Hans Landesmann verstorben

Hans Landesmann, langjähriger Generalsekretär des Wiener Konzerthauses und Musikdirektor der Wiener Festwochen, ist im Alter von 81 Jahren verstorben. Er galt als großer Förderer und Wegbereiter, der Musik möglich machte.

Als „einen großen Wegbereiter und glühenden Idealisten, der stets Musik möglich gemacht hat und sich für das Neue begeistert“, hatte Konzerthaus-Chef Bernhard Kerres Hans Landesmann anlässlich dessen Geburtstagskonzerts zum 80er gewürdigt.

Nicht wenige renommierte musikalische Institutionen verdanken sich Hans Landesmann: Das Gustav-Mahler-Jugendorchester, die Musiktage Mondsee oder die Salzburg Biennale gäbe es ohne ihn vermutlich nicht. Dennoch war seine Bescheidenheit geradezu legendär: „Die Komponisten sind ja die Wichtigsten für die Musik, dann kommen die Interpreten, und erst danach die Manager“, sagte er einmal in einem Interview mit der APA.

Hans Landesmann im  Mai 2007 bei der Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien

APA/Roland Schlager

2007 erhielt Hans Landesmann das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien

Studien in Paris und New York

Landesmann wurde am 1. März 1932 in Wien geboren und nahm bereits als Sechsjähriger Klavierunterricht in Ungarn, wohin seine Familie 1938 gezogen war. Nach seiner Rückkehr nach Wien absolvierte er ein Klavierstudium an der Hochschule für Musik. Nach einem Chemie-Studium an der Pariser Sorbonne und an der Columbia University New York gab er seine wissenschaftlichen Pläne nach dem unerwarteten Tod seines Vaters 1957 auf und trat in den Familienbetrieb ein, den Vieh- und Fleischgroßhandel Alexander Landesmann und Sohn in St. Marx.

Seine Karriere als Musikmanager begann er 1964 als Direktoriumsmitglied der Wiener Konzertgesellschaft, deren Vizepräsident er ab 1974 war, ehe er 1977 bis 1983 als Generalsekretär „die wunderbarsten Jahre meines Lebens“ (Landesmann) verbrachte. Wie er den ungewöhnlichen Doppeljob meisterte, erklärte er in seinen Lebenserinnerungen: „Im Vieh- und Fleischgeschäft in St. Marx begann ich immer sehr früh am Tag, sodass ich, wenn die Künstler aufgewacht waren, um zehn oder halb elf am Vormittag, schon im Konzerthaus zur Verfügung stehen konnte.“

Neue Kulturinitiativen

1979 bis 1983 war er Mitglied des Programm-Komitees der Wiener Festwochen. In der Folge war Landesmann an der Etablierung zahlreiche Kulturinitiativen beteiligt: 1984/85 organisierte er in London das spartenübergreifende Festival „Mahler, Wien und das 20. Jahrhundert“ gemeinsam mit Claudio Abbado, mit dem er 1986 das „Gustav Mahler Jugendorchester“ gründete.

1988 initiierte er die „Mondseer Musiktage“. Aber auch international war Landesmann hoch aktiv: Von 1984 bis 1988 war er künstlerischer Leiter des Jugendorchesters der Europäischen Gemeinschaft, 1986/87 Beauftragter für Musik für die österreichische „Europalia“ in Brüssel. Außerdem war er als Berater tätig, etwa für das Barbican Center London und die Alte Oper Frankfurt.

An der Strukturreform der Salzburger Festspiele war Landesmann federführend beteiligt - nicht stets zur Freude von Herbert von Karajan, der Landesmanns Vorschläge als „Seifenblasen eines Dilettanten“ kritisierte. Ab 1. Jänner 1989 war er Mitglied des Direktoriums der Salzburger Festspiele und auch Mitglied der Findungskommission für eine neue Leitung. An der Seite von Intendant Gerard Mortier prägte er von 1991 bis 2001 als kaufmännisch-organisatorischer Leiter und Verantwortlicher des Konzertbereiches die Salzburger Festspiele.

Musikdirektor der Wiener Festwochen

Von 2002 bis 2004 war Landesmann als Musikdirektor der Wiener Festwochen wieder in seiner Heimatstadt tätig, wo er sich intensiv der Förderung neuer Musik widmete und sich im Auftrag der Stadt auch Gedanken über die Bespielung des Theaters an der Wien nach Beendigung der Zeit als Musical-Bühne machte.

Von der Spitze der Salzburg Biennale, die er als Intendant und Spiritus Rektor im Jahr 2009 begründete, zog er sich nach der erfolgreichen ersten Ausgabe aus Altersgründen zurück. Seine Erinnerungen unter dem Titel „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“ erschienen im Zsolnay Verlag.

Würdigungen von Mailath-Pokorny und Schmied

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) nannte Hans Landesmann einen der „innovativsten Kulturmanager Österreichs und leidenschaftlichen Förderer der zeitgenössischen Musik“. Landesmann habe sich in seinen Funktionen „durch breites Fachwissen, Gestaltungsreichtum und vor allem großer Bescheidenheit“ ausgezeichnet.

Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) würdigte Hans Landesmann als „profunden Kenner der internationalen Kulturlandschaft“: „Sein Tod hinterlässt eine Lücke in der heimischen Kultur.“

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