Stadt prüft neue Musicalbühne

In Wien wird über die Errichtung einer großen Musicalbühne nachgedacht. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) hat im Interview mit dem Magazin „News“ bestätigt, dass die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) den Bau einer Musicalhalle prüfen.

„Man rechnet also gerade nach, ob es sich lohnen würde, ein völlig neues Haus auf die grüne Wiese zu stellen“, so Mailath-Pokorny in dem Interview. Das Ronacher und das Raimund Theater seien für Erfolge, wie es sie in den vergangenen Jahren gab, zu klein, so Mailath. Eine Sprecherin des Stadtrats bestätigte, dass die Vereinigten Bühnen mögliche Optionen prüfen. Ob die neue Musical-Location gebaut wird, ist laut Rathaus jedoch noch völlig offen.

Der Koalitionspartner zeigte sich erfreut über die „Übernahme einer kulturpolitischen Idee der Grünen“. Tatsächlich hatte der grüne Kultursprecher Klaus Werner-Lobo, im vergangenen Mai dafür plädiert, die Schaffung eines großen Musicaltheaters zumindest zu prüfen - mehr dazu in Spielpläne neben Fahrplänen.

Szene der Bühnenprobe aus dem Musical Natürlich Blond

APA, Alina Parigger

Aktuelle Produktion „Natürlich Blond“ blieb hinter Erwartungen zurück

Grüne: Projekt für privaten Partner denkbar

Laut Werner-Lobo müsse aber sichergestellt werden, dass das Kulturbudget und damit andere Kulturinitiativen nicht zusätzlich belastet werden, betonte Werner-Lobo. Er plädierte dafür, sich anzusehen, ob nicht private Anbieter den „für Tourismus und Stadtentwicklung relevanten Bereich des kommerziellen Musicals“ besser abdecken könnten.

„Nach meinem Vorstoß im Mai haben sich mehrere Unternehmer mit langjähriger Erfahrung im kommerziellen Musicalbereich bei mir gemeldet und Interesse an einem solchen Neubau, zum Beispiel im Quartier Belvedere, angemeldet“, so Werner-Lobo. Dies würde auch das Areal am Hauptbahnhof beleben.

Vereinigte Bühnen seit Jahren in roten Zahlen

Der Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien (VBW), Thomas Drozda, hatte bereits im Mai betont, dass er gegen ein neues Musiktheater nicht per se etwas einzuwenden habe. Er sei nie gegen die Untersuchung strategischer Optionen. Eine Realisierung innerhalb der nächsten Jahre sei jedoch unwahrscheinlich, so Drozda damals.

Die Vereinigten Bühnen kämpfen seit Jahren mit Verlusten. 2012 wurde zwar ein geringeres Minus geschrieben als erwartet. Sinkende Karteneinnahmen und niedrige Auslastung bei „Natürlich blond“ ließen Geschäftsführer Drozda aber „keinen Grund zur Freude“ - mehr dazu in Vereinigte Bühnen in Finanznöten.

FPÖ begrüßt Idee, ÖVP skeptisch

Die FPÖ begrüßte am Mittwoch die Idee: Dass sowohl das Ronacher als auch das Raimundtheater für eine kostendeckende Bespielung mit Musicals jeweils zu klein sind, wisse man bereits. Der Plan, nun eine neue Halle mit 2.000 bis 2.500 Sitzplätzen zu errichten, sei daher „durchaus zu begrüßen“, befand der Kultursprecher der Wiener FPÖ, Gerald Ebinger, in einer Aussendung. Das Ronacher könne gleichzeitig als Kleinkunstbühne etabliert werden, das Raimundtheater würde sich für Operette anbieten.

Die Kultursprecherin der ÖVP, Isabella Leeb, zeigte sich hingegen skeptisch. „Die Vereinigten Bühnen Wien wollen eine Musicalhalle errichten, obwohl erst vor wenigen Jahren das Ronacher um 40 Mio. Euro extra dafür saniert wurde.“ Dies müsse man den Wienerinnen und Wienern „erst einmal erklären“, so Leeb in einer Aussendung.

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