Handwerker linkten „Wiener Wohnen“

Eine Liesinger Firma hat für die Sanierung von Gemeindewohnungen im Schnitt um ein Viertel zu viel verrechnet. Dieser Verdacht wurde jetzt durch interne Untersuchungen bestätigt, so Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ).

Spachtelarbeit

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Die Handwerksfirma arbeitete seit Jahren für Wiener Wohnen

Laut Michael Ludwig lässt sich der Sachverhalt zumindest aus 25 Wohnungen ableiten, die von Experten in den vergangenen Monaten regelrecht „seziert“ worden seien. Die Konsequenzen: Die Verträge mit dem Unternehmen werden mit sofortiger Wirkung gekündigt, die finanziellen Schäden eingeklagt.

Seit Herbst 2012 bestand der Verdacht, dass das mit der Sanierung von Gemeindewohnungen beauftragte Unternehmen nicht erbrachte Leistungen verrechnet hat. Daraufhin schaltete Wiener Wohnen die Staatsanwaltschaft ein, aktivierte die interne Revision und zog Spezialisten hinzu. Die 25 geprüften Wohnungen wurden zufällig ausgewählt.

Kein finanzieller Schaden für Mieter

Das betroffene Unternehmen hat Maler-, Anstreicher-, Bodenleger-und Reinigungsarbeiten durchgeführt. So sei eine Wand zwar ausgemalt worden, aber nicht wie im Auftrag vorgesehen dreimal, sondern nur einmal, nannte Wiener-Wohnen-Direktor Josef Neumayer ein Beispiel. Außerdem fehlte die Grundierung. „Wenn ich etwas bestelle, ist es nichts Ungehöriges, das zu verlangen, was ich bestellt habe“, unterstrich Neumayer. Mieter seien durch die Fehlverrechnungen nicht finanziell geschädigt worden.

Das Unternehmen habe bereits seit mehreren Jahren Aufträge für Wiener Wohnen durchgeführt. Im Schnitt sei es jährlich mit unterschiedlichen Arbeiten in 1.500 Wiener-Wohnen-Wohnungen befasst gewesen. Offen sind sind derzeit zwei Aufträge.

Mindestens 44.500 Euro zu viel verrechnet

Was den finanziellen Schaden betrifft, so wird nur jener eingeklagt, der sich aus den 25 Wohnungen ergeben habe. Der Betrag belaufe sich auf 44.500 Euro. Hinzu kommen anteilige Kosten, etwa für Gutachter, Rechtsanwälte und Personalaufwand.

Dass die Firma auch in weitaus mehr Wohnungen mangelhafte Arbeiten durchgeführt haben könnte, wird voraussichtlich ohne Folgen bleiben. „Wir haben derzeit nicht die Absicht, weitere Wohnungen zu überprüfen“, sagte Neumayer mit Verweis auf Personal- und wirtschaftliche Kapazitäten.

Auch andere Unternehmen verrechneten falsch

Im Zuge der Kontrolle wurden auch die Leistungen der anderen Unternehmen, die in den 25 Wohnungen Arbeiten erledigt hatten, unter die Lupe genommen. Auch hier entdeckten die Kontrollore vereinzelt Fehlverrechnungen. Diese Betriebe will sich Wiener Wohnen ebenfalls zur Brust nehmen und Wiedergutmachung fordern bzw., wenn es zu keiner Einigung kommt, klagen.

Sendungshinweis:

Wien heute, 13.11.2013,
19.00 Uhr, ORF 2

Im Zusammenhang mit den mutmaßlichen Betrugsfällen wurde auch Neumayer selbst mit einer Anzeige konfrontiert. Die Staatsanwaltschaft führe noch immer Erhebungen durch, so der Gemeindebauverwaltungs-Chef. Die Vorwürfe wies er einmal mehr „aufs Schärfste“ zurück. Auch gegen Mitarbeiter von Wiener Wohnen führte die Justiz in der Causa Untersuchungen durch. Diese seien mittlerweile eingestellt.

Als weitere Konsequenz rund um die falschen Abrechnungen wurde schon mit 1. Juli eine Expertentruppe eingerichtet, um von Wiener Wohnen beauftragten Firmen auf die Finger zu schauen - mehr dazu in Wiener Wohnen schickt Kontrollteams aus (wien.ORF.at; 27.7.2013).

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