Schuss auf Hubschrauber: Pilot geschockt

Ein Rotorblatt des in Wien-Aspern stationierten ÖAMTC-Notarzthubschraubers „Christophorus 9“ ist durchschossen worden. Personen kamen nicht zu Schaden. Der Pilot zeigte sich im „Wien heute“-Interview schockiert.

Am Dienstag bemerkte Pilot Gerold Hofbauer bei der Kontrolle vor dem Dienst das Loch im Rotorblatt: „Das ist noch nie vorgekommen.“ Dass der Schuss auf den Hubschrauber in der Nacht erfolgte, ist eher auszuschließen, da dieser während dieses Zeitraums in einem verschlossenen Hangar steht und bewacht wird.

Loch nach Schuss auf das Rotorblatt eines Notarzthubschraubers des ÖAMTC

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Durchschuss in einem Rotorblatt

Somit dürfte am Montag während eines Einsatzes auf den Hubschrauber geschossen worden sein. Der letzte Einsatz am Montag ging laut Hofbauer um 20.50 Uhr zu Ende, fünf Einsätze in Wien und Niederösterreich wurden absolviert.

Keine Beeinträchtigung beim Flug

„Während des Fluges ist mir nichts aufgefallen, es gab keine Beeinträchtigung“, so Hofbauer in einem „Wien heute“-Interview, der sich dennoch schockiert zeigte: „Man will gar nicht nachdenken, was passiert wäre, wenn der Schuss im schlimmsten Fall den Piloten getroffen hätte und dieser handlungsunfähig wird. Die Besatzung wäre dann mit dem Hubschrauber abgestürzt. Natürlich kann es auch zu mechanischen Problemen kommen, wenn etwa das Triebwerk getroffen worden wäre. Aber ein Absturz wäre dann wohl zu vermeiden gewesen.“

Pilot Gerold Hofbauer

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Hubschrauberpilot Gerold Hofbauer

„Wenn jemand auf den Hubschrauber zielt, kann er mit hundertprozentiger Sicherheit nicht ermessen, an welcher Stelle genau er trifft. Das ist ein Zufallstreffer“, glaubt Hofbauer.

Ersatzmaschine aus Wiener Neustadt

Laut ÖAMTC-Sprecher Ralph Schüller wurde eine Anzeige gegen unbekannt erstattet. Das Landeskriminalamt Nord nahm die Ermittlungen auf, es gilt aber bereits als sicher, dass es sich um ein 9-mm-Geschoß handelte. Der Schuss könnte auch aus einer größeren Distanz abgegeben worden sein.

Notarzthubschrauber des ÖAMTC

APA/ÖAMTC

Der Notarzthubschrauber „Christophorus 9“ wurde von einem Projektil getroffen

Laut Polizeisprecherin Michaela Rossmann wird wegen vorsätzlicher Gefährdung der Sicherheit der Luftfahrt gegen unbekannt ermittelt. Nach einer ersten Begutachtung dürfte es sich tatsächlich um einen Durchschuss handeln, konkretere Angaben ließen sich aber erst nach einer kriminaltechnischen Untersuchung machen. Zeitpunkt und -ort des Vorfalls standen nach Polizeiangaben nicht fest.

Ein Einsatztag eines „Christophorus“-Hubschraubers wird laut dem Verkehrsclub normalerweise jeweils von einem Piloten durchgeführt. Eine Ersatzmaschine aus Wiener Neustadt hält die Einsatzbereitschaft des „Christophorus 9“ aufrecht.

1.731 Flüge im Vorjahr

Mit dem „Christophorus 9“ wurden im Vorjahr 1.731 Rettungsflüge absolviert. Damit lag dieser Hubschrauber auf Platz eins in der internen Statistik, dahinter folgten „Christoporus 3“ aus Wiener Neustadt und „Christophorus Europa 3“ aus Suben.

2012 flogen die Hubschrauber der „Christophorus“-Staffel 15.589 Einsätze, im Jahr davor gab es 16.099 Flüge, 2010 hob man 14.816-mal ab. Insgesamt sind die Notarzthubschrauber in ganz Österreich von 16 Standorten aus tätig. Der Christophorus Flugrettungsverein hat 18 Hubschrauber in seinem Besitz. Bei den eingesetzten Fluggeräten kommt ein Pilot im Schnitt jeweils eine Woche lang zum Einsatz. Im Schnitt wird etwa alle 30 Minuten ein Verletzter oder ein Erkrankter von einem Notarzt der ÖAMTC-Flugrettung versorgt.

TV-Hinweis

„Wien heute“ hat mit Pilot Gerold Hofbauer gesprochen.

Für die Kostendeckung der Einsätze gibt es je nach Bundesland unterschiedliche Lösungen, welche aber die soziale Verträglichkeit als Gemeinsamkeit hätten, fasste Reinhard Kraxner, Geschäftsführer der ÖAMTC-Flugrettung, die finanzielle Situation in einer Aussendung vom Jänner 2013 zusammen: „Das heißt, dass den Patienten, mit der einzigen Ausnahme von Sport und Freizeitunfällen im alpinen Bereich, keine Kosten für einen Hubschraubereinsatz entstehen.“

Attacke gegen Hubschrauber im März

Im März war ein Notarzthubschrauber mit einem Baby an Bord kurz vor der Landung auf dem Dach des Donauspitals Ziel einer Laserpointer-Attacke geworden - mehr dazu in Attacke gegen Notarzthubschrauber (wien.ORF.at; 24.3.2013).

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