Das Millionengeschäft der Ghostwriter

Eine Ghostwriter-Firma wirbt auf Facebook um Kunden. Mit Erfolg, allein in Wien gab es heuer 100 Anfragen. Bis zu 10.000 Euro wird für eine wissenschaftliche Arbeit bezahlt. Für Universitäten ein Problem, für Ghostwriter ein Millionengeschäft.

„Für mich ist es moralisch vertretbar und ein Job wie jeder andere auch. Die Nachfrage ist definitiv da“, so Thomas Nemet, Geschäftsführer von „Acad Write“. Das Unternehmen beschäftigt im deutschsprachigen Raum rund 300 Ghostwriter, die unter anderem für Studierende wissenschaftliche Arbeiten verfassen. Aktuell werden 500 Aufträge betreut, 59 davon aus Wien.

Die Universität Wien hat mit dem aufstrebenden Geschäftsmodell keine Freude. „Wir wissen, dass es Aufträge an Ghostwriter gibt", so Brigitte Kopp von der Studienpräses. „Aber es ist ja nicht so, dass die Studierenden eine Überschrift bekommen und irgendwann ein fertiges Werk abliefern.“ Es gäbe Betreuer, die den Fortgang der Arbeiten durch Gesprächstermine kontrollieren. Bei naturwissenschaftlichen Studienfächern, wo Studierende im Labor forschen, seien Aufträge an Ghostwriter ohnehin kein Thema.

Kunde macht sich strafbar

Das Verkaufen von wissenschaftlichen Arbeiten ist gesetzlich unbedenklich. Strafbar ist allerdings, eine fremde Arbeit als die eigene auszugeben, um beispielsweise einen akademischen Grad zu erwerben. Nemet: „Wir fragen nicht, was unsere Kundschaft mit den Arbeiten macht. Für beide Seiten ist klar, dass die Arbeiten in einem rechtlichen Rahmen eingesetzt werden sollen. Wenn der Kunde anderweitig damit umgeht, muss er für die Konsequenzen gerade stehen.“

Ghostwriting als „Hilfestellung“

Bequemlichkeit ist nur selten ein Grund, sich eine wissenschaftliche Arbeit schreiben zu lassen. „Manche leiden an Burn-Out oder an Schreibblockaden“, so „Acad Write“-Chef Thomas Nemet. „Außerdem gibt es genug Studierende, die das wissenschaftliche Arbeiten im Studium zu wenig vermittelt bekommen haben und daher Hilfe benötigen.“

„Das ist eine pure Ausrede", so Kopp von der Universität Wien. „Trotz Massenuniversität bemühen wir uns, Qualität zu leisten und das mit wirklich großen Anstrengungen.“ Die Studierenden würden das ganze Studium mit wissenschaftlichem Arbeiten konfrontiert und durch Betreuer und Seminare auf die Diplomarbeit vorbereitet werden.

10.000 Euro für Diplomarbeit

Die Kosten einer „wissenschaftlichen Arbeit auf Bestellung“ hängen vom Aufwand ab. Wird eine empirische Untersuchung oder Ähnliches benötigt, steigt auch der Preis. „Ab 400 Euro ist man für zehn Seiten dabei. Für ein Paper mit 200 Seiten muss man schon 10.000 Euro und mehr investieren“, so Nemet. Ein Notenschnitt wird nicht garantiert, jedoch eine wissenschaftlich geschriebene Arbeit, die fix und fertig zum vereinbarten Termin geliefert wird.

Nemet: „Der Kunde braucht eigentlich nur noch seinen Namen darüber schreiben, wobei wir ihm erklären, dass er das nicht darf.“ Da es sich bei einer Ghostwriter-Arbeit um kein Plagiat handelt, ist das Risiko für Studierende, erwischt zu werden, relativ gering. Die Universität Wien warnt jedoch: „Um einen akademischen Grad zu bekommen, muss man nicht nur eine Arbeit abgeben, sondern diese bei einer mündlichen Prüfung auch verteidigen“, so Kopp.

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