Traditionscafe wird Fast Food-Lokal

Nach hundertjährigem Bestehen wird aus dem Cafe Wunderer in Penzing nun ein Fast-Food-Restaurant. Das Lokal sei „nicht mehr gewinnbringend“ führbar gewesen, so der Betreiber. Die „historische Struktur“ des Interieurs soll erhalten bleiben.

„Derzeit läuft noch das Betriebsanlagenverfahren. Sobald wir die Genehmigung bekommen haben, beginnen wir mit dem Umbau. Einen konkreten Eröffnungstermin gibt es deshalb noch nicht“, sagte McDonald’s-Pressesprecherin Ursula Riegler. „Wir werden aber beim Umbau schauen, dass wir die Stilelemente des Raumes in unser Design integrieren“.

McDonald’s sieht in dem neuen Standort zahlreiche Vorteile: Stark frequentierte Straßen, ein großes Einzugs- und Wohngebiet und eine gute öffentliche Verkehrsanbindung seien Gründe für die Standortwahl, sagte Riegler. Und offenbar kann sich die Fastfood-Kette auch die Miete leisten.

Cafe Wunderer in Penzing

Peter Gugerell

Das Cafe an der Kennedybrücke in Penzing

Zu hohe Miete für ehemaligen Betreiber

Die Gründe für die Übernahme seien wirtschaftlicher Natur, hieß es zuletzt: Zum einen stiegen die Mieten, zum anderen sanken die Besucherzahlen des traditionsreichen Kaffeehauses. Das Lokal konnte dadurch „nicht mehr gewinnbringend geführt werden“, so Betreiber Gerhard Weinmann gegenüber der Wiener Zeitung. Viele Gäste seien außerdem der Meinung gewesen, dass das Lokal einer Renovierung bedarf.

Das Cafe Wunderer

Das Cafe Wunderer eröffnete im Jahr 1913. Während des Zweiten Weltkriegs gründete sich dort eine katholische Widerstandsbewegung. Auch der größte Billardclub Österreichs war lange im Cafe beheimatet.

Bezirk kann „nichts vorschreiben“

„Wir haben als Bezirk reagiert und McDonald’s ersucht, möglichst viel Rücksicht auf die historische Struktur des Lokals zu nehmen, jedoch können wir hierbei nichts vorschreiben“, meint Andrea Kalchbrenner, SPÖ-Bezirksvorsteherin von Penzing zu dem Vorhaben im Gespräch mit wien.ORF.at. Ihr tue es „persönlich leid, aber man müsse es eben akzeptieren“.

Bereits in der Vergangenheit seien andere typisch-wienerische Lokale in Penzing geschlossen oder veräußert worden, weil sie „nicht mehr zeitgemäß“ gewesen wären, erzählt Kalchbrenner und äußert ihre Verwunderung, dass damals nicht medial berichtet wurde. Man könne nun eben nur hoffen, dass McDonald’s von seinen Absichten bezüglich des Interieurs nicht abweiche.

Links: