Wiener Ziesel beschäftigen EU

Im Streit über ein neues Wohnprojekt in Wien-Stammersdorf haben Anrainer und Bürger die EU-Kommission eingeschaltet. Diese fordert nun Aufklärung, wie die Ziesel, die sich auf dem Grundstück stark vermehrt haben, künftig geschützt werden.

Seit September halten die Ziesel Winterschlaf. Im Sommer waren sie auf dem künftigen Baugelände munter unterwegs. Nach Plänen der Umweltschutzabteilung sollen die Tiere mit sanftem Druck auf „zieselgerecht gestaltete Wiesen“ beidseits des Marchfeldkanals gelockt werden. Doch die Tiere wollen offenbar bleiben. „Letztes Jahr wurden 179 Ziesel nachgewiesen. Sie haben sich vermehrt und auf unserem Feld ausgebreitet. Jetzt leben hier 206 Ziesel. Sie bleiben ganz von selbst hier“, sagte die Anrainerin Brigitta Bauer gegenüber „Wien heute“.

Ziesel

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Ziesel auf dem künftigen Baugrund

„Man kann nicht von Wanderschaft sprechen“

Die „Ausgangsflächen“, wohin die Ziesel gelockt werden sollen, liegen auf der anderen Seite des Marchfeldkanals. Dort entdeckten die Experten 19 neue Baue, einige von Zieseln, andere von Hamstern oder Mäusen. Offen ist, ob die Tiere den Weg über die Brücke genutzt haben oder schon vorher da waren. „Einzelne Ziesel sind am Rand in die Ausgleichszonen ausgewandert. Man kann aber nicht davon sprechen, dass sich die Population auf Wanderschaft befindet, das wäre viel zu früh“, sagt Thomas Knoll, Ziviltechniker von der Ökoaufsicht.

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Anrainer hoffen auf Hilfe aus Brüssel

Erst wenn die Hälfte der Zieselpopulation „freiwillig“ auf die behördlich vorgesehenen Blumen- und Kräuterwiesen übersiedelt ist, darf der Traktor seine Furchen ziehen. Und erst wenn der letzte Ziesel verschwunden ist, dürfen die Bagger auffahren, so die Vorgaben der Umweltschutzabteilung.

TV-Hinweis

„Wien heute“ um 19.00 Uhr in ORF2 zeigt einen Bericht über die Ziesel.

Nach der Beschwerde der Bürgerinitiative will sich die EU-Kommission jetzt Klarheit verschaffen. „Wir erwarten uns, dass festgestellt wird, dass die Tiere hier nicht verdrängt werden können, weil das ein relativ eng abgeschlossener Kanal ist. Im Endeffekt kann hier nicht gebaut werden“, meint Lukas Mroz. Anrainer und besorgte Bürger wollen den Bau von 950 Wohnungen unter allen Umständen verhindern. Sie hoffen, dass die streng geschützten Ziesel den „Verlockungen“ standhalten und bleiben. Von der Wiener Umweltschutzabteilung war niemand zu einer Stellungnahme bereit. Österreich hat jetzt zehn Wochen Zeit, um auf den Brief aus Brüssel zu reagieren.

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