Parkpickerl: Mehr Geld, mehr Platz

Ein blau-weißer Aufkleber als rot-grüner Aufreger: Vor einem Jahr wurde in fünf Bezirken außerhalb des Gürtels das Parkpickerl eingeführt. Die Stadt freut sich über Mehreinnahmen, die Anrainer über mehr freie Parkplätze.

Die Einnahmen durch die Parkraumbewirtschaftung werden heuer massiv steigen. Im Büro von Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) rechnet man mit 40 Millionen Euro mehr, im Vorjahr waren es insgesamt 72 Millionen Euro. Die Mehreinnahmen sind aber nicht nur auf die 50.000 neuen Parkpickerlbesitzer zurückzuführen, sondern auch auf die teureren Parkscheine. Eine Stunde Parken kostet in Wien mittlerweile zwei Euro.

Bezirkschefs ziehen positive Bilanz

Vor einem Jahr schaffte es das Thema dank monatelanger Streitigkeiten zur Causa prima der Wiener Kommunalpolitik. Nach langen Verhandlungen wurde schließlich vor genau einem Jahr, am 1. Oktober, in fünf Bezirken außerhalb des Gürtels die Gebührenpflicht eingeführt.

Seither muss man in Meidling, Penzing, Rudolfsheim-Fünfhaus, Ottakring und Hernals fürs Autoabstellen bezahlen. Die Bezirkschefs ziehen eine überwiegend positive Bilanz, manche überlegen jedoch Nachjustierungen - mehr dazu in Parkpickerl soll ausgedehnt werden. Auch die meisten Anrainer dürften zufrieden sein, die lange Suche nach einem freien Parkplatz gehört der Vergangenheit an. Genaue Zahlen dazu gibt es aber noch nicht.

Weniger Pendlerverkehr

Die erweiterten Parkpickerlzonen brachten auch Veränderungen im Pendlerverkehr in die Stadt. ÖBB, Westbahn und Wiener Linien meldeten Zuwächse, das Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen Richtung Wien gingen laut VCÖ zurück.

Auf der Westautobahn (A1) bei Pressbaum wurden im ersten Quartal 2013 um fast zehn Prozent weniger Pkws gezählt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, auf der Donauufer-Autobahn (A22) bei der Nordbrücke waren es immehin noch um 4,9 Prozent weniger. Allerdings spielen in dieser Bilanz auch die höheren Spritpreise eine Rolle. Die Park and Ride-Anlagen am Stadtrand sind ausgelastet - mehr dazu in Kaum Park & Ride-Platz im Westen.

Parkpickerl-Zonen in Wien Grafik

APA

Ursprünglicher Plan scheiterte

Kurze Rückblende: Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou hatte bald nach ihrem Amtsantritt ein Gesamtkonzept für die westlichen Außer-Gürtelbezirke favorisiert. Der Plan scheiterte aber nicht nur am Widerstand der schwarzgeführten, sondern auch von so manchen rotdominierten Bezirken.

Aus den angestrebten Insellösungen in Transdanubien wurde ebenfalls nichts. Stattdessen weiteten schließlich „nur“ fünf Bezirke per 1. Oktober 2012 aus, aufgrund von Verdrängungseffekten wurde mit Jahresbeginn 2013 hier noch einmal deutlich in Richtung Stadtrand ausgedehnt.

100.000 Unterschriften dagegen

Trotzdem sah sich die Stadtregierung zusehends in die Enge getrieben, da vor allem die ÖVP eine durchaus erfolgreiche Kampagne gegen das Pickerl fuhr und weit über 100.000 Unterschriften dagegen sammeln konnte - mehr dazu in ÖVP-Aktion gegen Parkpickerl.

Die rot-grüne Exitstrategie: Im Zuge einer umstrittenen Volksbefragung gestand man den Wienern die Entscheidung zu, ob die Parkraumbewirtschaftung künftig zentral vom Rathaus aus gesteuert werden oder weiterhin in Bezirkshand bleiben soll. Die Mehrheit votierte für letzteres - mehr dazu in Wiener Volksbefragung beendet.