Honorarstreit blockiert Brustkrebs-Screening

Das angekündigte Brustkrebs-Früherkennungsprogramm wird in Wien nicht wie geplant mit Anfang Oktober umgesetzt. Grund dafür sind unter anderem die offenbar holprigen Honorarverhandlungen zwischen Ärztekammer und Gebietskrankenkasse.

Laut Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) ist das bundesweite Screening-Programm startklar. Sieben von neun Länder-Ärztekammern sowie die Österreichische Ärztekammer hätten die Verträge fristgerecht unterzeichnet. Lediglich die Ärztekammer für Wien und die Steiermark würden dies verweigern.

Der Start müsse daher um „jedenfalls ein Quartal verschoben werden“. Ein Start nur in einigen Bundesländern mache nämlich keinen Sinn, erklärte Katrin Gastgeb von der Koordinierungsstelle Brustkrebs-Früherkennungsprogramm in der Wiener Kasse.

Ärzte wollen mehr Geld für Radiologen

Die Wiener Ärztekammer fordert unter anderem ein höheres Honorar für Radiologen und Gynäkologen, die Kasse lehnt dies ab. Die Ärzte ärgern sich, dass sie für das Brustkrebs-Früherkennungs-Programm Vorarbeiten geleistet haben und diese nicht honoriert bekommen.

Sie kündigen an, dass das Programm nicht wie geplant im Oktober in Wien starten kann. „Man kann nicht von uns verlangen, dass wir nicht unwesentliche Strukturänderungen, Administrationsänderungen und so weiter adaptieren, ohne dass wir hier die entsprechende Finanzierung bekommen“, sagt Johannes Steinhart von der Wiener Ärztekammer.

Bereits vor zwei Wochen habe die Wiener Ärztekammer ein Angebot gelegt, das für die Jahre 2013 und 2014 über alle Ärztegruppen hinweg eine Honorarsteigerung vorsehe, die weit unter der Inflationsrate gelegen wäre. Es liege an der Gebietskrankenkasse, dieses anzunehmen.

Vorsorgeuntersuchung Mammographie

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Kasse vermutet Erpressungsversuch

Die Gebietskrankenkasse sieht dies naturgemäß anders, sie vermutet einen Erpressungsversuch, weil die Honorarverhandlungen für den Gesamtvertrag der Ärzte seit Monaten stocken. „Für uns ist das grob unerfreulich. Unsere Mitarbeiter, aber auch viele Ärzte und andere Berufsgruppen haben viel Zeit, Arbeit und Geld investiert, um das Programm vorzubereiten“, sagt Andreas Obermeier von der Gebietskrankenkasse.

Weiterhin Zugang zu Mammographie

Für Frauen ändert sich wegen des Streits nichts: Sie haben weiterhin Zugang zur Mammographie. Der vereinfachte Zugang (so gibt es etwa eine Einladung, eine zusätzliche ärztliche Überweisung ist nicht mehr nötig, Anm.) und die „weit bessere Untersuchungsqualität“ bleiben ihnen aber verwehrt, hieß es aber von der Gebietskrankenkasse. Die Kasse forderte alle betroffenen Wiener Frauen auf, sich beim neuen Patientenombudsmann Franz Bittner per Telefon oder Mail über diese „unglaubliche Vorgangsweise“ der Ärztekammer zu beschweren.

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