Streit über AKH-Sanierung

Nach Diskussionen über Engpässe bei der Patientenversorgung im AKH wird nun auch über den baulichen Zustand gestritten. Eine Sanierung um bis zu 1,5 Milliarden Euro ist im Gespräch, von der Stadt Wien wird das dementiert.

Ausgelöst hatte die Diskussion über die Sanierung Peter Husslein, Vorstand der Universitätsfrauenklinik. Er hatte am Donnerstag zur Debatte über Ärztedienstzeiten auch gemeint, dass „das System zerbröselt. Wir sind vor 25 Jahren in das Neue AKH eingezogen. Es ist einleuchtend, dass man es generalsanieren und Re-Investitionen von 1,5 Milliarden Euro tätigen muss. So kann es nicht weitergehen“ - mehr dazu in Husslein: „AKH geht vor die Hunde“.

Luftaufnahme des AKH Wien im Jahr 2007

APA/Helmut Fohringer

Im Frühjahr 2014 soll feststehen, wie hoch der Investitionsbedarf ist

Summe „nicht nachvollziehbar“

Im Büro von Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) zeigte man sich am Freitag wenig erfreut. Husslein sei ein hervorragender Arzt, sagte eine Sprecherin der Stadträtin - wie er allerdings auf die Summe von 1,5 Milliarden Euro komme, sei nicht nachvollziehbar. Laut Sprecherin gibt es im AKH laufend Sanierungen, auch in den nächsten Jahren werde weiter saniert.

Der stellvertretende Spitalsdirektor Herwig Wetzlinger meinte am Freitag gegenüber der APA, dass der Investitionsbedarf gerade berechnet werde. Das Ergebnis soll im Frühjahr 2014 vorliegen. „Das AKH ist seit mehr als 20 Jahren in Betrieb. Klarerweise gibt es da einen laufenden Investitionsbedarf, der für die kommenden Jahre gerade von Technik- und Bauexperten im Detail berechnet wird“, hieß es in der Stellungnahme Wetzlingers.

Was die Finanzierung anbelangt, betonte der Spitalsmanager, dass das AKH „eine herausragende Bedeutung für die spitzenmedizinische Versorgung, nicht nur in Wien, sondern für Gesamtösterreich“ habe: „Ich gehe daher davon aus, dass zukünftige Investitionen wie bisher gemeinsam von Bund und Stadt getragen werden.“ Bisher hat Wien 60 Prozent der Kosten getragen, der Bund 40 Prozent.

Rettungsfahrzeuge vor dem Wiener AKH

APA/Roland Schlager

Das größte Spital Österreichs verfügt über rund 2.200 Betten

Pilz: „Rektor Schütz gefragt“

Das gesamte Interview mit PatientInnenanwältin Siegrid Pilz können Sie hier downloaden.

Zu Wort gemeldet hat sich auch die Wiener Patientenanwältin Siegrid Pilz in „Wien heute“. Sie nahm unter anderem zu der Frage Stellung, was sich Patienten, die in das AKH kommen, erwarten können. „Wir wissen, dass das AKH ohnehin ein sehr gut ausgestattetes Spital, im Vergleich zum Beispiel mit den Unikliniken Graz und Innsbruck ist, also wir haben genug medizinisches Personal, aber wir müssen es richtig einsetzen und das ist eine Managementaufgabe, und da ist Rektor Schütz gefragt“, sagte Pilz.

Größtes Spital mit langer Baugeschichte

Das AKH ist mit rund 2.200 Betten, vier Milliarden Errichtungskosten und knapp 1,2 Milliarden Euro laufender Kosten die größte Krankenanstalt des Landes. Es hat im Vergleich zu anderen städtischen Spitälern eine Sonderstellung, da es eine Doppelfunktion hat - nämlich als allgemeine öffentliche Zentralkrankenanstalt und als Universitätsklinikum.

Das AKH ist nicht nur das größte Spital Österreichs, sondern auch eines mit einer schier unendlichen Baugeschichte. Bereits 1957 fiel der Beschluss zum Neubau, 1964 war dann Beginn der Arbeiten. Die erste Abteilung übersiedelte 1991 aus dem Alten AKH in das neue Haus, und 1994 wurde offiziell die Eröffnung gefeiert.

AKH-Skandal endete mit Haftstrafe

Überschattet war der Bau vom AKH-Skandal der siebziger Jahre um Schmiergeldzahlungen und Bestechungen. Im Mittelpunkt stand der ehemalige technische Direktor der Allgemeinen-Krankenhaus-Planungs- und Errichtungsgesellschaft (AKPE), Adolf Winter. In einem Prozess gegen ihn und elf Mitangeklagte wurde er 1981 zu neun Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Laut Richterspruch soll er 30 Mio. S (2,18 Mio. Euro) an Schmiergeldern kassiert haben. In zweiter Instanz wurde das Urteil auf acht statt neun Jahre wegen Geschenkannahme statt Untreue herabgesetzt.

Die Errichtungskosten für das Haus explodierten im Laufe der Jahre. Zum Zeitpunkt der ersten Planungen im Jahr 1955 war Bürgermeister Franz Jonas (SPÖ) noch von 600 Mio. S (43,6 Mio. Euro) ausgegangen. Bei der Eröffnung 1994 wurden schließlich 42,5 Milliarden S (3,09 Mrd. Euro) genannt. Auch die Bauzeit sprengte den Rahmen, die Fertigstellungstermine mussten immer wieder um Jahre verschoben werden.

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