Volkstheater: Schottenberg geht 2015

Volkstheater-Direktor Michael Schottenberg will keine Verlängerung seines 2015 endenden Vertrags. „Mein Entschluss steht seit Längerem fest“, so Schottenberg. „Zehn Jahre sind eine ausreichend gute Zeit, wesentliche künstlerische Ziele umzusetzen.“

„Ich habe das Volkstheater als DAS Stadttheater von Wien positioniert, das in seiner Themenvielfalt, seiner Kompetenz und seinem sozialen Anspruch einen festen Stellenwert in dieser Stadt beschreibt“, so Schottenberg in einer Aussendung. Das ganze sei seine freie Entscheidung. „Mein Wunsch, so viele Menschen zu erreichen wie Wien Einwohner hat, hat sich schon am 30. Juni 2013 erfüllt: insgesamt waren bisher 1,8 Millionen Besucher bei uns im Volkstheater zu Gast.“

Auch als Regisseur im Einsatz

Schottenberg ist seit der Saison 2005/06 künstlerischer Direktor des Volkstheaters. Derzeit probt er das Stück „Glorious!“, dessen Österreichische Erstaufführung für 29. September geplant ist. Außerdem wird Schottenberg in dieser Saison noch Büchners „Woyzeck“ in der Bearbeitung von Robert Wilson, mit Songs und Liedtexten von Tom Waits und Kathleen Brennan, sowie Bertolt Brechts „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ inszenieren.

Schottenberg

APA/HANS KLAUS TECHT

Schottenberg will nur noch wenige Jahre das Theater leiten

Die Kennzahlen des Hauses seien ebenso zufriedenstellend wie die finanzielle Situation, so Schottenberg. „Uns geht’s gut. Es ist ein gut funktionierendes Haus.“ Bei der Spielplanpressekonferenz im Mai hatte man die Auslastung mit 78 Prozent angegeben.

Er habe bei seinem Amtsantritt 2005 davon gesprochen, dass das Haus frech und kühn sein solle, dass er neue Regisseure und neue Schauspieler bringen werde und neue Spielräume erschließen wolle. „Das hat sich alles bewahrheitet.“ Er wäre glücklich, wenn die „konkurrenzlose Ost-Schiene“, die Bezirks-Tournee und die Spielstätten Hundsturm und Rote Bar auch unter der nächsten Direktion fortgeführt würden. „Es soll ein unverwechselbares Haus im Herzen Wiens sein - was es jetzt ist“, sagte Schottenberg.

Noch keine Pläne für die letzte Saison

Für seine zehnte und letzte Saison im kommenden Jahr habe er noch keine konkreten Pläne, ein Fixpunkt werde allerdings der 125. Geburtstag des Hauses sein, den man im September 2014 zum Saisonauftakt groß feiern werde. Er selbst werde sich nach Beendigung seiner Direktion „sicher nicht für ein Stadttheater bewerben“, denn: „Was gibt es Schöneres als ein so großes Haus in Wien leiten zu dürfen?“

Zudem habe er mit der Bürde der Verantwortung mitunter durchaus zu kämpfen gehabt. „Wir haben in dieser Saison das Motto ‚Macht‘. Die Macht meiner Position anzunehmen und nicht nur Ermöglicher, sondern auch Arbeitgeber zu sein, der auch Nein sagen muss, das war für mich immer wieder schwierig. Ich werde froh sein, wenn diese Macht, oder besser: diese Verantwortung, von mir abfällt und ich wieder ein ‚normaler‘ Mensch, Künstler und Regisseur sein darf.“

Posten wird in den nächsten Tagen ausgeschrieben

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) nahm die Entscheidung Schottenbergs mit Bedauern zur Kenntnis: „Michael Schottenberg hat das Volkstheater in den letzten acht Jahren mit großem Engagement und Erfolg geführt und die Theaterlandschaft Wiens maßgeblich geprägt. Er hat das Theater mit neuen vielfältigen Themen bereichert, insbesondere auch mit interkulturellen Schwerpunkten, und damit auch neue Publikumsschichten gewonnen“, so der Stadtrat.

Die Volkstheater-Stiftung werde die Position in den nächsten Tagen ausschreiben, „sodass rechtzeitig und in einem angemessenen Zeitraum eine geeignete Nachfolge gefunden werden kann“.

Von Shakespeare bis Musical

Schottenberg wurde am 10. Juli 1952 in Wien geboren und ist seit langem eine der prägenden Figuren der Wiener Theaterszene. 1984 gründete er seine Truppe „Theater im Kopf“ („TiK“), mit der er 1985 im Schauspielhaus „Elvis“ verwirklichte und in einem Zelt vor der Votivkirche mit „Der Widerspenstigen Zähmung“ (1987) und „Peer Gynt“ (1988) jeweils mehr als 20.000 Zuschauer erreichte.

Für die Vereinigten Bühnen Wien inszenierte er 1994 im Raimund Theater das Musical „Grease“, für das Berliner Schloßparktheater u.a. 1997 die Bühnenversion des Hader/Dorfer-Film-Hits „Indien“, in der er selbst den Restauranttester Kurt Fellner spielte.

Am Volkstheater Wien präsentierte Schottenberg bereits vor seiner Direktionszeit mehrmals mit Erfolg Inszenierungen, für seinen „Talisman“ (2001) erhielt er unter anderem einen „Nestroy-Preis“ für die beste Regie. Im Vorjahr beging Schottenberg einen runden Geburtstag - mehr dazu in Michael Schottenberg feierte 60. Geburtstag

Michael Schottenberg als "Zauberkoenig" und Maria Bill als „Valerie“  anl. der Fotoprobe des Stuecks „Geschichten aus dem Wiener Wald“

APA/Helmut Fohringer

Schottenberg steht auch selbst auf der Bühne - hier in „Geschichten aus dem Wienerwald“

Schwieriger Amtsantritt

Die Direktionsübernahme von Emmy Werner mit der Saison 2005/06 erfolgte allerdings nicht ganz reibungslos - Streitigkeiten um das Budget beschäftigten Anwälte und Kulturpolitik. Die Finanzprobleme wurden durch Subventionserhöhungen besänftigt, mittlerweile ist auch der Ärger mit dem Rechnungshofkritik, Aborückgängen und der Stiftungskonstruktion, der die Anfangsphase Schottenberg prägte, in den Hintergrund getreten.

Link: