Steinhofgründe: Bebauungspläne fertig

Der Bebauungsvorschlag für die Wiener Steinhofgründe ist fertig. Auf elf Baufeldern wäre laut den Experten und Architekten die Errichtung von maximal 160 Wohneinheiten möglich. Jetzt entscheidet die Politik.

Lange hatten zwei Bürgerinitiativen - mit tatkräftiger Unterstützung der „Kronen Zeitung“ und der Rathaus-Opposition - gegen Bebauungspläne für die Steinhofgründe in Penzing mobilgemacht. Ursprünglich war angedacht, bis zu 600 Wohnungen auf dem Gelände zu errichten. Dieses umstrittene Vorhaben wurde schließlich abgesagt - mehr dazu in Weniger Wohnungen auf Steinhof-Areal.

Elf Baufelder identifiziert

Es folgten ein Baustopp, ein Mediationsverfahren und der Einsatz einer Expertenkommission - mehr dazu in Steinhof: Mediation dauert Monate. Diese empfahl u. a., dass das komplette Areal in öffentlicher Hand bleiben soll, Grünstreifen und der Hauptteil des Geländes nicht zusätzlich neu bebaut werden sollen und überhaupt die Gestaltung des Projekts neu auszuloten sei. Das geschah im Rahmen eines „Testplanungsverfahrens“, dessen Endergebnis jetzt präsentiert wurde.

Visualisierung Steinhof-Gründe

APA/Schreinerkastler

Visualisierung der Bebauung

Insgesamt wurden elf mögliche Baufelder identifiziert, die sich allesamt im Osten des Areals befinden. Auf diesen könnten bis zu 160 Einheiten mit jeweils im Schnitt 100 Quadratmeter Bruttofläche entstehen, so der Stadtplaner und Vorsitzende des Expertengremiums, Christoph Luchsinger. Die Bauten sollten maximal 16 Meter hoch sein, was einem Erdgeschoß und drei Obergeschoßen entspricht, in Ziegelbauweise ausgeführt werden und sich in die Silhouette des historischen Bestands eingliedern. Auf dem Gelände befinden sich auch das denkmalgeschützte Otto-Wagner-Spital und die berühmte Jugendstilkirche.

Nutzung der Bauten weiter offen

Insgesamt wird eine Bebauungsdichte von 20.000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche vorgeschlagen - also wesentlich weniger als die ursprünglich projektierten 62.300 Quadratmeter. Das geschah aber nicht, weil man reduzieren wollte, so Luchsinger, sondern weil „es richtig und verträglich ist und dieses Areal absichert“.

Visualisierung Steinhof-Gründe

APA/Schreinerkastler

Die Nutzung der Bauten ist weiterhin offen, da noch kein Nachnutzungskonzept für das Gesamtareal vorliegt. Daher wurden im Zuge des Testplanungsverfahrens Wohnstrukturen mit Hauptaugenmerk auf Sonderwohnformen wie betreutes Wohnen und Wohngruppen untersucht. Zusätzlich könnten durch die Umnutzung der denkmalgeschützten Wirtschaftsgebäude 100 Einheiten realisiert werden, hieß es weiters.

VAMED-Bau soll „entfernt“ werden

Außerdem empfahl die Kommission „begleitende Maßnahmen“. Dazu zählen die Restaurierung mehrere Bestandsgebäude wie der „Fleischerei“ und des „Reitstalls“, die künftig etwa als Kinderhort bzw. als Einstellmöglichkeit für Fahrzeuge und Maschinen zur Parkpflege dienen könnten. Die ehemalige Pathologie sollte ein Museum oder eine Gedenkstätte werden. „Es gibt keine andere Nutzung für das historisch vorbelastete Gebäude“, so Luchsinger.

Schon bisher ließ die Kommission kein gutes Haar an dem bereits errichteten VAMED-Bau und dem Schwesternheim. Letzteres solle mittel- bis langfristig „entfernt“ werden, hieß es nun. Was den VAMED-Bau betrifft, so wurde vorgeschlagen, am Gebäude selbst Korrekturen vorzunehmen bzw. dieses mit den umliegenden Neubauten zu kaschieren. Die drei bestehenden Zufahrten sollen auf eine reduziert werden, die VAMED-Tiefgarage könnte von künftigen Bewohnern mitgenutzt werden.

„Ab jetzt politische Diskussion“

Die Vorschläge würden in den nächsten Tagen an Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) übergeben, so Luchsinger. Außerdem plädierten die Experten dafür, aufgrund des nun vorliegenden Konzepts die bestehende Widmung des Gesamtareals anzupassen. Wobei: „Die Architekten können nur Empfehlungen abgegeben“, sagte Architekt Adolf Krischanitz, der ebenfalls in der Kommission sitzt. Aufgabe sei es gewesen festzustellen, was in welcher Form möglich sei: „Ab jetzt ist es eine politische Diskussion“, so Luchsinger.

Vassilakou ist über den Bebauungsvorschlag erfreut. Nun gebe es ein Konzept, das klarstelle, wo gebaut werden dürfe, in welchem Ausmaß und in welcher Form, sagte sie. Weiters kündigte die Ressortchefin an: „Die Widmung wird entsprechend dem neuen Konzept reduziert.“ Eigentlich ist für die Umsetzung des neuen Konzepts keine Änderung notwendig, denn: „Die redimensionierte und stark reduzierte Neubebauung würde logischerweise auch ohne Neuwidmung möglich sein, weil sie die aktuelle Widmung deutlich unterschreitet.“

Kritik von FPÖ und ÖVP

Die Freiheitlichen übten auch an den neuen Vorschlägen Kritik: „Die Bebauungspläne für den Ostteil sind unverändert monströs, da helfen auch billige Taschenspielertricks genau nix“, so Planungssprecher Toni Mahdalik in einer Aussendung. Er ärgerte sich über „den rot-grünen Schmäh“, statt von 200 Wohnungen nur noch von 160 „Einheiten“ zu sprechen: „Die erst auf Nachfrage präzisierte Angabe, dass eine ‚Einheit‘ satte 100 Quadratmeter umfasst, macht deutlich, dass sich gerade in Zeiten stark wachsender Nachfrage für Single-Wohnungen locker 220 Wohnungen in Grünparadies ausgehen.“

Kritik kam auch von der ÖVP. Landesparteiobmann Manfred Juraczka forderte die Stadtregierung auf, ein Gesamtkonzept für das Areal zu präsentieren. 65.000 Menschen hätten sich für den „Erhalt des Kulturjuwels“ ausgesprochen, aber die Stadt lasse sie im Dunkeln, wie es mit dem Gesamtareal weitergeht, so Juraczka. Er kritisierte, dass die Stadt für das Areal noch nicht den Status des Weltkulturerbes beantragt habe.

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