Fonds Soziales Wien gegen „Zeltstädte“

Die Vertreibung von Obdachlosen aus dem Stadtpark hat für Kritik von der Caritas oder den Grünen gesorgt. Der Fonds Soziales Wien versicherte, dass man Menschen nicht vertreiben wolle, sprach sich aber gegen „Zeltstädte in Stadtparks oder sonst wo“ aus.

Laut Caritas, die sich wiederum auf Angaben von Obdachlosen bezieht, sollen am späten Montagnachmittag erneut einige Menschen ohne Dach über dem Kopf zum Verlassen des Areals aufgefordert worden sein. Die Polizei wies das zurück: Die Exekutive sei nach einer über den Notruf erfolgten Beschwerde zum Grünareal gefahren. Dort hätten sie einen Herrn, der zeltete, darauf aufmerksam gemacht, dass dies verboten sei, erklärte ein Sprecher Dienstagnachmittag. Dieser habe daraufhin seine Sachen zusammengepackt. Anzeige habe es keine gegeben.

„Wirft uns in Bemühungen zurück“

In der Vorwoche waren Obdachlose von der Polizei aus dem Stadtpark vertrieben worden, die dort seit mehreren Monaten auf Parkbänken ihr provisorisches Nachtquartier aufgeschlagen hatten und bis zu dreimal pro Woche von Nachtstreetworkern der Caritas betreut wurden. Die Exekutive war nach Beschwerden von Anrainern eingeschritten. Caritas und Grüne kritisierten daraufhin die „Entfernung“ der Betroffenen. - mehr dazu in Caritas-Kritik an Einsatz gegen Obdachlose.

Obdachlose im Stadtpark

APA/Roland Schlager

Obdachlose im Stadtpark im Sommer

Am Dienstag ging die Diskussion um die Unterbringung von Obdachlosen weiter. Auf das Thema im Rahmen einer Pressekonferenz angesprochen, sagte Peter Hacker, Chef des Fonds Soziales Wien, dass es Ziel der Wohnungslosenhilfe sei, Betroffene zu unterstützen, um wieder auf eigenen Beinen stehen und in den eigenen vier Wänden wohnen zu können. Deshalb habe man „kein Interesse daran, dass Obdachlose auf der Straße zelten“, denn das widerspreche den erwähnten Bemühungen und „würde uns nicht nur nicht weiterbringen, sondern sogar zurückwerfen“.

Runder Tisch mit Stadt, Polizei und NGOs

„Wir wollen auch, dass die Menschen Verständnis dafür haben, dass wir 48 Millionen Euro pro Jahr in die Wohnungslosenhilfe investieren“, so Hacker. Man könne daher nicht so handeln, als wären Zeltstädte eine sozialpolitische Errungenschaft. „Wir wollen aber auch nicht, dass Menschen vertrieben werden“, insofern sei nicht automatisch jeder Einsatz von Exekutivbeamten oder Sozialarbeitern „außerhalb jeder Kritik“.

Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) verwies auf rund 5.000 verfügbare Wohn- und Schlafplätze: „In dieser Stadt bracht niemand im Freien schlafen.“ „Die Obdachlosen liegen jetzt zum Teil am Rand des Stadtparks“ und würden sich vor der Polizei verstecken, berichtete indes Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner: „Wir sind mit Polizei und Stadt im Gespräch. Alle Beteiligten sind an einer raschen Lösung im Sinne der obdachlosen Menschen interessiert.“ Ein Runder Tisch zwischen Stadt, Polizei und NGOs sei geplant.