Acht Schuldsprüche im „Pink Panther“-Prozess

Acht mutmaßliche Mitglieder der „Pink Panther“-Bande sind am Freitag in Wien von einem Schöffensenat schuldig gesprochen worden. Sie sollen fünf Juweliere in Wien und Salzburg überfallen haben und dabei äußerst brutal vorgegangen sein.

Sieben der acht Angeklagten wurden am Wiener Landesgericht zu langen Freiheitsstrafen verurteilt. Das Strafausmaß reicht von sechs bis zwölfeinhalb Jahren. Die Urteile sind vorerst nicht rechtskräftig. Lediglich ein Beschuldigter, der als Fahrer nichts von den fünf Juwelierüberfällen in Wien und Salzburg mitbekommen haben will, wurde wegen Begünstigung zu acht Monaten, bedingt auf drei Jahre, verurteilt.

„Es gibt keinen Zweifel, dass die Delikte unter dem Faktum einer kriminellen Vereinigung ausgeführt wurden“, sagte die Richterin. In den Videos der Überwachungskameras sei gut zu sehen gewesen, mit welcher Brutalität dabei vorgegangen worden sei.

Höchste Strafe wegen Überfalls in Hernals

Mit zwölfeineinhalb Jahren bekam der Zweitangeklagte (36) die höchste Freiheitsstrafe. Er hatte im Oktober 2012 bei einem Überfall auf einen Juwelier in Wien-Hernals ohne Vorwarnung mit einer Axt auf einen Angestellten eingeschlagen. Dieser erlitt eine Schädelfraktur und leidet nach Aussage seines ehemaligen Chefs noch so sehr an den Folgen, dass er nicht arbeiten kann und Psychotherapie in Anspruch nimmt.

Prozess gegen Mitglieder der Pink Panther Bande in Wien

APA/Herbert Neubauer

Die Angeklagten vor Gericht

Mit zwölf Jahren blieb der Schöffensenat beim 26-Jährigen Erstangeklagten nur knapp unter jener seines Komplizen. „Dies ist aufgrund seiner extrem hohen kriminellen Energie angemessen“, so die Richterin. Er habe die Taten hauptsächlich geplant, organisiert und die Waffen besorgt.

Die übrigen Angeklagten, die zwischen 23 und 45 Jahre alt sind, hätten zwar teilweise die Verantwortung für ihre Taten übernommen, „aber ein wirklich reumütiges Geständnis ist mir nicht aufgefallen“. Die Angeklagten nahmen ihre Strafen teilweise an, erbaten Bedenkzeit oder meldeten Nichtigkeit und Berufung an. Der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab.

Mutmaßlicher Täter „schämt sich sehr“

Am letzten Prozesstag wurden Überwachungsvideos von einem Überfall vorgeführt. Eines davon zeigte besonders brutale und blutige Szenen: Zwei der drei daran beteiligten Räuber hatten im Oktober 2012 ohne Vorwarnung mit Äxten auf ihre beiden Opfer eingedroschen - und eines davon schwer verletzt.

Jener 34-Jährige, der damals auf sein Opfer eingeschlagen hatte, will sich nun nicht mehr genau an den Vorfall erinnern können, meint aber, die Axt sei ihm „ausgekommen“. Das Video wollte er sich allerdings nicht anschauen: „Ich habe nicht hingesehen, weil ich mich sehr schäme“, sagte der 34-Jährige zu Richterin Andrea Philipp. Er bereue das Ganze sehr und möchte sich bei allen entschuldigen.

Angeklagte im Gerichtssaal

APA/Neubauer

Überfälle in ganz Europa

Für Staatsanwalt Markus Berghammer gehören die acht Beschuldigten zur unteren Hierarchieebene der kriminellen Vereinigung, die ihren Sitz in Belgrad hat. Die mittlerweile berüchtigte kriminelle Vereinigung heckt laut Anklageschrift von dort aus Juwelierüberfälle in ganz Europa aus. Das Lokal Dukat soll dabei als Drehscheibe fungieren, wo die jeweilige Beute landet und weiterverkauft wird sowie die angeheuerten Täter entlohnt werden.

Einer der unmittelbaren Täter konnte auf der Flucht festgenommen werden. Er hatte einen Teil der Beute bei sich, vor allem aber ein Mobiltelefon, über dessen Auswertung die Polizei auf die Komplizen des Mannes kam. Die Angeklagten bekannten sich zumeist teilschuldig. Sie rechtfertigten ihre Taten mit akuten finanziellen Problemen - mehr dazu in „Pink Panther“: Sieben Geständnisse.