffenen Betriebe nur mehr ein Monat Zeit, ihre Lieferkonzepte zu adaptieren.

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