Türkische Migranten verdienen oft wenig

Die Hälfte der türkischen Migranten in Österreich verdient weniger als 1.000 Euro pro Monat. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage von GfK Austria. Nur ein Fünftel der Gesamtbevölkerung hat ebenfalls ein so geringes Einkommen.

Das Durchschnittseinkommen von türkischstämmigen Personen beläuft sich auf 1.100 Euro pro Monat, bei der Gesamtbevölkerung auf 1.480 Euro. Befragt wurden 500 türkische Migranten der ersten und zweiten Generation in ganz Österreich.

Finanzielle Lage „nicht besonders rosig“

Jeweils rund ein Drittel der österreichischen Gesamtbevölkerung verdient zwischen 1.000 bis 1.500 Euro und mehr als 1.500 Euro pro Monat. Ein Viertel der türkischen Migranten hat ein Einkommen von 1.000 bis 1.500 Euro pro Monat, und 15 Prozent haben ein Einkommen über 1.500 Euro.

Insgesamt verfügen die rund 275.000 Personen mit türkischen Wurzeln in Österreich über ein Konsumpotenzial von vier Mrd. Euro pro Jahr. Davon müssten aber die für türkische Migranten „besonders hohen Wohnkostenbelastungen“ abgezogen werden, betonte Studienleiterin Doris Kostera. Die finanzielle Lage sei „nicht besonders rosig“.

Im Schnitt jünger als Gesamtbevölkerung

Überrascht hat die Meinungsforscher, dass trotz knappen Budgets die Qualität der Produkte beim Einkauf wichtiger als der Preis ist. Zwei Drittel der türkischen Migranten achten beim Einkauf vor allem auf die Qualität, aber nur für ein Drittel der Gesamtbevölkerung ist Qualität wichtiger als Preis.

„Im Schnitt jünger als die österreichische Gesamtbevölkerung, aufgeschlossen gegenüber Neuem und mit großem Spaß am Einkaufen“, so das Fazit der Umfrage zum Konsumverhalten türkischer Migranten. Vor allem die junge Migrantengeneration orientiere sich in ihren Konsumwünschen und ihrem Konsumstil stark an der Mehrheitsgesellschaft.

Smartphones besonders beliebt

Großer Beliebtheit erfreut sich bei türkischstämmigen Migrantinnen und Migranten das Smartphone. Zwei von drei, vor allem die unter 40-Jährigen, besitzen eines. Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung sind es derzeit 58 Prozent. Entsprechend hoch ist die Anzahl an Personen, die vom Handy aus ins Internet einsteigen.

Vor allem für den Finanz- und Immobiliensektor gibt es bei Migranten noch viel zu holen: „Türkische Migrantinnen und Migranten besitzen im Durchschnitt weniger Finanzprodukte und legen ihr Geld vielfach nur kurzfristig an“, so Kostera.

Beim Thema Immobilien kam heraus, dass viele türkischstämmige Migranten in den kommenden Jahren den Kauf eines Einfamilienhauses planen würden. Laut der Mikrozensus-Erhebung der Statistik Austria besitzen nur 15 Prozent der türkischen Migranten eine eigene Wohnung oder ein Haus. 83 Prozent wohnen hingegen in Mietwohnungen. Bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund beläuft sich die Eigentumsquote hingegen auf 55 Prozent.

Experte empfiehlt keine eigenen Marketingaktionen

Die Mehrzahl der türkischstämmigen Migranten möchte laut Umfrage lieber auf Deutsch als auf Türkisch über Produkte und Dienstleistungen informiert werden. GfK-Austria-Chef Rudolf Bretschneider warnte Unternehmen davor, Angebote extra für Migrantengruppen auszuschildern. Viele würden nicht gerne nur auf ihre Herkunft reduziert werden. „Dennoch gibt es Unterschiede im Konsumverhalten zwischen türkischen Migranten und angestammten Österreichern, die es weiter zu erforschen gilt“, so das Resümee der GfK-Meinungsforscher.

Auch Unternehmer verdienen oft wenig

In Wien haben rund 40 Prozent der Klein- und Mittelunternehmer Migrationshintergrund. Doch ihre Situation ist oft prekär: 72 Prozent von ihnen müssen mit 800 Euro pro Monat auskommen, wie aus einer Studie hervorgeht - mehr dazu in Migranten-Unternehmer verdienen oft wenig (wien.ORF.at; 19.8.2013).

Link: