Literaturmuseum im „Grillparzerhaus“

2015 will die Nationalbibliothek ein Literaturmuseum eröffnen. Es entsteht in den Räumen des k. u. k. Hofkammerarchivs in der Wiener Innenstadt. 5,4 Mio. Euro an Kosten sind veranschlagt. Jetzt wurde das Projekt im „Grillparzerhaus“ präsentiert.

„Dieses Museum wird Autorinnen und Autoren, aber auch literarische Phänomene innerhalb der jeweiligen Grenzen Österreichs thematisieren. (...) Es soll eine chronologische Darstellung der Literatur vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart geben“, umreißt Johanna Rachinger, die Generaldirektorin der Nationalbibliothek, die Aufgabe des Literaturmuseums.

Bis es soweit ist, wird es allerdings noch einige Zeit dauern. Die Eröffnung des Museums im denkmalgeschützten, ehemaligen k. u. k. Hofkammerarchiv in der Johannesgasse in der Wiener Innenstadt ist für 2015 geplant.

Eine Ansicht der Räume des ehemaligen k.k.Hofkammerarchivs in der Wiener Hofburg. Die Österreichische Nationalbibliothek plant in den Räumlichkeiten die Errichtung eines Literaturmuseums.

APA/Herbert Pfarrhofer

Eine Ansicht der Räume des ehemaligen k. u. k. Hofkammerarchivs in der Wiener Hofburg. Die Österreichische Nationalbibliothek plant in den Räumlichkeiten die Errichtung eines Literaturmuseums

Museum im „Grillparzerhaus“

„Das Hofkammerarchiv hat seine Bestände geheim gehalten, das Literaturmuseum wird sich öffnen und den Menschen zugänglich sein“, sagte Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ). 5,4 Millionen Euro stehen zur Verfügung, um das Gebäude zu sanieren und das Museum einzurichten. Das Gebäude wurde 1848 als Finanzbehörde für die Monarchie errichtet und bis 2006 vom österreichischen Staatsarchiv genutzt.

Von 1832 bis 1856 amtierte hier der österreichische Dramatiker Franz Grillparzer als Direktor des k. u. k. Hofkammerarchivs. Daher wird das Haus ab 2015 auch „Grillparzerhaus“ heißen. Original erhalten ist Grillparzers Zimmer im zweiten Stock. An dem Schreibpult stand ein zwischen seinen Pflichten als Finanzbeamter und seiner schriftstellerischen Mission zerrissener Grillparzer, auf dem Pult entstanden einige seiner Werke.

Fotos aus dem ehemaligen k. u. k. Hofkammerarchiv in der Hofburg

„Wie lebten die Autoren?“

Die österreichische Literatur wird auf zwei Ebenen präsentiert. Auf einer dritten Ebene sollen Wechselausstellung stattfinden. Ins Blickfeld gestellt werden sollen zentrale Fragen der österreichischen Identität und Geschichte, also etwa der Gegensatz von Provinz und Zentrum, die Spannung zwischen politischer Enthaltsamkeit und Engagement sowie der Umgang mit dem großen deutschen Nachbarn.

Laut Nationalbibliothek soll ein besonderer Schwerpunkt des Museums auch auf der Sozialgeschichte liegen. Es soll Antworten auf Fragen etwa nach dem Leben von Autoren und Autorinnen oder der Funktionsweise des Literaturbetriebs geben. Die ausgestellten Objekte stammen aus Sammlungen der Nationalbibliothek und anderer Institutionen. Zu sehen sein werden Bücher, Manuskripte, Briefe, Zeichnungen und Fotos, aber auch kuriosere Gegenstände wie etwa die Wanderstöcke von Peter Handke.

Neues Gesamterlebnis in altem Rahmen

Aus dem Architekturwettbewerb für die Einrichtung des Museums ging die Wiener Arbeitsgemeinschaft BWM Architekten mit Planet Architects als Sieger hervor. „Ihr Konzept erlaubt es, das Potenzial des einzigartigen Bestands zu erhalten, und ermöglicht zugleich ein abwechslungsreiches Gesamterlebnis“, hieß es in einer Mitteilung der Nationalbibliothek.

Typisch für ihr Projekt ist unter anderem, dass der Archivcharakter sichtbar bleibt. Es wird die vorhandene, geschlossene Regalstruktur geöffnet, wodurch Räume für Gruppen sowie Lese- und Studierzonen entstehen. Auch werden die Regale durch eine modulare Mischung aus Vitrinen und Grafikelementen abwechslungsreich gestaltet. Das Literaturmuseum ist aber nur eines von mehreren Projekten der Nationalbibliothek - mehr dazu in Literaturmuseum „auf Schiene“ (wien.ORF.at; 26.4.2012).

Links: