Carsharing: Gemischte Bilanz

Während der Carsharinganbieter car2go Wien als „einen der erfolgreichsten Standorte“ bezeichnet, ist das von der Stadt unterstützte Carsharingmodell noch nicht voll durchgestartet. Zipcar hat noch nicht so viele Autos auf der Straße wie geplant.

Die hellen Zipcar-Autos mit dem grünen Streifen sind noch nicht richtig auf Wiens Straßen angekommen: Noch bei der Präsentation im vergangenen September wurde angekündigt, dass bis Jahresende 2012 allein in Wien eine Aufstockung auf „mehr als 180 Fahrzeuge an über 130 Standorten“ geplant sei. Doch die Umsetzung der optimistischen Pläne ist bis dato nicht erfolgt. „Zipcar Austria hat aktuell 82 Standorte mit 133 Fahrzeugen in Wien“, sagte Zipcar-Austria-Geschäftsfüherer Christof Fuchs gegenüber wien.ORF.at.

Carsharing-Auto

ORF/Hubert Kickinger

Zipcar liegt derzeit noch hinter dem Plan

Zipcar in sechs Bezirken noch nicht auf der Straße

Wie oft die Autos derzeit ausgeliehen werden, wollte Fuchs mit Verweis auf „neue Kommunikationsrichtlinien“ nicht sagen. Noch im Dezember lag die Auslastung bei „knapp 20 Prozent“ - mehr dazu in Holpriger Start für Carsharinganbieter. „Die Auslastung muss innerhalb eines Jahres verdoppelt werden“, sagte Fuchs damals. Ob mittlerweile 40 Prozent erreicht sind, wollte er nicht bestätigen.

Auch das Ziel, überall in der Stadt Autos anbieten zu können, ist noch nicht erreicht, weil einige Bezirke bisher nicht bereit waren, Parkplätze zur Verfügung zu stellen. „Es gibt noch sechs Bezirke, wo wir noch keine öffentlichen Standorte haben“, sagte Fuchs. Eine „Quasizusage aus dem fünften Bezirk“ habe das Unternehmen aber schon.

Seit September des Vorjahres stehen die Autos des US-Unternehmens auch an öffentlichen Standplätzen in der Stadt. Zuvor waren sie in Garagen abgestellt. Der Weg an die Oberfläche wurde dank eines Angebotes der Stadt möglich. Dieses sieht vor, dass die ersten drei Jahre keine Gebühr für diese Parkplätze zu zahlen ist, um den öffentlichen Platz für die Betreiber attraktiv zu machen. Danach ist dafür eine reguläre Miete zu entrichten. „Ab dem vierten Jahr bezahlen wir dann 1.200 Euro netto pro Parkplatz“, sagte Fuchs.

Neues Preismodell und Aktion soll Kunden anlocken

Seit Anfang Juli will Zipcar mit einem geänderten Preismodell neue Kunden gewinnen. Im Gegensatz zu früher fallen nun keine kilometerabhängigen Kosten mehr an, vielmehr wird wie bei car2go nach der in Anspruch genommenen Zeit abgerechnet. Daneben gibt es etwa eine Kooperation mit den Wiener Linien: Besitzerinnen und Besitzer einer Jahreskarte sparen sich den Jahresbeitrag für die „CarSharing-Card“ von 60 Euro und bekommen ein Guthaben gutgeschrieben.

Anders als der Mitbewerber car2go haben die Autos von Zipcar einen fixen Standplatz, an den sie zurückgebracht werden müssen. Das erspart die Parkplatzsuche, allerdings müssen die Kunden immer wieder an den Ausgangsort zurückkommen. Mit den fixen Zipcar-Standorten lasse sich wiederum längerfristig planen, da man schon lange im Vorhinein ein Auto reservieren könne, sagte Fuchs.

Carsharing-Auto der Firma Car2Go

APA/Georg Hochmuth

Car2go „sehr zufrieden“

Bei car2go, das dem Autohersteller Daimler gehört, zeigte man sich mit dem Geschäft in Wien „sehr zufrieden“. „Wien ist nach wie vor einer der erfolgreichsten Standorte“, sagte car2go-Sprecher Andreas Leo.

Weil die Autos von den Nutzerinnen und Nutzern auf jedem freien Parkplatz in der Stadt stehen gelassen werden können, zahlt das Unternehmen „eine pauschalisierte Jahresgebühr für die Fahrzeuge. Damit dürfen unsere Fahrzeuge auf allen öffentlichen Parkflächen parken“, sagte Leo. Diese macht pro Jahr und Fahrzeug für Wien 2.544 Euro aus.

Momentan habe car2go „über 48.000 registrierte Kunden in Wien und wöchentlich mehr als 25.000 Mieten“. Die Flotte wurde Anfang des Jahres auf 600 Autos aufgestockt. Zipcar hat derzeit laut Fuchs „ungefähr 7.000 Nutzer in Wien, österreichweit haben wir 11.000 Kunden“. Beide Unternehmen und auch die Stadt betonen, dass man „nicht von Konkurrenz sprechen“ könne, sondern das Angebot der beiden Unternehmen vielmehr „eine Ergänzung“ sei.

Privates Carsharing mit Ausbaupotenzial

Eine Studie des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) besagt, dass ein Carsharingauto bis zu acht Privatwagen ersetzt. Carsharing bedeute auch, dass die Menschen weniger Parkplätze brauchen. Im öffentlichen Raum würde so Platz dafür entstehen, mehr Grün anzulegen, Gehsteige zu verbreitern und Radwege zu bauen, meinte Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne).

Daneben gibt es auch Private Carsharingplattformen, die den kommerziellen Ansgeboten Konkurrenz machen wollen. Vorhandene Autos sollen effizienter genutzt und damit Platz gespart werden. Fehlendes Vertrauen und das Unfallrisiko halten aber viele vom Teilen ab - mehr dazu in - Privates Carsharing mit Potenzial.

Links: