Immer mehr Wildtiere in Haushalten

In Wiener Haushalten leben immer mehr Boas, Leguane und Bartagamen. Derzeit sind etwa 1.000 Wildtiere gemeldet. Doch oft unterschätzen die Halter den Aufwand für Pflege und Platz. Mehrere Institutionen kümmern sich um beschlagnahmte Tiere.

Steigender Wohlstand und vermehrte Reisetätigkeit der Wienerinnen und Wiener führen laut Walter Reisp, dem Leiter der MA 60 (Veterinärdienste und Tierschutz), dazu, dass immer mehr exotische Tiere in Wiener Privathaushalten leben. Bis zu 1.000 offiziell registrierte Wildtiere leben in Privatbesitz, vermutet Reisp.

Im Ausland sehe man Tierarten, die daheim selten oder gar nicht zu finden sind, und die Lust, selbst eines zu besitzen, werde größer. Dass Tiere über die Grenzen geschmuggelt werden, komme vor, sei aber selten aufgrund der Zollbehörden. Meist würden die Wildtiere in der Tierhandlung oder auf der Börse gekauft, besonders gerne jedoch im Internet, da hier die Nachvollziehbarkeit schwieriger sei, so Reisp.

Boa constrictor

dpa/Holger Hollemann

110 Inspektionen im Vorjahr

Im Vorjahr beschlagnahmte die Stadt 142 Echsen, Schlangen, Spinnen und ähnliche Tiere. Tierärzte kontrollieren die Tiere und die Haltungsbedingungen stichprobenartig, aber auch, wenn es zum Beispiel Beschwerden oder Anzeigen von Nachbarn gibt. 2012 gab es 110 solcher Inspektionen. Häufig stellen die Beamten die Tiere sofort sicher, etwa weil Haltungsbestimmungen nicht eingehalten oder die Tiere überhaupt nicht gemeldet wurden.

Giftschlangen dürfen in Wien verkauft, aber nicht gehalten werden.

Die private Haltung von Wildtieren sowie von Vögeln, Reptilien, Lurchen und auch Fischen, die in Freiheit länger als ein Meter werden, muss bei der Behörde gemeldet werden. Ein einfaches E-Mail reicht hierfür. Was viele nicht wissen: Giftschlangen dürfen in Wien verkauft, jedoch nicht gehalten werden. Dies wird in jedem Bundesland anders geregelt. Man kann den Handel also nicht unterbinden.

Weniger Tiere werden ausgesetzt

Im Haus des Meeres meint man, dass jene Tiere, die freiwillig abgegeben werden, zu 90 Prozent wohlauf und in gepflegtem Zustand sind.

Evelyn Kolar vom Blauen Kreis, einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz im Haus des Meeres, erzählt, dass dank Aufklärung heutzutage weniger Tiere einfach ausgesetzt werden. Die Tiere würden persönlich oder anonym abgegeben. Illegale Tiere seien selten, sagt sie. Meistens würden die Menschen Babytiere kaufen und die Größe und den Platz, den die ausgewachsen Exemplare benötigen, unterschätzen. So musste Kolar erst diese Woche wieder zwei Boas übernehmen, für die sie erst einen Platz finden muss.

Die meisten Wildtiere in Donaustadt

Spitzenreiter für die Haltung von offiziell registrierten Wildtieren ist die Donaustadt, hier leben 73 der gemeldeten Tiere. In Liesing sind 61 zu finden, 57 in Penzing und von 51 Wildtieren sind die Besitzer in Simmering gemeldet. Die tatsächliche Anzahl unangemeldeter oder illegaler Tiere in den Wohnungen und Häusern der Wienerinnen und Wiener lässt sich jedoch nicht eruieren.

Wenn die Boa zu lang wird

Was aber tun, wenn das illegale Haustier oder das Wildtier zu viel wird? Das Wildtier wurde nicht rechtmäßig angeschafft und ohne Kenntnis der Behörde in den eigenen vier Wänden gehalten. Melden die Inhaber den Besitz oder wird das Tier gefunden, droht eine Anzeige wegen illegalen Haltens und damit verbunden eine Verwaltungsstrafe. Bei wiederholtem Besitz ist ein Tierhalteverbot die Folge.

Und was passiert mit den sichergestellten Tieren? Laut Reisp wird darauf geachtet, dass sie artgerecht untergebracht werden, also in Tierschutzhäusern oder bei Tierhändlern. In seltenen Fällen finden sie auch in Zoos ein neues Zuhause. Die Kosten dafür trägt die Gemeinde Wien.

Anton Weissenbacher, Zoologischer Abteilungsleiter im Tiergarten Schönbrunn, appelliert an jede und jeden, sich bewusst zu machen, dass jedes Tier Verantwortung bedeutet. Sei es ein soziales Tier wie Hund oder Katze oder ein „Ausschnitt aus der Natur“, wie er die Wildtiere bezeichnet – artgerechte Haltung sei immer das wichtigste.

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