Komplizen von missbrauchtem 14-Jährigen verurteilt

Am Wiener Straflandesgericht sind zwei Jugendliche verurteilt worden, die einen Pensionisten mit Messern bedroht und Geld gefordert hatten. Es war eine brisante Verhandlung, weil der dritte Angeklagte jener 14-Jährige ist, der in der U-Haft vergewaltigt worden sein soll.

Die drei Jugendlichen sollen im April dieses Jahres einen Pensionisten bedroht haben. Der Prozess fand vorerst ohne den 14-Jährigen statt - Grund: Die psychosoziale Prozessbegleitung des Burschen hat das Straflandesgericht davon in Kenntnis gesetzt, „dass eine Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen derzeit nicht zumutbar wäre“.

„Fester“ Teil der Haftstrafe bereits verbüßt

Der 15-jährige „Rädelsführer“ erhielt am Montag eine Strafe von 20 Monaten, 17 davon bedingt, der mittlerweile 18-jährige „Aufpasser“ 17 Monate, 14 davon bedingt. Da beide bereits seit drei Monaten in U-Haft sitzen, gilt der „feste“ Teil der Haftstrafe als verbüßt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Am 29. April trafen sich am Nachmittag vier Burschen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren. Der älteste hatte zwei Messer dabei, die er vom Großvater geschenkt bekommen hatte. Der 15-Jährige schlug vor, jemanden zu überfallen, um sich Geld zu besorgen. Man holte sich noch schnell Schals um sich zu vermummen und lauerte in einem Stiegenhaus im Bezirk Landstraße auf Opfer. Als eine alte Frau ihrer Wege kam, verlor der Älteste aber die Nerven und ließ dem Jüngsten den Vortritt.

Angeklagte entschuldigten sich

Wenig später traf die Bande (zwei bewaffnete Angreifer, zwei Schmieresteher) auf einen 72-Jährigen. Sie verlangten die Herausgabe seiner Geldbörse, sonst würde man das „anders regeln“. Dabei hielten sie dem Mann halb aufgeklappte Messer vor die Brust. Womit sie nicht rechnen konnten, war die Coolness des Pensionisten. Der nämlich blieb recht entspannt und erwiderte: „Wir können das gerne sofort regeln, ums Eck steht ein Polizeiauto.“ Dass da eigentlich gar keine Funkstreife stand, überprüften die Nachwuchs-Räuber erst gar nicht, sie stoben in Panik (und unverrichteter Dinge) in alle Richtungen davon.

Vor Gericht zeigten sich die zwei Burschen zwar reuig, wirkten dabei jedoch auffallend ruhig und gefasst. Da die Burschen den Schulabschluss sowie eine Lehrstelle in Aussicht haben, ließ die Richterin Milde walten. Sie verhängte die teilbedingten Haftstrafen in exakt einer Höhe, die den Angeklagten einen weiteren Gefängnisaufenthalt erspart und beantragte Bewährungshilfe für den 18-Jährigen sowie Psychotherapien für beide. Als das Opfer den Zeugenstand verließ, stupste sie ihr Verteidiger von hinten an und sagte: „Kommts, entschuldigts euch.“ Was die zwei Burschen auch artig taten. Der 72-Jährige blieb auch diesmal „cool“ und schüttelte den beiden nachsichtig die Hand.

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