Das Problem mit rechten Fußballfans

30 rechtsextreme Mitglieder des Fanclubs „Unsterblich Wien“ haben einen linken türkischen Kulturverein attackiert. Auch wenn die Wiener Austria den Fanclub verbannte, ist das Problem weiter da. Wer sind diese Fans und warum ist es so schwierig, sie loszuwerden?

Seit der Attacke am Sonntag ist der Rechtsextremismus im Fußball wieder in den Schlagzeilen - mehr dazu in EKH-Überfall: Festgenommene amtsbekannt. Auch wenn der Angriff „nur“ mit einem Leichtverletzten endete, ist ein derartiger Vorfall in der Szenerie des österreichischen Fußballs selten, sagt Reinhard Krennhuber, stv. Chefredakteur des Fußballmagazins „Ballesterer“, im Gespräch mit wien.ORF.at.

Violetter Banner mit der Aufschrift "Unsterblich"

APA/Oczeret

Im Jänner wurde der Fanklub „Unsterblich“ verbannt

„Ich habe den Eindruck, das war vom Zaun gebrochen aus nicht nachvollziehbaren Motiven. Der Angriff ist auch ordentlich in die Hose gegangen, wie man so schön sagt. Das lässt sich nicht als Sieg verkaufen. Aber es ist einfach ein Level, wo es klar ist, dass das in den Abendnachrichten rennt“, erklärt Krennhuber.

Auch wenn die Attacke am Sonntag nichts mit der Austria zu tun hatte, musste sich die Vereinsführung medial rechtfertigen. Denn gerade bei Austria Wien, einem Verein mit jüdisch geprägter Historie, ist „Unsterblich Wien“ in den vergangenen Jahren verstärkt aktiv aufgetreten. Bei Ausschreitungen in einem internationalen Spiel gegen Athletic Bilbao vor vier Jahren wurde eine breitere Öffentlichkeit erstmals darauf aufmerksam.

„Mit Maßnahmen nicht nur Rechtsextreme getroffen“

Nachdem mehrere Maßnahmen wenig Wirkung zeigten, griff die Klubführung im Jänner des heurigen Jahres hart durch. „Unsterblich“ wurde der Status als offizieller Fanklub entzogen, Stadion- und Hausverbote wurden verhängt, der Ordnerdienst komplett ausgetauscht. „Das waren Maßnahmen, die richtig waren. In dieser Konsequenz war das nicht immer der Fall. Ich glaube, es sind nach dem Bilbao-Match Fehler passiert sind. Da wurde die sozialpräventive Fanarbeit beendet. Es wurden mit den Maßnahmen nicht nur die Rechtsextremen, sondern auch die Ultras getroffen“, sagt Krennhuber.

Es sind nur wenige Fans, die sich im Dunstkreis von „Unsterblich“ bewegen, allerdings können die friedlichen, unpolitischen Anhänger wenig dagegen ausrichten, sagt Krennhuber. „Diese Gruppe hat das Gewaltmonopol, sie tritt gegen Leute, die gegen sie sind, auch mit Gewalt auf. Das schreckt viele ab.“ Er kritisiert, dass der Verein die Opposition auf der Fantribüne nicht aktiv genug unterstützt habe. Es kam dann auch zu einer gewissen Spaltung der Fanszene, mehrere Gruppen wanderten von der Fantribüne ab.

„Wenn das Zusammenspiel zwischen Verein und aktiver Fanszene klappt und da ein Konsens herrscht, dass sich rechte Gruppen nicht im Stadion betätigen können, kann man so etwas unterbinden. Wenn da aber eine Spannung herrscht, dann können es diese Gruppen ausnutzen, weil sie keine geeinte Opposition gegen sich haben und vielleicht ein Schlupfloch finden, um aktiv zu werden.“

„Eisern Wien“: Vereinsübergreifende Hooligans

In anderen Fankurven werde das durch Fangruppen, die aktiv gegen Rechtsextremismus auftreten, überdeckt, etwa bei Sturm Graz oder Rapid Wien, sagt Krennhuber. Allerdings gab es in der Vergangenheit auch gemeinsame Auftritte von „Unsterblich“ mit Fans des Erzrivalen Rapid.

„Bei einem Cupspiel von Hellas Kagran gegen Wacker Innsbruck, auch bei anderen Ereignissen. Der Zusammenschluss nennt sich ‚Eisern Wien‘. Zwischen den Hooligangruppen der beiden großen Wiener Vereine hat es das immer wieder gegeben, dass man sich bei gewissen Ereignissen zusammengeschlossen hat. Durch das Wiedererstarken von ‚Unsterblich‘ ist diese Verbindung wieder aufgelebt.“

Auch wenn die Austria seit geraumer Zeit öffentlich aktiv und offensiv gegen rechte Fans auftritt, besteht das Problem weiterhin. „Jetzt hat das eine Eigendynamik bekommen. Wenn die Austria jetzt sagt, dass die Rechten draußen sind, ist das nicht ganz richtig. Es passieren immer wieder Aktionen, die zwar nicht die Etikette „Unsterblich“ tragen, aber ganz klar aus diesem Dunstkreis kommen. Die Austria-Kurve ist nach rechts gedrückt. Das hat eine gewisse Anziehungskraft auf rechte Fans.“ Jetzt verlagert sich das Problem aber mehr und mehr auf Orte außerhalb des Stadions, wo dann die Polizei gefragt ist - mehr dazu in wien.ORF.at.

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